Eigentlich dachte ich, ich könnte zu einem Jahresrückblick, der sich im Groben um Punk, Hardcore und Metal drehen soll, 2019 nicht viel beitragen. Aber ein wenig besinnen kann ja gerade zur Weihnachtszeit nicht schaden – und siehe da: Es kommt doch was zusammen, auch wenn ich etwas graben muss.
„Den musikalischen Freiraum, den mir meine diesjährige Metal-Ignoranz gab, habe ich natürlich anderweitig aufgefüllt – und auch da gab es Highlights“
Mein Lieblingsalben 2019
Das Graben ging schon bei den aktuellen Releases los. Zwar haben einige Scheiben den Weg in meine Sammlung gefunden – die jüngsten stammen aber aus 2018. Darüber hinaus haben in meiner kleinen Online-Blase aber ein paar aktuellere und vor allem wirklich hervorragende Veröffentlichungen ihren Weg zu mir gefunden.
anorak. – Sleep Well
Die Jungs von anorak. aus Köln sind seit Jahren gute Freunde von mir, darum mag mein Blick auf ihr Schaffen ein wenig rosarot gefärbt sein. Mit ihrem zweiten Album „Sleep Well“ haben sie ein bemerkenswertes, elfteiliges Stück Musik rausgebracht, das sich am ehesten irgendwo zwischen Screamo, Post-Hardcore, Rock und Indie einordnen lässt. Mal geht’s tief, mal macht’s einfach nur Spaß – klare Hörempfehlung! Und auch die Videos können sich sehen lassen.
The Oklahoma Kid – Solarray
Nach zwei EPs – „Fortuneteller“ und „Doppelganger“ – hat die Rostocker Gruppe The Oklahoma Kid im September ihr lange erwartetes Debütalbum vorgelegt. Auch damit überzeugen sie: moderner und abwechslungsreicher Metalcore, geht ordentlich nach vorne und direkt ins Ohr. Und die dazugehörigen Videos sind auch hier wirklich gelungen.
As I Lay Dying – Shaped By Fire
Nachdem es lange ruhig war um As I Lay Dying – aus gutem Grund: Sänger Tim Lambesis hatte vor sechs Jahren den Mord an seiner Frau in Auftrag gegeben, war dabei an einen verdeckten Ermittler geraten und saß deswegen im Gefängnis –, ist die Band 2019 wieder auf die Bildfläche zurückgekehrt. Und hat gezeigt, dass sie nichts von ihrem Können eingebüßt hat. Hier geht es zu unserer Review.
In Flames sind und bleiben eine Größe – von „The Jester Race“ (1996) bis „I, The Mask“ (2019). Letzteres ist wieder ein von vorne bis hinten großartiges Album, auf dem die Schweden experimentieren und sich weiterentwickeln. Unsere Review dazu lest Ihr hier.
Enter Shikari – Take To The Skies: Live in Moscow. May 2017 / Live at Alexandra Palace 2
Enter Shikari machen einfach Bock. Ihr letztes Studioalbum ist von 2017, aber die alten Songs werden nicht schlecht – vor allem live nicht, wie auf dem neunten und zehnten Teil der Bootleg-Serie, „Take To The Skies: Live In Moscow. May 2017“ und „Live At Alexandra Place 2“.
Meine Lieblingsshows 2019
Das Konzertjahr 2019 war für mich sehr hiphoplastig, ein paar erinnerungswürdige Metalshows waren aber auf jeden Fall auch dabei.
anorak. mit Back To Atlantis – Limes (Köln) und (AZ) Aachen
„Sleep Well“ – und auch der Vorgänger „Enthusiasts And Collectors“ – von anorak. laufen bei mir regelmäßig. Ehrensache, dass ein Besuch bei der Releaseshow des ersteren Albums im Limes in Köln Pflicht war. Kleine Kneipe, fettes Konzert – auch von Back To Atlantis –, schwitzende Menschen. Und am nächsten Tag ging’s im Sprinter weiter nach Aachen, wo im AZ dann auch noch Vynter und retour. mitspielten.
