Zwischen Prog-Metal und Lichterketten
Als Support haben die Jungs von The Hirsch Effekt die Band Pero Pero aus Berlin im Schlepptau. Da schon The Hirsch Effekt keine besonders leichte Kost sind, kann man davon ausgehen, dass Pero Pero mindestens genauso außergewöhnlich wie die Hannoveraner sind. Direkt bei den ersten Klängen bestätigt sich diese Annahme. Progressiver Metal mit Synthie-Anleihen wird dem Publikum entgegengeschleudert. Man kann nur ins Staunen geraten, was für ein Brett die Jungs hier auffahren.
Pero Pero bestehen tatsächlich nur aus zwei Leuten, klingen aber wie ein halbes Orchester. Die Stilrichtung kommt im Laufe des Abends auch beim Publikum immer besser an und aus Kopfnicken wird mehr und mehr Tanzerei. Das Bühnenoutfit der Jungs hat sich auch mehr als gewaschen. Bunte Fransenmäntel, umgehängte Lichterketten und merkwürdige Kopfbedeckungen sind hier an der Tagesordnung. Da gibt es ordentlich was fürs Auge.
Nach rund 40 Minuten ist der Spaß auch schon wieder vorbei. Unter großem Beifall verlassen die zwei Berliner sichtlich glücklich die Bühne. „Wir können leider keine Zugaben spielen. Da kommt ja noch was.“, ruft Gitarrist Julian verschmitzt ins Mikro, da der Beifall so schnell einfach nicht enden will. Das war ein gelungener Auftakt und Vorbote von dem, was gleich noch kommen wird. Das mittlerweile gut aufgewärmte Publikum reguliert noch einmal den Elektrolyte-Haushalt bei einem Kaltgetränk -vorzugsweise hopfenhaltig- bevor The Hirsch Effekt die Bühne entern.
„Hannover, wie geht’s Euch?“
Mit den Klängen zu „Lifnej“ von ihrem neuen Album verwandeln die Hannoveraner das nun mittlerweile proppenvolle Musikzentrum von Anfang an in einen Hexenkessel. Als ob das Publikum nur darauf gewartet hätte auf Kommando richtig auszurasten, wird von der ersten Sekunde an gemosht, gepogt, getanzt, mitgesungen und mitgeschrien. Natürlich haben die Hirschies nicht nur Material ihres neuen Albums dabei, auch Songs ihrer „Holon-Trilogie“, wie zum Beispiel „Lentevelt“, „Agnosie“ oder „Ligaphob“ werden zum Besten gegeben. Sehr zur Freude der Fans.
Es ist einfach erstaunlich, wie das Trio das Publikum mit ihrer doch recht sperrigen Stilrichtung in den Bann zieht. Aber gerade das macht auch den Reiz von The Hirsch Effekt aus. Es ist einfach für jeden etwas dabei, sei es für die Alternative- und Indie-Rocker, für die Hardcore-Kids oder auch für die Metalheads und alteingesessene Prog-Rocker aus vergangenen Zeiten. Der Slogan „Musik verbindet“ bekommt hier noch einmal eine ganz andere Bedeutung. So ist es auch keine Seltenheit, dass neben einem Moshpit ein paar lange Mähnen geschwungen werden, Fäuste und Pommesgabeln in die Luft gesreckt werden oder noch zusätzlich getanzt und mitgesungen wird.
Stroboskop-Feuer und Lichtspot-Spielereien bei The Hirsch Effekt
Auch die Lichtshow macht ordentlich was her und unterstreicht das Wörtchen „Art“ in Artcore. In perfekter Symbiose zu der Musik gibt es Stroboskop-Feuer und Lichtspot-Spielereien satt. Da kann man manchmal glatt übersehen, wie die Jungs auf der Bühne ihren Abriss zelebrieren, so viel passiert da zwischendurch.
Mit „Mara“ verabschiedet man sich nach gut einer Stunde von der Bühne, wird aber mit lautstarken „Zugabe-Rufen“ umgehend wieder zurückgeholt. Zwei Songs haben The Hirsch Effekt für die feierwütige Menge noch im Gepäck. Bei „Athesie“ und „Agitation“ holen sowohl The Hirsch Effekt, als auch das Publikum noch einmal alles aus sich heraus und beschließen, nach obligatorischen Selfie der Band mit dem Publikum, einen wirklich wahnsinnig guten Konzertabend. Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Wer hier nicht war, hat richtig was verpasst.