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Silverstein und Trash Boat in Hannover

Trash Boat gehören definitiv zu den Supportacts, die man nicht so schnell vergisst

Als die britische Punkband Trash Boat die Bühne betritt, ist das Béi Chéz Heinz bereits gut gefüllt. Druckvoll startet der Fünfer um Tobi Duncan in den stürmischen Mittwochabend. Duncan schmettert den Opener „Strangers“ unter einer schwarzen Kapuze verborgen in die Menge und scheint schnell festzustellen, dass die Temperaturen im Keller rasch in die Höhe klettern werden. „Hi Hannover, wir sind Trash Boat aus London. Wir waren noch nie hier bei Euch. Es ist uns eine Ehre heute für Euch spielen zu dürfen!“, begrüßt der Frontmann sein Publikum.

Der Großteil der an diesem Abend gespielten Songs stammt vom kürzlich veröffentlichten Album „Nothing I Write You Can Change What You’ve Been Through“. Die Gesichter der Gäste wirken aufmerksam und erfreut, es wird sich vorsichtig im Takt der Musik bewegt. Schnell wird klar, dass die Engländer das oft kritische Publikum von der Leine auf ganzer Linie abholen können. Bestätigt wird dies auch durch immer wieder auftauchendes respektzollendes Zunicken unter den Besuchern. Trash Boat gehören definitiv zu den Supportacts, die man nicht so schnell vergessen wird, sondern eher erfreut in die heimische Plattensammlung aufnimmt.

„Habt Ihr Bock den Laden heute so richtig mit uns abzureißen?“

Während einer kurzen Umbau- und Verschnaufpause im Innenhof des Béi Chéz Heinz wird klar, dass der Sommer seine Segel gehisst hat und stürmisch in den Herbst braust. Schnell zurück in den gut aufgeheizten Keller. Der Headliner des Abends lässt natürlich nicht lang auf sich warten und so füllt sich der Raum vor der Bühne zusehends. Schnell wird klar, dass heute kein Zentimeter zwischen Publikum und Bühne bleiben wird.

„Hannover, wie geht es euch heute Abend?“, begrüßt der Silverstein Frontmann Shane Told die 400 Gäste im „Keller des Vertrauens“ und führt fort: „Wir sind Silverstein aus Ontario, Kanada. Habt Ihr Bock den Laden heute so richtig mit uns abzureißen?“ Ohne dass die Gäste groß reagieren können, legen die Kanadier energisch los. Das zustimmende Grölen der Anwesenden lässt sich nur durch die zur Bühne gestreckten Hälse und in die Luft geschleuderten Fäuste erahnen.

Crowdsurfen im Schweinsgalopp

Ab der ersten Sekunde machen Silverstein das, was sie versprechen. Told beugt sich immer wieder ins Publikum, singt die Texte in die Menge und wirkt schnell zufrieden mit der Stimmung dieses Abends. Das Publikum wartet nicht mehr ab, es beobachtet nicht – wie so oft – das Treiben auf der Bühne. Nein, die heute anwesenden Musikjünger sind seit dem ersten Akkord deutlich euphorisiert. Textsicher und mit in der Luft klatschenden Händen springen sie auf das kanadische Schweinsgalopp auf und lassen sich durch den Abend tragen.

Bereits nach dem zweiten Song „Massachusetts“ bedankt sich die Band bei ihren Fans und stimmt ein schallendes „Hey, Hey…“ an, worauf die Menge erneut die Fäuste in die Luft schnellen lässt und mit Gleichem reagiert. Kurz darauf stellt Told fest, dass die Decke hier im Keller ganz schön tief hängt und dass man ohne größeres Zutun schnell mit dem Kopf darunter klebt. Sein Resümee hält fest, dass springen dann heut wohl nicht drinnen sei. Den Besucherraum stört diese Erkenntnis weniger und prompt schwebt der erste Crowdsurfer durch den Saal.

Das Béi Chéz Heinz gleicht einem Regenwaldhaus

Während der Herbst seine ersten stürmischen Vorboten in die Nacht schickt, begeben sich die Besucher der „For The Fans“-Tour auf eine tropische Reise. Das Béi Chéz Heinz gleicht einem Regenwaldhaus, was der Stimmung allerdings absolut nicht schadet. Silverstein nutzen unterdessen das gesamte Bewegungsspektrum der Bühne aus. Told sucht immer wieder Halt an der Mittelsäule und beugt sich in die feiernde Menge. „Es ist ganz schön warm geworden“, stellt der Frontmann fest und erkundigt sich nach dem Befinden der Gäste. Dann passiert etwas, was in Hannover nicht so oft geschieht. Um die Sicherheit der Gäste und sicherlich auch seiner Band bedacht, bittet Shane Told um einen Schritt Platz zwischen Bühne und Besuchern. Die Crowd kommt der Bitte nach. Kurz darauf erklingen die ersten Töne von „Your Sword Vs. My Dagger“ und der Abstand gehört der Geschichte an.

Während der Schweiß der tobenden Menge sichtlich über die Körper läuft, nimmt die Stimmung im Saal mehr und mehr Fahrt auf. Die Band spielt sich quer durch ihre Diskographie. Die Chöre aus dem Publikum halten ausdauernd und druckvoll mit. Crowdsurfer entern die Bühne und verwandeln sich in Stagediver, um wenige Minuten später als Crowdsurfer zurückzukehren – ein endloser Kreis.

„Wir spielen die Songs, die ihr kennt und liebt“

„Füüüüüüür die Fans!“, stellt der Frontmann fest und bestärkt, dass Silverstein das auch genauso meinen: „Wir spielen die Songs, die Ihr kennt und liebt. Und direkt setzen die Mitsingchöre zu „Smile in Your Sleep“ berauscht ein. Sowohl auf als auch vor der Bühne steigert sich das Tempo und gefühlt ist der Zenit des Abends noch lange nicht erreicht. Mit „Ghost“ setzen Silverstein laut Told zum ältesten Song des neuen Albums an und der Gitarrist Paul Marc Rousseau zieht die Show tapfer in seiner hitzeverdächtigen Lederjacke durch.

Silverstein haben ihre Fans ohne große Schwierigkeiten fest im Griff. Der heutige Abend gleicht einer wunderbaren musikalischen Symbiose und unterstreicht immer wieder das Ursprungsthema „For The Fans“.  Kurz bevor es scheinbar von der Decke zu tropfen beginnt rufen Silverstein zum Moshen auf und es geht nochmal ordentlich rund. Promp steigen die Temperaturen erneut und Told erkundigt sich nach Abhilfe: „Gibt es hier sowas wie Zeitungen oder Ventilatoren?“ Der englische Begriff „fan“ im Bezug auf Ventilator erzeugt ein spontanes Wortspiel bei einem der Gäste. Er schreit „For The Fans“ in die Menge und hat sympathisierende Lacher auf seiner Seite.

Mit „Thank you so much“ verabschiedet sich die Band nach gut 65 Minuten von der Bühne. „One more Song“-Chöre setzen ein und der Fünfer kehrt schnell zurück. Josh startet in den 10-Sekundensong „See Ya Bill“ und bringt mit stetiger Wiederholung auch den Rest zurück auf die Bühne. Ein absoluter Hardcore-Kracher. „Danke Hannover, dass Ihr hier wart. Jetzt kommt der letzte Song. Bis zum nächsten Mal!“, verabschieden sich Silverstein mit „My Heroin“ nach etwa 75 Minuten absoluter Extase in die Nacht.

Silverstein

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Trash Boat

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