Rammstein – HDI-Arena (Hannover)
Eigentlich habe ich Rammstein schon seit Reise, Reise nicht mehr wirklich verfolgt. Wo sie nun aber schon vor der Haustür spielten, konnte ich mir das Show-Spektakel nicht entgehen lassen – zumal das auf meiner Liste noch fehlte. War fett! Hier könnt ihr das Ganze nochmal nachlesen.
An dieser Stelle auch einen Shoutout an Mambo Schinki, der beim Appletree Garden in Diepholz nach einem Weltuntergangsgewitter das Bändchenzelt stundenlang mit seiner Yamaha-Orgel und unter anderem Rammstein-Songs gerockt hat.
Metalfest – Béi Chéz Heinz (Hannover)
The Hirsch Effekt sind für mich als Frickel-Fan aus Hannover eh ein gefundenes Fressen. Gefreut hat mich aber auch, Damnation Defaced mal wieder live zu sehen, nachdem das letzte Mal jetzt doch schon ein paar Jahre her war. Aber auch bei Desolation, Iron & Stone, Mudhead, Radiant, Scarnival und Stark Strom war‘s ziemlich unterhaltsam. Zu unserem Konzertbericht geht’s hier.
Lobende Erwähnungen
Den musikalischen Freiraum, den mir meine diesjährige Metal-Ignoranz gab, habe ich natürlich anderweitig aufgefüllt – und auch da gab es Highlights. Darum sollen die folgenden Konzerte zumindest nicht unerwähnt bleiben.
Dendemann – Capitol (Hannover)
Endlich mal die Deutschrap-Legende live gesehen!
Tech N9ne & Krizz Kaliko – Kulturzentrum Faust (Hannover)
Unglaublich energiegeladene Rapshow mit zwei musikalisch sehr begabten Typen!
Die Orsons – Capitol (Hannover)
Viel Energie, viel Spaß, viel Liebe!
Balthazar – Kulturzentrum Faust (Hannover)
Auch beim x-ten Mal live eine Freude!
Meine Neuentdeckungen 2019
The Oklahoma Kid
The Oklahoma Kid sind mir schon vage ein Begriff gewesen, als ich irgendwann Mitte des Jahres auf dem Video zu Acranius‘ „Shanty Towns Hooker“ landete. Reingehört hatte ich aber noch nie. Bis ich mich über einen gewissen Tomm Brümmer schlau machen wollte, der auf dem Acranius-Song einen Gastpart grunzt – und der eigentlich bei Oklahoma Kid am Mikrofon steht. Zufällig gab’s von denen 2019 neue Mucke. Fazit: Geballer mit Kopfnick- und Ohrwurmpotenzial. Geiler Scheiß, der da aus Rostock kommt, sei’s Brutal Death oder Metalcore. Zum Vormerken: Nächstes Jahr gehen TOK mit Imminence und Acres auf Tour, am 04. Februar sind sie in Hannover im Béi Chéz Heinz zu Gast.
Worauf ich mich 2020 am meisten freue
Neben dem TOK-Konzert kann ich vor allem eines nicht erwarten: endlich mal wieder ein vernünftiges Metal-Festival zu besuchen. Wie passend, dass das Reload-Festival 2020 schon mit den ersten Bestätigungen (As I Lay Dying! Static-X! Dark Tranquillity! Smoke Blow! Black Dahlia Murder! Controversial!) voll meinen Geschmack trifft: Mein erstes Festival war nämlich das Reload 2007, damals noch in Twistringen. 13 Jahre später heißt es dann also: Reload reloaded.
Mit Blick auf die erste Jahreshälfte bleiben dann vor allem noch das neues Album und die Tour von Boysetsfire-Frontmann Nathan Gray, das neue Sepultura-Album „Quadra“ und das Konzert von Paul McCartney im Juni in Hannover. Was danach kommt – mal schauen!