Rund zehn Jahre hat es gedauert, bis die kanadische Alternative Band Sights & Sounds ihrem Debütalbum „Monolith“ einen Nachfolger spendierten. Von einem Comeback kann man bei „No Virtue“ allerdings nicht wirklich sprechen, dafür ist die Veröffentlichung des Debüts wohl schon zu lange her und ein Anknüpfungspunkt an das alte Material nur mäßig gegeben.
A propos Comeback (dieser Übergang ist vielleicht etwas platt, aber einfach eine Steilvorlage #sorrynotsorry): Ja, der Herr hier am Mikrofon ist ebenfalls der Comeback Kid Frontmann Andrew Neufeld, der hier beweist, dass er auch Cleangesang kann. Parallelen zur Hardcore/Punk Band lassen sich hier aber definitiv keine ziehen – soviel sei im Vorfeld gesagt.
„Kein Comeback, sondern ein Neustart“
Die inneren Gallaghers
Mit den Worten „No Virtue restores you“ starten Sights & Sounds in den Titeltrack der Platte. In dem Song geht es darum, aus seinen Fehlern zu lernen und mit ihnen seinen Frieden zu schließen. „Wenn man mal ganz ehrlich ist, wird unsere Vergangenheit immer ein Teil von uns sein, wir werden sie nie vergessen“, erklärt Andrew Neufeld. „Aber wir sollten unser Augenmerk immer nur auf die Gegenwart und Zukunft richten. Ob es dir gefällt oder nicht, manchmal legt der Staub sich nie. Für den Gesang haben wir unsere inneren Gallaghers heraufbeschwört, und musikalisch wollten wir einen Hackers/Cyberpunk-Vibe entstehen lassen. Der Drumbeat kommt direkt von The Prodigy.“
Lange haben Sights & Sounds an dem neuen Album gearbeitet, das laut Neufeld ein absolutes Herzensprojekt ist. Scheinbar schüttelte die Band jegliche Erwartungshaltungen an ein Nachfolgealbum ab und startete mit „No Virtue“ ohne Zwänge gänzlich neu. So bleibt viel Platz für Experimentelles und die verschiedenen musikalischen Einflüsse der Bandmitglieder. Während der Opener sehr elektronisch daherkommt, schaltet beispielsweise „Caught Up“ – bei dem es Unterstützung von Nicole Dollanganger gibt – einen Gang runter, ohne dabei an Intensität zu verlieren.
Ein Mix, der am Ende immer wieder stimmig ist
Songs wie „Ride“ oder „WWR“ kommen eher poppig daher, Vertreter wie „Black Mamba“ muten auch immer wieder psychedelisch und hypnotisch an. „“No Virtue“ ist ohne Frage die schwierigste Platte, an der ich jemals gearbeitet habe. Aber es ist auch das Album, bei dem ich mich am meisten darauf freue, es mit der Welt zu teilen. Auch wenn es nach dem Debüt und der EP bereits unser dritter Output ist, ist dieses Album wie ein Neustart“, so Neufeld.
Hört man sich durch das Album, muss man sich erst einmal durch eine Vielzahl an Emotionen kämpfen und zurechtfinden. Elektronische Elemente treffen auf Pop und klassischen sowie modernen Rock. Es gibt viel zu entdecken! Das liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass Neufeld auch auf diesem Album lyrisch an tiefgreifende Themen anknüpft. Herausgekommen ist ein Mix, der am Ende immer wieder stimmig ist. Kein Comeback, sondern ein Neustart. Und mit jedem weiteren Durchgang wird mehr und mehr klar: Der Neustart ist definitiv gelungen!
Video: Sights And Sounds – Resurface