Russ Rankin und Wick Bambix live in Hannover

24. März, Kulturzentrum Faust

Familiäre Atmosphäre ist fast untertrieben, wenn man vom Akustikkonzert am letzten Donnerstagabend im Kulturzentrum Faust spricht. Im Mephisto präsentieren sich Good Riddance Frontmann Russ Rankin und Wick Bambix, Sängerin der 1988 gegründeten Band Bambix. Nur mit leicht verstärkter Gitarre und Stimme ausgestattet, setzen die beiden ihr jeweiliges Alleinstellungsmerkmal gekonnt in Szene und die ca. 50 Gäste des Abends fühlen sich in die Zeit der Jahrtausendwende zurückversetzt.

„I wish I had some comfortable chairs for you.“

Schreckliche Chefs

Wick begrüßt uns auf Deutsch mit ihrem niederländischen Akzent und verbreitet eine entspannte Wohnzimmer-Atmosphäre. Schon beim ersten Ton beweist sich ihre starke Stimme, die über die letzten Jahre keinerlei Wirkung verloren hat. Wick kann sehr gut alleine die Bühne füllen, denn auch im Bandkontext ist ihr unverkennbares Markenzeichen sehr präsent. Beim dritten Song versucht sie das Publikum zu animieren und baut einen singalong Part ein. Die Stimmung ist noch etwas zurückhaltend und schleppend; taut allerdings etwas auf, als das Publikum befragt wird, wer oder was unserer Meinung nach so einen richtigen Kinnhakenschlag verdient hätte. Die Frage bereut sie sofort, nachdem sie versucht die Antwort „schreckliche Chefs“ in ihren Song einzubauen und sich dabei charmant amüsant verhaspelt.

Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
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Zwei Alben und eine handvoll Cover

Nach 9 Songs und einer kurzen Pause betritt Russ Rankin die Bühne und spricht aus, was sich alle wünschen: „I wish I had some comfortable chairs for you.“ Nach zwei Jahren Pandemie ist man längere Konzertabende im Stehen nicht mehr gewohnt. Rankin veröffentlichte bereits zwei Soloalben und spielt diese heute auch fast komplett. Man merkt ihm die Motivation und Energie an seine Songs präsentieren zu dürfen. Immer wieder versucht er mit dem Publikum zu interagieren und fragt, ob es in Ordnung sei, wenn er etwas mehr Hintergrund zu seinen Songs erzählt. Natürlich nicken und murmeln alle zustimmend, als ob wir eine Wahl hätten. Leichte Themen, wie ein ausgedachtes Ehe-Szenario am Flughafen werden besungen, aber auch politische Ungerechtigkeiten finden ihren Platz. In den USA gibt es kein ausreichendes Gesundheitssystem oder gute Bildung, ohne ein Vermögen dafür auszugeben. Stattdessen werden Millionen in die Rüstungsindustrie gesteckt, berichtet Rankin und kündigt somit den Song „Abolish The Senate“ an.

Vom Altern und neuen Batterien

Der Song „Babel“, der auf seinem neuen Album zu finden ist und auch ein Cover der Band The Pokes, treiben das Tempo nach vorn, bevor es auch schnell wieder ruhiger zugeht – wir sind schließlich alle nicht mehr die Jüngsten, das muss man sich nach zwei Jahren wohl uneingeschränkt eingestehen. Offensichtlich scheint auch die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums unter der langen Konzertpause gelitten zu haben, denn mehr und mehr breitet sich Unruhe im Raum aus und Gespräche unter den Zuhörenden werden hier und da hörbar geführt und lautes Lachen unterbricht die gemütliche Stimmung. Leider versagt dann auch noch die Gitarre und führt zu Soundproblemen, die der Tontechniker glücklicherweise mit einem schnellen Batteriewechsel beheben kann, für den sich Rankin immer wieder dankbar zeigt. Drei eigene und drei Coversongs als Zugabe beenden diesen gelungenen Abend, Autogramme verzieren Plattencover und das letzte Bier wird an der Bar geleert.

Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
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Foto: Maria Graul
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Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
Foto: Maria Graul
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Louise and Maria

Punk ist noch lange nicht dead. Als Kind der 90er fing bei Loui die musikalische Reise mit Avril Lavigne, den Ärzten und The Offspring an und festigte sich schnell im Punkrock mit Nofx, The Distillers und Social Distortion. Wenn sie nicht gerade selbst hinter Schlagzeug oder Kamera sitzt und steht, ist sie auf sämtlichen Clubkonzerten der Republik zu finden - je kleiner und ranziger, umso besser. Gegen eine gute 80er/90er Party spricht sowieso nie etwas. Die Kamera immer mit auf Reisen dabei, versucht sie so die Welt durch ihre Augen zu präsentieren. Ansonsten verbringt Loui ihre Abende mit ihren 3 adoptierten Katerkindern allein auf dem Sofa oder philosophiert mit Freund*innen über Feminismus, Anti-Rassismus, Pflanzen, Essen und sämtliche Ungerechtigkeiten und Banalitäten der Welt.

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