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The Gaslight Anthem – History Books

The Gaslight Anthem History Books

Neun Jahre sind vergangen, seit The Gaslight Anthem ihr letztes Album “Get Hurt” veröffentlicht haben und es fühlt sich an, wie aus einer anderen Zeit – Damals war Barack Obama noch Präsident der USA, Deutschland war noch gut im Fußball und Corona war nur ein Bier. Seitdem ist also viel passiert, nicht zuletzt hat Sänger Brian Fallon sich einen Namen als Solo-Künstler, mit dreieinhalb Alben und zahllosen Tourneen, gemacht. The Gaslight Anthem schienen beerdigt, lediglich die Shows zum zehnjährigen Jubiläum ihres Durchbruchs-Albums “The ‘59 Sound” haben Fans Halt und Hoffnung gegeben. Nun folgt mit “History Books” ein brand-neues Studio-Album der Band aus Bruce Springsteens Heimat New Jersey.

Wer nach musikalischer Abwechslung sucht, findet sie in den zehn Songs definitiv – von rockigen Indie-Krachern bis zu hymnischen Balladen ist für jede:n was dabei.
Archi

Springsteens Erben

Und der “Boss” ist auch die perfekte Überleitung: Denn die erste größere Überraschung ist, dass Springsteen auf dem titelgebenden Song “History Books” gemeinsame Sache mit The Gaslight Anthem macht. Ein “match made in heaven”, wo doch Brian Fallons Art Songs zu schreiben und zu singen unzählige Male mit der von “Bruuuuce” verglichen wurde. Was läge also näher als zusammenzuführen, was zusammengehört? Ein passenderes Feature hätte es wohl kaum geben können. “History Books” ist auch einer der stärkeren Songs, die bereits vor Release des Albums veröffentlicht wurden. Allesamt haben den Eindruck gemacht, als wollten sich The Gaslight Anthem auf Biegen und Brechen von dem (doch eher unliebsamen) Vorgänger “Get Hurt” distanzieren. Ein recht ungewohnter Sound, bzw. eine rauere Produktion, die vor allem bei der ersten Single “Positive Charge” fast ein wenig unfertig gewirkt hat. Und über allem thronten die Fragen: Haben The Gaslight Anthem noch was zu sagen? Was haben die letzten fast zehn Jahre aus ihnen gemacht? Werden wir hier ein weiteres Brian Fallon Soloalbum hören?

Reich an Facetten

Wer nun eine Revolution oder eine Neudefinition des Genres “Rock” erwartet, wird enttäuscht sein – The Gaslight Anthem bleiben The Gaslight Anthem, mit ihrer ganz besonderen Art tragische, emotionale Momente in Songs zu verpacken. Brian Fallon hat seinen Hang zu Poesie und Pathos in der “Pause” der Band nicht verloren und auch der Rest der Band bleibt der eigenen Linie treu. Doch es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass The Gaslight Anthem es auf “History Books” schaffen, intime Momente wie in “Michigan, 1975” entstehen zu lassen, nur um sie dann mit Vollgas mit Songs wie “Little Fires” links liegen zu lassen und danach direkt wieder in Melancholie in Form von “Weatherman” einzutauchen. Wer nach musikalischer Abwechslung sucht, findet sie in den zehn Songs definitiv – von rockigen Indie-Krachern bis zu hymnischen Balladen ist für jede:n was dabei. Für den Sound der Platte zeichnet sich Peter Katis (The National, Interpol, Death Cab for Cutie) verantwortlich, der die schwierige Aufgabe hatte, gleichzeitig den alten Spirit von The Gaslight Anthem einzufangen, aber auch neue Facetten zu ihrem Sound hinzuzufügen. Und auch thematisch galt es die volle Bandbreite an Emotionen abzubilden und das ist gelungen: allein der Song “Positive Charge” ist gleichzeitig deprimierend und aufmunternd, es geht von verlorenen Freundschaften, über Geisteskrankheiten bis hin zur eigenen Vergänglichkeit.

Mehr Rock als Punk

Das ganze klingt dann unter’m Strich immer weniger nach Punk als nach Rock, aber eben glücklicherweise auch nicht nach einem Brian Fallon Soloalbum mit kompletter Band – sondern findet sich irgendwo dazwischen. Genau das könnte auch der größte Kritikpunkt an “History Books” sein: Trotz rotem Faden fehlt der Platte die “Definition” und vor allem die herausragenden Hits. Die zehn Songs plätschern so vor sich hin und so schnell wie das Album anfängt, ist es auch wieder vorbei. Vielleicht braucht das Album einige Durchläufe bis es “Klick” macht. Vielleicht ist die Welt aber auch noch nicht wieder bereit für The Gaslight Anthem. Oder ganz vielleicht waren meine Erwartungen als riesiger Fan einfach zu groß…

Wer sich von The Gaslight Anthem 2.0 live überzeugen will, kann das im kommenden Jahr bei einigen ausgewählten Shows und Festivals in Europa tun.

Video: The Gaslight Anthem – Little Fires

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