Noch bevor es für Spanish Love Songs so richtig losgeht, müssen sich die kalifornischen Punks schon mit den Besten ihres Genre messen lassen. Als Vergleich werden Bands wie The Menzingers, Iron Chic und Tiny Moving Parts herangezogen. Das vollkommen zurecht, denn auf ihrem zweiten Album “Schmaltz” klingen die Fünf aus Los Angeles wie der kleine Bruder eben jener Bands, der endlich auch mal mitspielen und zeigen will, was er alles kann.
Selten hat sich Herzschmerz so gut angefühlt
Die Band um Sänger und Gitarrist Dylan Slocum hat sich spätestens seit ihrer EP “Buffalo Buffalo” zu einem (mittlerweile nicht mehr so geheimen) Geheimtipp entwickelt. Über die volle Länge wissen die melancholischen Lyrics von Slocum absolut zu begeistern. Immer wieder sucht er darüber seinen Platz in dieser – für ihn oft sehr fremden – Welt oder verarbeitet Trauer sowie Verluste. Dabei balancieren die Texte über einem schmalen Grat zwischen Egozentrik und Empathie. Dazu die wunderbaren Melodien und Herz- bzw. Weltschmerz fühlen sich fast schon wieder gut an.
Herausragend sind Lieder wie das treibende “Sequels, Remakes and Adaptions” und das selbstironische “The Boy Considers His Haircut” in dem es heißt “I want to find a haircut that fits me that hasn’t been co-opted by Nazis.” – nachvollziehbar!
Der erste schöne Tag nach einem langen, dunklen Winter…
Am besten lässt sich das Album (mit ein wenig Augenzwinkern) durch einen Ausschnitt aus den Lyrics des Songs “Bellyache” beschreiben, in denen es heißt: “…stealing from some I found great; showing up a year too late” – denn so ist es: alles was Spanish Love Songs machen, ist nichts Neues und man hört die Einflüsse der Band deutlich heraus. Was sie dann daraus machen ist doch schon wieder etwas Besonderes.
“Schmaltz” klingt wie der erste schöne Tag nach einem langen, dunklen Winter. Die hymnischen Melodien von Gitarre und Gesang sind die Sonnenstrahlen, die das depressive Gemüt kitzeln – während sich Texte aus den zum Teil düsteren Ecken des Gehirns mit neu gewonnener Lebensfreude mischen. Ein Album wie gemacht für den gerade beginnenden Frühling.