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Slime und Abfluss live in Hannover

Foto: Robert Höwelkröger

Slime sind wieder da. Nun auch endlich live auf ausgedehnter Tour. Nach dem Anfang des Jahres mit Tex Brasket der neue Sänger präsentiert wurde und es damit überraschend weiterging, folgte im Sommer das neue Album „Zwei“ und einige erste Festivalauftritte. Und nun die Tour, mit der nach dem Ausstieg von Dirk Jora im vergangen Jahr wohl keiner mehr gerechnet hätte. Am Donnerstag, den 24. November, ist die Band dann auch in der Faust in Hannover zu Gast. Und knapp 500 Besucher wollen sich unbedingt selber ein Bild vom neuen Sänger und den alten Slime machen. Als Support eröffnen Abfluss den Abend.

Abfluss: Punk hält jung und fit

Um 19:45 ist es soweit und Abfluss aus Hannover bzw. Peine entern die Bühne. Noch ist der Zuschauerandrang überschaubar, doch im Laufe des knapp 40-minütigen Sets füllt sich die 60er-Jahre-Halle so langsam. Abfluss spielen klassischen schnellen und rauen Deutschpunk mit mal ernsten und mal weniger ernsten Texten. Und so werden Songs wie „Wir sind bereit“ oder „Herri Brauerei“ als Hommage an das Lieblingsgetränk der Band vorgetragen. „Hier wird Liebe und Leidenschaft in Flaschen abgefüllt“, erklärt Sänger Klaus dazu, der erst kürzlich das Mikro bei Abfluss übernommen hat. In diesem Jahr feiert die Band im Übrigen bereits ihr 31-jähriges Bestehen. „Punk hält jung und fit“ so der Frontmann, denn dafür sei man ja der Beweis. Das wird mit dem neuen Song „Nach all den Jahren“ gefeiert. Abfluss sorgen für gute Laune und vor der Bühne wächst auch die Anzahl derer, die ein wenig tanzen bzw. pogen. Weitere Lieder des Abends sind dann u.a. noch „Was kostet unsere Welt“ oder „Wachstum“, bevor die Band ihr Set beendet. Ein guter Auftritt, der offensichtlich bei vielen Besuchern gut angekommen ist.

Die Scorpions aus Hamburg

Auch bei Slime hält Punkrock bekanntlich jung und fit. Denn die Herrschaften feiern bereits 40-Jahre Bandgeschichte –  nun eben mit neuem Sänger. Gegen 20:50 Uhr betreten die Bandmitglieder nacheinander die Bühne. Gitarrist Elf begrüßt die Meute mit einem „Moin, kommt Ihr klar? Wir sind die Scorpions aus Hamburg“, dann geht es los mit „Komm schon klar“ vom neuen Album „Zwei“. In dem Song verarbeitet Sänger Tex seine Lebensgeschichte und vor allem die Zeit, als er auf der Straße lebte. Weiter geht es mit „ACAB“. Danach begrüßt auch Tex das Publikum mit einem „Schön guten Morgen Hannover. Seid Ihr schon wach? Wir arbeiten noch dran, vielleicht geht es gemeinsam besser?“ Es folgt „Nix von Punkrock“. Und erneut ergreift Tex Brasket danach das Wort und stellt die Frage an die Anwesenden: „Wisst Ihr wer Ihr seid? Wisst Ihr wenigstens wer wir sind?“ Um dann mit „Alle gegen Alle“ zum Spielen aufzufordern. „Ihr seid ja wirklich wach. Und das um diese Uhrzeit“, ergänzt Tex noch, nachdem der Hits richtig abgefeiert worden ist.

Das Set ist kurzweilig und eine gute Mischung aus Klassikern und vielen neuen Songs. Und Hannover nimmt das gut an. Vor der Bühne wird ordentlich getanzt und gepogt. Die Stimmung ist prächtig und vor allem die alten Hits werden auch überall in der Halle lauthals mitgegröhlt. „Schießen dürfen“ ist noch kein richtiger Klassiker, da noch nicht so alt, wird aber dennoch textlich beherrscht. „Bester Freund“ vom neuen Album handelt dann von der Sucht und Tex teilt stolz mit, dass er nun schon sechs Monate clean vom Speed sei. Gratuliere Tex!

Songs zwischen Nostalgie und akustischem herunterkommen

Die nächsten Lieder der Setlist sind u.a. „Zweifel“, „Weil fickt euch alle“, „Alptraum“, „Zusammen“ sowie „Schweineherbst“ und „Deutschland“. Mit den Texten der letzten zwei genannten Songs ist Tex selber groß geworden und stolz nun Teil der Band zu sein. Die ersten weiblichen Crowdsurfer sind zu beobachten, auch männliche folgen bald. Tex wundert sich zwischendurch, was er hier überhaupt macht, freut sich aber sehr, in Hannover zu sein. „Outlaw“ wird genutzt, um die Band ausgiebig vorzustellen. Beim Abwärts-Cover „Computerstaat“ erhalten Slime gesangliche Unterstützung von Olli Bockmist, u.a. Sänger bei Band Ohne Anspruch aus Hannover. Den gesanglichen Hauptpart übernimmt hier übrigens Elf.

Es folgt ein kleiner Akustikpart, den Tex mit den Worten „Habt Ihr Bock, mal ein wenig herunterzufahren“ ankündigt. Dass sich aber ein Großteil des Publikums tatsächlich hinsetzt, überrascht dann doch. „Zu Kalt“ und „Gewalt“ werden nur mit zwei Akustikgitarren und Gesang zum Besten gegeben. Auch „Taschenlampe“ ist noch halb akustisch. Die volle Punk-Power kommt dann schließlich mit „Sein wie die“, „Ebbe und Flut“ oder dem Song gegen Kindesmissbrauch „Mea Culpa“ zurück. Ein starkes Statement! „Religion“ setzt schließlich einen ersten und lauthals gefeierten Schlusspunkt unter das Konzert.

Gelungenes Konzert – etwas Kritik

Natürlich folgt noch ein Zugabenpart, der unter anderem mit „Linke Spießer“ und „Störtebecker“ noch zwei Kracher im Programm hat, auf die Hannover sehnlichst wartet. Dann ist nach zwei Stunden Spielzeit Schluss. Und die Stimmung im Publikum ist ein wenig gemischt. Grundsätzlich ist der Abend hervorragend gelungen. Der Sound ist super und die Zuschauer haben Spaß und kommen auf ihre Kosten. Allerdings stoßen die vielen sehr langen Ansagen von Sänger Tex auf ein wenig Publikumskritik, wie man nach dem Konzert hört. Das tut aber dem Gesamteindruck eines sehr guten Konzerts keinen Abbruch. Und vor allem die Vorab oft gehörte Sorge, Sänger Tex könnte die vielen alten Hits gesanglich nicht meistern, erweisen sich als unbegründet, denn seine Stimme ist top. Musikalisch ist das Ganze ein wirklich runder Abend.

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