Wenn noch recht junge Bands in diesen Zeiten den Mut aufbringen und gemeinsam eine Headliner-Tour auf die Beine stellen, dann kann das funktionieren, aber auch kolossal scheitern. Diesen Mut brachten SetYourSails und Rising Insane gemeinsam auf und das mit Erfolg. Den Beweis lieferte unter anderem die Show in Hannover auf der Unite & Conquer“ Co-Headliner Tour“. Im Béi Chéz Heinz finden sich bei bestem Abendwetter am 11. Mai 2024 knapp 250 Leute ein und feiern eine große Metalcoresause. Hannover ist damit aber eine der wenigen Shows, die nicht ausverkauft ist. Im Vorprogramm sind Vinta mit von der Partie.
Traurige Songs und wilder Mosh
Zum Start sind also Vinta aus Köln an der Reihe. Pünktlich um 20.00 Uhr geht es los und der Kellerclub in Hannover-Linden ist bereits ordentlich gefüllt und sehr aufgeheizt. Auf der Bühne leuchten die fünf Namensbuchstaben der Band. Musikalisch gibt es von Beginn an Metalcore, mit deutschen Texten und vielen elektronischen Samples, die ein wenig an die neue Platte von While She Sleeps erinnern, zu hören. Wie man es dreht, die Band kommt durchaus ziemlich gut an, mit dieser eher ungewöhnlichen musikalischen Ausrichtung. Los geht es nach einem kurzen Intro mit „Schon okay“ und „Durch die Nacht“. Die Band erwartet einen tollen Abend, so der Sänger. Weiter geht es mit der Coverversion von „Durch den Monsun“ von Tokio Hotel. Hannover soll mit der Band springen und kommt dem umgehend nach. Es wird immer heißer im Béi Chéz Heinz, doch Band und Zuschauer scheint das kaum zu stören.
Es ist die mittlerweile achte Show als Support für SetYourSails und Rising Insane. Man habe immer davon geträumt, so der Sänger und der sich bei den zahlreichen Besuchern dafür bedankt. Es folgen „Allein“, die neue Single „Gift“ und „Du fragst nicht mehr“, der traurigste Song, den die Band je geschrieben hat. Und man schreibe eigentlich nur traurige Lieder, so der Sänger. Man ist dann noch begeistert, dass die Hannoveraner so textsicher sind, dann ist das Set nach „Kopf zu laut“ und knapp 30 Minuten Spielzeit vorbei. Den meisten Zuschauern scheint es gefallen zu haben. Die Band kommt übrigens im Oktober wieder nach Hannover.
Eskalieren, bis das Wasser von der Decke tropft
Weiter geht es um 20.50 Uhr mit Rising Insane. Nach kurzem Intro wird das Publikum von Sänger Aaron mit den Worten „Hannover, was geht“ begrüßt, dann bricht die Hölle los. Von Beginn an scheint es kein Stillstehen mehr zu geben, sowohl auf der Bühne, als auch davor. Der ganze Kellerclub springt und so steigt die Stimmung immer weiter an. Musikalisch bewegt man sich auf der Schnittstelle von Post-Hardcore und Metalcore, was gleich die ersten Songs „Burn“, die neue Single „Reign“, „Chemicals“, „Breakout“ oder „Drag Me Under“ unter Beweis stellen. Hannover hat Bock, die Band offensichtlich auch und so geht es mächtig zur Sache. Aaron möchte diesen Abend zum Kochen bringen, so dass das Wasser von der Decke tropft. Und so folgen diverse Circle Pits um die Säule mittig vor der Bühne. Schon das letzte Mal sei in Hannover alles eskaliert und so freut man sich sehr auf die heutige Show und dass man wieder da ist, so der Sänger.
Als nächstes steht ein Gesangwettbewerb zwischen den Städten der Tour an, wer denn wohl am lautesten mitsingt. Man wollte mal etwas Besonderes machen. Es folgen kurze Interpretationen u.a. von „Living On A Prayer“ zum Test, danach kommt „Maniac“ und es wird sehr, sehr laut. Alles singt mit und so landet Hannover sicher weit vorne. Aaron schwitzt dabei mehr als in der Sauna, wie er sagt. Die Band aus Oldenburg macht unglaublich Spaß und das überträgt sich auf jeden der da ist. Mit „Malicious“ gibt es ein weiteres neues Lied vom neuen Album „Wildfires“, welches Ende August erscheint. Aaron möchte, dass alle vor Ort den Moment genießen und kurz alles vergessen. Weiter geht es mit „High Hopes“, wo es nun vollends zu eskalieren scheint und „Monster“. „Something Inside Of Me“ ist dann der Zeitpunkt, an dem Aaron sich Zeit nimmt, um über schlechte Zeiten zu sprechen. Ihm erging es so und er weiß, dass es vielen so geht. Freunde hätten ihn aufgebaut und so ermutigt er alle, niemals aufzugeben. „Meant To Live“ bildet dann das Ende des Sets, doch man will noch nicht ganz auf die Tanzschuhe verzichten und so folgen noch „When My Anger Burns“ und die The Weeknd-Coverversion „Blinding Lights“. Klasse Set, super Stimmung und extrem kurzweilige 60 Minuten. Auf das neue Album darf man sehr gespannt sein.
Ein Applaus für Euch
Nun sind ab 22.10 Uhr noch SetYourSails an der Reihe. Und wer jetzt denkt, dass Rising Insane alles an diesem Abend an die Wand spielen würden, der täuscht sich. Denn das Kölner Quartett, um die charismatische Lady mit dem Hut, Frontfrau Jules, legt tatsächlich noch einen drauf. Was für eine Power diese Frau hat. Von Beginn ist auch bei SetYourSails der Teufel los. Nach einem kurz eingespielten Scooter-Intro geht es los mit „Bad Blood“, „Halo“ und „Nightfall“. Schon früh stehen auch hier Headbanging und Circle Pits im Mittelpunkt und so möchte Jules gerne ein paar Genicke brechen sehen – überspitzt formuliert. Die Stimmung heizt das nur weiter an, was sich weiter in den Temperaturen niederzuschlagen scheint. So wird dann auch bald bei „Dangerous“ der größte Circle Pit gefordert, den dieser Club je gesehen hat. Nah dran war es vielleicht, der größte aber sicher nicht.
Die Band überzeugt vor allem durch Spielfreude und sichtbar Bock auf die Show und das kommt eben an. Im Gepäck hat die Metalcore-Combo im Übrigen ihr neues Werk „Bad Blood“, dessen Songs den Schwerpunkt der Setlist bilden. Dazu gehören auch „Best Of Me“ und „Bad Company“. Jules ist unfassbar dankbar für den Support, den man kaum beschreiben könne. Es ist die erste Co-Headliner-Tour der Band und diese läuft trotz aller Bedenken im Vorfeld hervorragend. „Wahnsinn, ein Applaus für euch“, so die Sängerin. Es folgen weitere Lieder wie „Why“, der besonders für Jules wichtige und persönliche Song „Lately“. Ruhige Parts werden hier von Ausbrüchen abgelöst. Hannover kann offensichtlich immer noch und holt noch einmal Luft. „Habt Ihr noch Energie?“, fragt Jules dann passendweiser auch und wie gesagt, Hannover hat, was sich bei „T.F.M.F“ und dem Schlussakkord „Eternally“ noch einmal zeigt. Es folgen aber noch mit „Ghosts“, „Mirror“ und „Fckoff“ drei Zugaben. Dann ist die Sause nach 60 Minuten vorbei. Das hat richtig Spaß gemacht. Tolle Bands, tolle Stimmung. Gerne bald wieder.