Nachdem sich die US-Post Hardcore Band Thrice 2016 mit ihrem Album „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ nach fünf Jahren zurückmeldete, mussten Fans der Band nun deutlich kürzer warten. Denn mit „Palms“ folgt bereits knapp zwei Jahre später das nächste Werk der Kalifornier. Damit feiern sie nicht nur die Veröffentlichung ihres zehnten Albums, sondern in diesem Jahr auch ihr 20. Bandjubiläum.
„Thrice schaffen es auf „Palms“ einmal mehr, eine ganz eigene, mitreißende und wundervolle Atmosphäre zu schaffen“
Weg vom Schwarz-Weiß Denken
Lyrisch entfernt sich Sänger Dustin Kensrue wie bereits auf dem Vorgänger laut eigener Aussage immer weiter von seinem bisherigen Schwarz-Weiß Denken. Inspiration holt er sich da primär nicht von anderen Musikern und Bands, sondern vom Philosophen Alan Watts, dem Franziskanerpater Richard Rohr und dem Mathematiker Alfred North Whitehead. Den Albumopener „Only Us“ präsentierten Thrice bereits im Vorfeld als Single und fühlen sich darin vorsichtig in 80er Jahre Dark Wave Gefilde vor. Der düstere, schleppende Sound bietet in Kombination mit Kensrues durchdringendem Gesang einen starken, epischen Einstieg ins Album, der sich gen Ende der ersten knapp vier Minuten immer weiter steigert.
Für die neueste Single „The Dark“ setzten Thrice auf die Hilfe ihrer Fans, die Teil des Videos sind. Darin geht es darum, die eigene Stärke zu erkennen und sich nicht unterkriegen zu lassen – durch sich selbst, aber auch mit Hilfe eines gewissen Zusammenhalts. „You are always telling me I’m not enough, but I’m enough“, singt Kensrue und zum Ende sorgt ein Chor für große Gänsehautmomente, der im Video die einzelne Zusendungen der Fans zeigt: „And we’re not gonna sit in the dark anymore. No we’re not gonna sit in the dark anymore.“ Ein absolutes Highlight des Albums!
„Are you ready for my soul?“
„Everything Belongs“ wartet nicht nur mit warmen, kraftvollen Vocals auf, sondern auch mit zauberhaften Pianoklängen. Eine wundervolle Ballade, die von sphärischen, melancholischen Klängen getragen wird. Immer wieder wiederholt er den Songtitel, mal kräftig, mal beinahe schreiend, am Ende nur noch flüsternd, bis das Piano nur noch leise nachhallt. An diese Stimmung knüpft auch der nächste Track „My Soul“ an, in dem man sich fühlt, als wäre man von einem seichten Nebel eingehüllt: „Are you ready for my soul?“, singt Kensrue und zieht einen direkt in den Song.
Einen erstens wirklichen Ausreißer bietet „A Branch In The River“, der an Position sieben platziert wurde. Hier dringen erstmals wirklich deutlich die Post Hardcore Einflüsse durch. Dreckig, schnell, rough: Der Song hebt sich definitiv von den restlichen Vertretern ab, behält aber durch die drückenden Gitarren und Melodien den roten Faden. „Hold Up A Light“ kommt hingegen eher grungig daher, das Tempo wird weiterhin angezogen. Anders als auf vielen anderen Platten sickern die Songs zum Ende hin nicht einfach aus, sondern nehmen – ganz im Gegenteil – ordentlich an Fahrt und Rotzigkeit auf.
Spagat zwischen verschiedenen Genre
„Beyond The Pines“ bildet den Abschluss und mit über fünf Minuten den längsten Song auf dem Album. Thrice schaffen es auf „Palms“ einmal mehr, eine ganz eigene, mitreißende und wundervolle Atmosphäre zu schaffen und in insgesamt zehn Songs zu verpacken. Dabei schaffen Thrice den Spagat zwischen verschiedenen Genre, der harmonischer kaum sein könnte – und damit wohl auch kaum inspirierender.