The Early November sind dieses Jahr zwanzig Jahre im Geschäft. Na, fühlt Ihr Euch alt? So schnell vergeht die Zeit. Grad eben hat man noch zu „I Want To Hear You Sad“ im heimischen Kinderzimmer abgerockt und zack ist man alt. So ungefähr muss es wohl auch Frontmann Ace Enders und Drummer Jeff Kummer gegangen sein. Die haben sich im stillen Kämmerlein eingeschlossen und überlegt, was man denn Besonderes zum zwanzigjährigen Jubiläum machen könnte. Und da die Band schon immer ein wenig von der Nostalgie getrieben wird., dachten sich die Beiden: „Lass uns doch die nie veröffentlichten B-Seiten der letzten Jahre neu aufnehmen und veröffentlichen.“ Gesagt, getan und so entstand das aktuelle Album „Twenty“. Anscheinend lief der Aufnahmeprozess aber so gut, dass sogar auch noch drei komplett neue Songs auf dem Album zu finden sind. Leider mussten die Aufnahmen ohne den Rest der Band – Jsoeph Maroo, Bill Lugg und Sergio Anello – wegen der logistischen Probleme der Pandemie stattfinden. Ob das das Gesamtbild trügt? Wir werden es herausfinden.
Warum bitte sind das überhaupt B-Seiten?
Den Anfang macht der neue Song „Trees“, eine verträumte Akustik-Nummer nur mit Ace Enders, seiner Gitarre und seinen Geistern der Vergangenheit. Ein Song, der wie der beste Tag im Sommer, den du nie hattest, aber immer wieder von träumst. Ein unglaublich schöner Opener, der, obwohl er brandneu ist, in die Anfangszeit der Band gepasst hat. Daher passt es wie die Faust aufs Auge, dass die nachfolgenden Songs „Make It Happen“ und „Denent“ B-Seiten aus der „The Room’s Too Cold“-Ära stammen. Beide Songs überzeugen auf ganzer Linie und vor allem bei „Make It Happen“ fragt man sich wirklich, warum der Song es nie auf das Album geschafft hat.
Auch die nachfolgenden Songs, egal aus welcher Ära der Band, fließen wunderbar ineinander und man denkt gar nicht, dass es sich hier um überwiegend alte Songs der Band handelt. „Five Years“ aus der „The Mother, The Mechanic, And The Path“, was immerhin schon über fünfzehn Jahre auf dem Buckel hat, blendet wunderbar in den brandeuen Song „The Sand“ über. Ein Beweis dafür, dass sich zwar das Songwriting der Band über die Jahre geändert hat (man wird ja schließlich auch älter), aber irgendwie auch wieder nicht, denn der Stempel, den die Songs aufgedrückt bekommen, ist unverkennbar The Early November. Und das Ergebnis kommt nicht von ungefähr. Ace Enders erklärte, warum dieses Album wie aus einem Guss klingt:
Und man hört die Arbeit, die dahintersteckt, förmlich in jeder Note.
Zurück in alter Form
Und irgendwie ist die Energie wieder da, die man auf „Lilac“ schmerzlich vermisst hat. Als ob der Ausflug in die Vergangenheit wie eine Verjüngungskur gewirkt hat. Drummer Jeff bringt es passend auf den Punkt:
Und genau dieses Gefühl überträgt sich auch auf den Hörer. Es macht einfach von vorne bis hinten Spaß man kommt um den Replay-Knopf nicht drumherum. „Twenty“ ist ein großartiger Querschnitt der letzten zwanzig Jahre von The Early November. Wenn doch nur mehr Bands qualitativ solche A-Seiten wie The Early November B-Seiten hätten.