Derzeit ist es nicht schwer, gute Konzerte in Hannover zu sehen. Das Angebot in Sachen Punkrock ist enorm und da reihen sich auch Teenage Bottlerocket ein, die am vergangenen Freitag in der Faust gastierten. Das Konzert sollte eigentlich im kleineren Mephisto stattfinden, wird dann aber spontan in die 60er-Jahre-Halle hochverlegt. Dies liegt wohl einerseits an einem Umbau, aber -lässt man den Blick durch die Halle schweifen- andererseits vielleicht an dem hohen Zuspruch zu der Show. Am Ende sind es wohl um die 350 Besucher in der großen Halle, die durch ein Tuch ein wenig abgeteilt ist. Als Support sind The Haermorrhoids mit von der Partie.
„Man hätte der Band noch stundenlang weiter zuhören können. Was für ein starker Abend!“
Tribute an die Ramones
Es ist kurz nach 20 Uhr als The Haermorrhoids aus Hamburg die Bühne entern. Im Gegensatz zu den Tagen zuvor regnet es in Strömen, so dass schon sehr viele Besucher in der Halle sind. Auch während des Auftritts des Trios kommen immer mehr Leute in die 60er-Jahre-Halle. Die Haermorrhoids legen furios los und erinnern von der ersten Sekunde an stark an die Ramones, Chixdiggit oder The Queers. Vor fast jedem Song heißt es „1,2,3,4“ und schon wird das nächste Lied aus den Boxen gefeuert. Die Songs bieten unglaublich schnellen Poppunk, sind kurz, einprägsam und gehen dennoch ins Ohr. Den Gesang übernehmen Drummer Yannik und Gitarrist Greg. Aber auch Bassist Nick reiht sich hier ein, ist aber eher für die Backgroundparts zuständig.
Im Gepäck haben die drei Musiker ihr aktuelles Album „Apparatus of the Ultimate Power“. Ansagen werden kaum gemacht, vielmehr spricht hier die Musik. Zwischendurch gibt es vier Songs am Stück, die allesamt „Ultraman“ huldigen. Bei einem Song bekommen die Hamburger dann noch Unterstützung von einem Sänger aus den USA. Die Jungs machen echt Spaß und wissen zu überzeugen. Nach gut 30 Minuten machen The Haermorrhoids dann Platz für Teenage Bottlerocket und werden mehr als ordentlich verabschiedet.
Bildergalerie: The Haermorrhoids
Gaspedal 2.0, 3.0 und 4.0
Punkt 21.00 Uhr starten Teenage Bottlerocket mit einem kurzen Metalintro ihr Set und wechseln direkt zum Opener „You Don´t Get The Joke“ vom neuen Album „Stay Rad“. Es folgt mit „Skate Or Die“ die erste Punkhymne und das Publikum in Hannover rastet das erste Mal aus. Pogo ist angesagt. Sänger Ray erinnert optisch zunehmend an Jerry Only von den Misfits mit seiner Frisur und agiert von Beginn an enorm bewegungsreich und agil. So nutzt er fast jede Möglichkeit, um vom Drumpodest zu springen. Bald schon folgt mit „Bigger Than Kiss“ aufgrund des hymenhaften Refrains eins der vielleicht besten Lieder der Band.
Teenage Bottlerocket drücken mit ihrer Mischung aus Pop- und Skatepunk von Anfang an mächtig aufs Gaspedal. Nach sieben Minuten Konzert ist das auf Fat Wreck Chords beheimatete Quartett bereits mit dem fünften Song durch. Hier werden heute also definitiv keine Gefangenen gemacht. Vielmehr spielen Teenage Bottlerocket eine Best-Of-Show, die sich durch alle Alben der Band zieht. Die erste Ansage von Ray Rocket folgt nach Lied Nummer 8: „Saugut, Freitag, wie geht’s“. Ray versucht sich immer wieder an seinen deutschen Sprachkünsten und erntet dafür sowohl Respekt, als auch einige Lacher, da der Sänger sich dabei unglaublich sympathisch anstellt und witzige Anekdoten parat hält.
Hommage an Milo
Den Song „Call me Steve“ widmet Ray Rocket dann seinem 12 Jahre alten Sohn Milo. Zuvor werden noch „Evertyhing to Me“, „Stupid Song“ und Crashing“ zum Besten gegeben. Im Publikum zeigen sich die ersten Stagediver, auch einige Frauen sind dabei. Auch die Band aus Laramie in Wyoming startet viele ihrer Songs mit dem obligatorischen „1,2,3,4“ und huldigt dann wenige später mit einer Kurzversion von „Blitzkrieg Bop“ den Ramones und damit auch dem Punkrock. Pausen gibt es kaum. Das Set wird ganz schön durchgeprügelt. Nach knapp 30 Minuten sind die Amis locker schon beim vierten Gaspedal, so hoch ist der Verschleiß im bildlichen Sinne. Zwischendurch versucht Ray Rocket einen Drumstick vom Drummer Darren, der seinen viel zu früh verstorbenen Vorgänger Brandon mehr als gleichwertig ersetzt, zu fangen und ihn direkt zurückzuwerfen. Dies klappt unter großem Jubel im zweiten Versuch.
Bildergalerie: Teenage Bottlerocket
Von Katzen, Familie, Bier und Tequila
Schließlich wird auch noch die Band mit kleinen Anekdoten vorgestellt. Bassist Miguel hat z.B. Kind und Frau, Gitarrist Kody, der auch bei den Lillingtons aktiv ist und bei vielen Songs auch hier den Hauptgesangspart übernimmt, besitzt demnach zwei Katzen. Hannover wird dann noch aufgefordert alles Bier und den ganzen Tequila des Ladens leer zu trinken, wie es die Band nach eigener Aussage auch schon den Abend zuvor gemacht hat. Zwischendurch werden auch noch weitere Evergreens kurz angespielt, wie beispielsweise „Breaking the Law“, im Original von Judas Priest.
Im Set folgen noch unter anderem „Death Kart“, „Freak Out“ oder „Madhouse“. Nach knapp 50 Minuten verlassen die Musiker dann erstmals die Bühne, kommen aber natürlich noch einmal wieder um noch vier weitere Lieder als Zugabe zu spielen. Dazu zählen unter anderem noch „Bottlerocket“ und „Radio“. Irgendwie ist dieses Hitfeuerwerk, mit dem durchgedrückten Gaspedal, dann viel zu schnell zu Ende. Man hätte der Band noch stundenlang weiter zusehen und -hören können. Was für ein starker Abend!