Still Talk sind eine vierköpfige Band aus Köln und veröffentlichten ihre erste Single 2017. Mit einigen Pop- und Punkeinflüssen gespickt, überzeugen sie mit melancholischem Emo. Die Instrumente sind teils simpel und lassen viel Raum für die unglaublich starke Stimme von Sängerin und Gitarristin Tanja Kührer.
Die EP startet pop-punkig und schwungvoll. Anders als der Titel des Songs vermuten lässt, holt uns “Dreaming” sofort vom Sofa runter und schreit uns direkt ins Gesicht, dass es sich lohnt, eigene Träume nicht aufzugeben und weiter zu machen, auch wenn man selbst die größte Kritikerin ist. Auch “Veronica” ist ein starker, Hoffnung tragender Song. “Veronica ist keine Person, die ich persönlich kenne, sie ist die, die ich gerne wäre”, sagt Sängerin und Gitarristin Tanja.
Im träumerischen “Dark” werden Synthesizer eingesetzt, die unglaublich gut in den Stil der Band passen. Mit “60 Years” kommt wieder mehr Action ins Spiel. Die punkigen Drums laden zum Kopfnicken ein. Der Song greift Themen wie familiäre Abhängigkeiten auf, sowie das nicht Akzeptieren oder Anerkennen psychischer Krankheiten und damit verbundene Auswirkungen.
Mit “Whole” werden Zuhörende nochmal in die Indierock-Welt mitgenommen – verspielte Gitarre, klarer Gesang und eine griffige Hook, die im Ohr bleibt. “Nothing” lässt Zuhörende eintauchen in ein Gefühl, das schmerzt. Die Unsicherheit über den eigenen Selbstwert, die Aufopferung für und Abhängigkeit von einem wichtig erscheinenden Menschen. Wer dieses Gefühl nicht kennt, hat wirklich Glück gehabt. Die Klavierballade ist ruhig, auf das Nötigste konzentriert. Sich steigernde Percussions betonen die druckvollen Parts mit einer Tiefe, die direkt mitten ins Herz trifft. Als dann noch der männliche Backgroundgesang Richtung Ende einsetzt, ist alles vorbei und wir werden mit leerer Taschentuchpackung, mit Tränen in den Augen zurück gelassen. Der Song kommt in zwei Variationen. “Nothing (stripped down)” beschränkt sich ausschließlich auf den Klavierpart. Ein hoffnungsvolles Ende der EP wäre sicherlich auch wünschenswert gewesen, betont allerdings noch einmal die Schwere, die während des Entstehungsprozesses der einzelnen Songs Bestandteil war.
An der ein oder anderen Stelle wartet man vergebens auf musikalische Eskalationen, die die Band aus ihrer Komfortzone lockt und zum Ausrasten einladen. Ich bin mir sicher, dass eine Steigerung noch möglich ist und bei zukünftigen Veröffentlichungen nicht enttäuschen wird. Alles in allem ist “A Short Collection Of Songs About How Easily I’m Distracted” eine absolut empfehlenswerte EP für Fans von Paramore, Avril Lavigne oder Jimmy Eat World, die eine wilde und schwierige Zeit des Lebens reflektiert.
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