Tiger Army zählen auch 2019 zur Speerspitze des Psychobilly. Kürzlich erschien mit „Retrofuture“ (Albumreview) das sechste Studioalbum der Amis und darauf folgt direkt eine Europatournee. Tourauftakt ist am Freitag, dem 15. November, in Hannover, im Indiego Glocksee. Mit dabei sind auch Grave Pleasures aus Finnland, The Sewer Rats aus Köln und circa 300 Besucher, die sich auf das erste Clubkonzert von Tiger Army in Hannover freuen.
„Ein gelungener Freitagabend!“
The Sewer Rats: Ein starker Auftakt
Als The Sewer Rats um 19.45 Uhr auf die Bühne kommen, ist der Club definitiv zu spärlich besucht. Der Raum vor der Bühne ist augenscheinlich leer. Das stört das sympathische Quartett jedoch überhaupt nicht. Auch nicht, dass am Anfang noch Musik vom Band parallel zu den ersten Klängen der Band läuft – das erheitert die Band nur. Musikalisch spielen die Sewer Rats hauptsächlich Tracks vom aktuellen Album „Heartbreaks and Milkshakes“. Es ist übrigens die erste Show von Dom Aqua am Bass. Bisher hat dieser die Drums getrieben. Nachdem man The Sewer Rats in den vergangenen Monaten in unterschiedlichen Besetzungen sehen konnte, kehrt Danny Dillinger nach rund zweieinhalb Jahren zurück an das Schlagzeug der Band.
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„Too Punk For You“
Los geht es mit „Rocket To Usher“, dann folgt „PCH 101“. Die Band hat sichtlich Spaß und auch das Publikum taut langsam auf. Kollektiv zieht man die schwarzen Jeans Westen aus und die gesamte Band spielt nun in weißen T-Shirts. Es folgen unter anderem ein Cover von Hank Williams, ein Song von Operation Ivy, sowie die eigenen Songs „I´m Quitting My Job“ oder „Hit The Road“. The Sewer Rats, die sich nach eigener Aussage anteilig bei Tinder kennengelernt haben, schaffen zeitlich eine Punktlandung. Mit „Too Punk For You“ ist leider schon nach gut 25 Minuten Schluss. Aber nicht ohne noch einen großen Schluck Bier zu trinken. Für Gitarrist Archi sind die anderen Bandmitglieder dann wie eine App, die einen ans Bier trinken erinnert. Starker Auftakt.
Grave Pleasures: Die Überraschung des Abends
Um 20.30 Uhr geht es weiter mit den Grave Pleasures. Die Finnen haben zwar am Anfang noch etwas Schwierigkeiten mit dem Sound, können dann aber vollauf überzeugen. Der Raum vor der Bühne hat sich gefüllt und die ersten Tanzbeine werden geschwungen. Das Quintett aus Helsinki begeistert dabei mit Gothic Rock, etwas Horrorpunk und Post Punk und erinnert immer wieder an The Damned. Sänger Mat McNerney hält sich in dem 35-minütigen Set auch nicht lange mit Ansagen auf, vielmehr feuern die ganz in schwarz gekleideten Grave Pleasures einen Song nach dem anderen ab. Man hat nicht viel Zeit, also wird diese genutzt.
„Freitagabende in Hannover sind deutlich spannender, als in Finnland.“
Musikalisch spielen die Finnen, die bis 2015 unter dem Namen Beatsmilk aktiv waren, vor allem Songs vom Album „Motherblood“. Los geht es mit „Mind Intruder“, dann folgen „Doomsday Rainbow“, „Haunted After“ oder „Be My Hiroshima“. Zwischendurch stellt Sänger Mat noch fest, dass Freitagabende in Hannover wohl deutlich spannender sind, als in Finnland. Dann beendet die Band mit „Joy Through Death“ ihr starkes Set und erntet dafür mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Von Grave Pleasures wird man noch einiges hören, da kann man sicher sein.
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Tiger Army: Hits am laufenden Band
Nach einer doch recht langen Umbaupause von 40 Minuten ertönt mit Hank Williams‘ „Angel of Death“ das Intro. Wenig später entern Nick 13, Standup-Bassist Djordje Stijepovic und Drummer Mike Fasano die Bühne. Bei „Prelude: Tercio De Muerte“ spielen die Musiker noch mit dem Rücken zum Publikum, dann geht es aber direkt los. Nach dem instrumentalen Auftakt folgen mit „Beyond the Veil“, „Ghostfire“ und „Afterworld“ direkt die ersten Highlights. Zwischendurch folgt eine kurze Begrüßung des Frontmanns, der sich freut, wieder in Deutschland sein zu dürfen. Auch in Hannover spielte die Band aus San Francisco bereits – 2017 als Vorband bei den Broilers in der Swiss Life Hall (Konzertbericht).
„Für alle Psychos, Punkrockern und Hardcore-Kids, die eine große Gemeinschaft sind“
Etwas ruhiger wird es dann mit „Dark and Loneley Night“, sowie „The Devil That You Don´t Know“ vom neuen Album „Retrofuture“. Pausen werden wenige gemacht. Auch Tiger Army spielen lieber Musik. Weiter geht es mit „Devil Girl“, „Cupids Victim“ und dem surfigen „Night Flower“, einem Lied im Stil der 1950er Jahre. Bei „F.T.W“ gehen alle Mittelfinger in die Höhe, dann folgen „Eyes of the Night“ und „Pain“. Die Sing-A-Long-Passagen im Mittelteil singt die gesamte Glocksee lautstark mit.
Musik für alle Psychos, Punkrocker und Hardcore-Kids
Mit „The Past Will Always Be“ biegen Tiger Army schließlich langsam auf die Zielgerade ein. „Never Die“ widmet der gut aufgelegte Nick 13 dann allen Psychos, Punkrockern und Hardcore-Kids, die eine große Gemeinschaft seien und schlürft an seinem Tee. Immer wieder zieht es den Sänger weg vom Mikro hin zum Bühnenrand. Das Publikum dankt es ihm mit viel Applaus und einem stetig wachsenden Moshpit.
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Nach 50 Minuten folgt die Zugabenpause. Danach gibt es noch weitere drei Songs zu hören. Diese nutzt der Sänger, um seine Band vorzustellen. Es folgen kurze Soli und Bassist Djordje erntet viel Jubel, macht immer wieder kleine Pausen und spielt dann weiter. Beim letzten Song des Abends geht er schließlich in die Horizontale und spielt im Liegen weiter. Dabei wird der Standup-Bass weit in die Luft gestreckt. Stark! So endet ein gutes Konzert von drei richtig guten Bands. Allerdings hätten Tiger Army auch noch etwas länger spielen dürfen, schließlich fehlten noch zahlreiche Hits, die das Publikum gerne gehört hätte. Dennoch, ein gelungener Freitagabend!