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Russ Rankin (Good Riddance) im Interview

Russ Rankin

Foto: Pressefreigabe/Jo PR

Good Riddance-Frontmann Russ Rankin hat für den März 2022 eine Europatour angekündigt und wird in diesem Rahmen auch in vier deutschen Städten Halt machen. Außerdem kündigte er mit „Come Together, Fall Apart“ Anfang November sein neues Soloalbum für den 28. Januar 2022 an. Wir haben Rankin für ein Interview getroffen, aber lest selbst!

Mir wurde gesagt, ich sei kein Punk mehr, ich hätte mich von der Regierung und der Pharmaindustrie einer Gehirnwäsche unterziehen lassen. Es ist eine echt traurige Situation.Russ Rankin

Hallo Russ, danke, dass Du Dir Zeit für unser Interview nimmst! Du spielst demnächst eine Solo-Tournee mit ein paar Shows in Deutschland. Welches Gefühl verbindest Du mit Konzerten hier? Gibt es etwas, das Du besonders magst?
Russ: Ich habe es immer genossen, Konzerte in anderen Ländern zu spielen und Deutschland hat mich immer sehr gut behandelt. Ich kann üben, mein begrenztes Deutsch zu sprechen. Haha.

Dein neues Album „Come Together, Fall Apart“ enthält viele verschiedene Elemente und Musikstile. Welche Einflüsse, abgesehen vom Punkrock, gibt es?
Russ: Meine größten Einflüsse für diese Art von Musik sind wahrscheinlich Billy Bragg, Frank Turner und Rhett Miller. Ich möchte einen entspannten, lockeren Sound haben, aber ich möchte nicht, dass es jemals in Richtung Country oder Americana geht. Einfach, weil diese Art von Musik nicht zu meinem Hintergrund passt. Es sollte immer noch die Struktur, die Botschaft und die Härte des Punks haben.

Wenn Du Dein Solomaterial spielst, inwieweit kannst Du mehr Russ Rankin und weniger Good Riddance sein? Hast Du Material, das ursprünglich für Good Riddance-Songs gedacht war?
Russ: Alle meine Solosongs wurden immer als solche geschrieben. Keiner dieser Songs oder das Material auf meinem ersten Album, war jemals dafür gedacht, von einer kompletten Band gespielt zu werden. Ich mag es Geschichten zu erzählen, mit dem Publikum zu interagieren und mehr über die Themen der Songs zu erfahren.

2021 war aus bekannten Gründen ein seltsames Jahr, aber viele Musiker blieben aktiv. Was waren Deine – sagen wir mal drei – Lieblingsplatten aus dem Jahr 2021?

Russ: Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe mir das diesjährige Bleachers-Album angehört. Zählt das?

Welchen Rat würdest Du Bands/Musikern geben, die gerade jetzt ihre Karriere beginnen?

Russ: Es ist ein gnadenloses Geschäft, in das man einsteigt. Ich bin über den politischen Aktivismus dazu gekommen. Ich hatte nie vor, als Musiker zu arbeiten und als ich anfing, wusste ich nicht einmal, wie man ein Instrument spielt. Ich würde den Leuten raten ihren eigenen Weg zu gehen, nicht wie andere zu klingen und nichts anderes zu tun, als Spaß an der Sache zu haben, mit Leidenschaft dabei zu sein und etwas zu schaffen.

Dein Solomaterial ist also auch sehr politisch. Würdest Du sagen, dass Musik heute mehr denn je politische Botschaften vermitteln sollte?
Russ: Ich habe mich schon immer mehr zu politischer Musik hingezogen gefühlt und ich denke, sie ist besonders in der heutigen Zeit brandaktuell. Allerdings glaube ich nicht, dass ich derjenige bin, der entscheiden kann, worüber Künstler oder Bands singen sollten.

Wie stehst Du zu den Gegenbewegungen im Kampf gegen die Pandemie, z.B. Anti-Vax-Bewegungen?
Russ: Ich war verblüfft über die Anti-Masken-Bewegung, als die Pandemie ihren Anfang nahm, und ich bin auch jetzt noch verblüfft über die Anti-Impf-Bewegung. Das hat einen ziemlichen Riss in der Punkszene verursacht und ich bin in den sozialen Medien deswegen zerfetzt worden. Es ist wirklich verwirrend für mich. Ich habe in den letzten Jahren viele enge, langjährige Freunde verloren und das ist wirklich traurig.

Zumindest in Deutschland werden Punkrocker, ob liberal oder links, teilweise von beispielsweise rechten Aktivisten und Anti-Vaxern als „faschistisch“ oder „konservativ“ bezeichnet. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen (nicht alle) in unserer Community Impfungen befürworten. Was sind so Deine Erfahrungen in den USA? Hast Du das Gefühl, dass sich die „Rolle“ des rebellischen Punks durch die aktuellen Ereignisse verändert hat?
Russ: Wie ich bereits sagte, hat die Pandemie und die unzähligen Arten, wie die Menschen darauf reagiert haben und reagieren, zu massiven Rissen in der hiesigen Punkszene geführt. Leute, die die Welt seit Jahrzehnten mehr oder weniger auf die gleiche Weise gesehen haben, sind plötzlich zerstritten. Mir wurde gesagt, ich sei kein Punk mehr, ich hätte mich von der Regierung und der Pharmaindustrie einer Gehirnwäsche unterziehen lassen. Es ist eine echt traurige Situation. Jeder geht dem anderen an die Gurgel und beschuldigt ihn der einen oder anderen Sache. Das macht mich wirklich traurig.

Du hast dieses Thema auf Deinem aktuellen Album nicht behandelt, oder?
Russ: Nicht speziell. Ich schreibe gerne über allgemeinere Themen oder Haltungen oder politische oder soziale Systeme.

Nun zu den leichteren Themen: Du veröffentlichst Dein neues Album über drei verschiedene Plattenfirmen, eine davon ist das europäische Label SBÄM. Erzähl uns, wie Du und Stefan Euch kennengelernt habt.
Russ: Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern. Ich bin mir sicher, dass wir irgendwann einmal in Österreich auf einer Show oder einem Festival gespielt haben, das er organisiert oder promotet hat. Ich weiß, dass ich während der Pandemie von zu Hause aus für ihn bei einem Online-Festival gespielt habe. Er ist in Kontakt geblieben und hat letztes Jahr ein neues Soloalbum vorgeschlagen.

SBÄM ist ein Vinyl-Label, aber die Digitalisierung ist das Thema Nummer eins in der Musikindustrie. Welches ist Deine bevorzugte Streaming-Plattform und warum?
Russ: Ich liebe Apple Music. Ich mag die kuratierten Playlists und all die verschiedenen Möglichkeiten, neue Musik zu hören und kennenzulernen. Ich höre auch viel auf SiriusXM, hauptsächlich First Wave, Marky Ramones Punk Rock Blitzkrieg und Eishockeyspiele.

Siehst Du digitales Streaming als eine Chance oder eher als Last, die auf den Schultern der Industrie liegt?
Russ: Es ist finde ich eine natürliche und vielleicht auch notwendige Entwicklung. Wir müssen uns alle an den Fortschritt anpassen. Wie alles, hat es Vor- und Nachteile, doch es wird nicht verschwinden, also ist das alles eine Sache der Anpassung an diesen neuen Paradigmenwechsel.

Danke für das Interview und wir sehen uns hoffentlich auf einem Konzert in Deutschland!
Russ: Vielen Dank!

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