Website-Icon Count Your Bruises Magazine

Terrorgruppe in Hannover

Terrorgruppe

Foto: Maria Graul

Am vergangenen Donnerstag zog die Terrorgruppe in das Kulturzentrum Faust am Ufer der hannoverschen Leine ein. Gemeinsam mit rund 300 Gästen und der Unterstützung durch die Berliner Band The Incredible Herrengedeck und dem lokalen Act SystemfehlA, bescherten die Berliner einen großartigen Abend zwischen drei wunderbaren Akkorden. Es gibt Konzerte, die dürften einfach nie enden…

Mit der Terrorgruppe zieht die Speerspitze des mitteleuropäischen Kultur-Terrorismus erneut im Kulturzentrum Faust ein. „Geht’s Euch allen gut, Ihr Teenager?“, begrüßt der in ein Kleid gehüllte Frontmann Archi „MC Motherfucker“ Alert die rund 300 Gäste in der 60er Jahre-Halle des Venues in Linden-Nord. Die Berliner sind aktuell auf „Terrorgruppe spielt BlechdoseN“-Tour 2018 und haben die Klassiker von 1993 bis heute im Gepäck.

„Seid Ihr schon mal als Gutmenschen bezeichnet worden?“, fragt Alert in die Runde, erhält direkt Applaus und stimmt die 2016er Nummer „Schlechtmensch“ an. Der Powerpop-Song knüpft eng an den musikalischen und historischen Background der englischen New Wave Szene aus dem Ende der 70er Jahre an. Das Publikum feiert die Nummer und tanzt unaufhörlich ausgelassen.

„Schmuggler sind gute Menschen“

Alert hat sein Publikum fest im Griff. Mit Johnny Bottrop an der Gitarre, Zip Schlitzer am Bass, Primarc Zalandu am Schlagzeug und Eros Razorblade alias die Lisa Simpson des Deutschpunk an der Terrortröte wird nicht nur das Comeback der Kelly Family mit dem Titel „Der Rhein Ist Tot“ vom 96er Album „Melodien für Milliarden“ angeprangert, sondern auch der Gilde der Schmuggler gehuldigt. „Kennt Ihr Euch mit Drogenschmuggel aus?“, fragt Alert provokant wie immer ins Publikum und fährt fort: „Jeder, der das schon mal gemacht hat weiß, dass es nicht so einfach und saugefährlich ist. Schmuggler sind gute Menschen. Das geht raus an all Euch liebe Schmuggler. Das Lied heißt ‚5 Kilo im Darm'“. Es dauert überhaupt nicht lange bis das Publikum der Terrorgruppe vollends verfallen ist.

Am Vizefreitag an der Leine geht es straffen Schrittes gen „Wochenendticket“ und da die Terrorgruppe das ja bekanntlich besonders gut kann, gibt es natürlich auch das mittlerweile traditionelle K.I.Z-Cover zum Song „Hurra die Welt geht unter“. „Wie fandet Ihr das Programm bis jetzt?“, erkundigt sich Archi Alert. „Ist das gemäß der Terrorgruppe? Und was ist eigentlich mit der CDU?“, will der gebürtige Bayer wissen und berichtet weiter: „Das nächste Lied ist für die Pisser im Heimatministerium, die keinen Schluck Bier vertragen. Das nächste Lied ist ‚Keine Airbags (Für Die CSU)'“. Abgestraft werden aber auch die Hannoveraner „Bullen“. Laut Alert wohnen in Hannover die dümmsten, wobei es allerdings auch noch dümmere Städte gäbe, aus denen Menschen kämen. Prompt schallte ein sicheres „Braunschweig“ aus dem Publikum und amüsiert alle Anwesenden.

Die Terrorgruppe in Hochform

„Gestorben auf dem Weg zur Arbeit“, „Adolf Hitler (Dem Sein Bart)“ oder „Schöner Strand“ sind wenige weitere Klassiker aus der Diskografie der Band, aber auch des heutigen Abends. Die Terrorgruppe ist in Hochform und heizt dem Kulturzentrum mehr als standesgemäß ein. Gelöscht wir am Tresen oder im Pogo- und Stagedivebad in der Menge. Mit einem knappen „Tschüss“ verabschiedet sich Archi und seine Band von der Bühne. Doch Hannover beschließt sehr schnell, dass dieser Abend noch nicht am Ende angekommen ist. „Terrorgruppe, Terrorgruppe, Hey, Hey“-Chöre hallen durch die 60er Jahre-Halle.

Dann geht die Ansprache gen Capitol am Schwarzen Bär: „Heute ist Donnerstag, morgen ist Freitag und Ihr habt eine Schonfrist von zwei Tagen. Ich schwöre, den meisten wird es sauschlecht gehen. Nicht wie denen, die heute bei Kettcar waren. Denen geht’s Morgen gut, die gehen auch in die Kirche“, pöbelt der Wahlberliner in Richtung Kettcar Konzert (Konzertbericht). Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die Veranstaltung am Schwarzen Bär ein paar eigentliche Terrorgruppenbesucher angezogen hat. Umso euphorischer feiern die Gäste im Faust. Die Band hat gleichermaßen sichtlich Spaß in die Interaktion mit dem Publikum zu gehen.

„Fick Dich Du Arschloch und spiel‘ Gitarre“

Kaum sind die letzten Töne der Terrorgruppen-Hymne „Mein Skateboard Ist Wichtiger Als Deutschland“ verklungen, stachelt der Drei-Akkorde-Akrobat „MC Motherfucker“ das Publikum mit der wohlbekannten Frage „Seid Ihr alle gut drauf, Hannover?“ zum obligatorischen „Fick Dich Du Arschloch und spiel‘ Gitarre!“-Chor an. Noch immer ist kein Ende der Show zu sehen. Will ja auch keiner. Das Subkulturläden wie das Kulturzentrum Faust nicht als selbstverständlich gesehen werden können, zeigt sich einmal mehr durch die Ansprache „Macht mal eine Faust fürs Faust, damit es solche Läden noch lange weiter gibt!“.

Im Zuge einer wirklich gut ausgeglichenen Mischung zwischen Dialog mit dem Publikum und dem Set durch die BlechdosenN, ruft Alert immer wieder zum terrorgrupp´schen Blutpogo auf. Das Publikum folgt bedingungslos – wie immer jedoch ohne blutige Pitgefechte. Mit „Wir Müssen Raus“, dem letzten Titel des Abends und High Fives von der Bühne ins Publikum, verabschiedet sich die Punkikone Terrorgruppe von ihren Fans in die fortgeschrittene Nacht. Heute durften sich alle Gäste über eine Show unter echten Fans und einer Band, die richtig was zu sagen hat, freuen. Danke.

Terrorgruppe

[supsystic-gallery id=103 position=center]

Diese Website nutzt Cookies.

Diese Website nutzt Cookies.

Die mobile Version verlassen