Manchmal ist das Leben einfach ein Arschloch. Das Trio Somos aus Boston hatte nach längerer Pause endlich ihr neues Album im Kasten, als plötzlich und unerwartet Gitarrist Phil Haggerty verstarb. Kurzerhand wurde das Album vorab digital veröffentlicht und alle Einnahmen wurden den Hinterbliebenen von Phil überlassen, um ihn ein anständiges Begräbnis zu ermöglichen. Alles, was über die Kosten der beerdigung ging, wurde ausnahmslos an die Heather Heyer Foundation, wo noch einmal zusätzlich über 3.000,00$ gespendet werden konnten. Eine tolle Geste der Band und des Labels Tiny Engines.
„Phil Haggerty wird durch die wunderschöne Scheibe „Prison On A Hill“ ewig weiterleben“
Somos sind aber schon immer bekannt dafür gewesen, sich für andere einzusetzen und gegen Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Fremdenhass zu stehen. Und genau hierum dreht sich auch das aktuelle Album der Band „Prison On A Hill“.
Diesen Satz veröffentlichte die Band kurz nach Erscheinen ihres neuen Werks und er trifft den Nagel richtig auf den Kopf. Das Album nimmt sehr deutlich Stellung gegen alles, was aktuell grad so schiefläuft, sei es in den U.S.A. oder dem Rest der Welt. Sei es Rassismus, Anti-Flüchtlingspolitik, die mehr als fragwürdige Politik von Trump oder Gender-Diskriminierung. „Prison On A Hill“ ruft zum Kampf für eine bessere Welt auf, was gekonnt lyrisch in Szene gesetzt wird. Ein sehr gutes Beispiel ist hier die Textzeile des Songs „New Blood“, wo Sänger Michael Fiorentino die Zeilen „New blood on their feet again / It doesn’t really matter how long it’s been… When it starts, your time’s up / I can’t wait much longer.“, singt, um damit die Schusswaffenpolitik in den U.S.A. an den Pranger zu stellen.
„Stadionrockartige Melodien mit einer politischen Message“
Wer jetzt aber musikalisch erwartet, dass es sich bei solch einer Message um ein wütendes und brachiales Album handelt, der ist gewaltig auf dem Holzweg. Hier trifft richtig gut inszenierter Dream-Pop-Rock auf eine geballte Ladung 80er-Musik. Man hätte wohl nie vermutet, dass so etwas funktioniert, aber genau das tut es. Somos haben hier zwölf wunderbare Songs geschrieben, die sich allein von der instrumentalen Seite tief in die Gehörgänge einnisten. Das hat wiederum zur Folge, dass die Message des Albums langsam aber unaufhaltsam ins Gehirn einsickert und sich dadurch nachhaltig im Kopf festsetzt. Getreu dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Sehr clever gemacht, die Herren.
Wer auch nur den geringsten Zugang zu solch einer Musikrichtung hat, sollte sich „Prison On A Hill“ definitiv zu Gemüte führen. Besser konnten stadionrock-artige Melodien mit einer politischen Message kaum verpackt werden und Phil Haggerty wird durch die wunderschöne Scheibe „Prison On A Hill“ ewig weiterleben.
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