Er ist zurück – Der Mann mit der warmen, zarten und gleichzeitig so durchdringenden Stimme und seine Akustikgitarre: William Fitzsimmons präsentiert mit „Mission Bell“ drei Jahre nach Veröffentlichung seines letzten Werks „Pittsburgh“ sein neues Album. Und sorgt hier standardgemäß für eine ordentliche Portion Gänsehaut. Aber Spoiler: Hinter dem Album steckt eine traurige Geschichte.
„Es entstand mit absoluter Hingabe, ohne Rücksicht darauf, was ich jemals vorher gemacht hatte oder was noch in Zukunft kommen würde“
Dass Alben von William Fitzsimmons tiefgründig sind, ist kein Geheimnis. So emotional und zerbrechlich seine Songs sind, umso witziger und sympathischer ist der Herr live auf der Bühne zwischen seinen Songs. Jeder, der ihn schon einmal live gesehen hat, kann dies mit ziemlicher Sicherheit bestätigen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle – Zwischen Tränen vergießen während der Songs und herzhaften Lachern in der Zeit dazwischen. Ebenfalls bekannt ist, wie seine Augen anfingen zu glitzern, wenn er die ein oder andere Anekdote zu seinen Kindern und seiner Frau erzählte. Und genau hier knüpft sein neues Album „Mission Bell“ an – leider aus einem traurigen Grund.
„Es gibt in dieser Geschichte keine wahren Bösewichte“
Denn während William Fitzsimmons mit einem Freund und Bandkollegen an neuen Songs arbeitete, eröffnete ihm seine Frau, dass sie ihn nicht mehr liebt und nach zehn Jahren Ehe diese beenden wollte. Aber nicht nur das: Sie hatte außerdem eine Affäre – mit jenem Freund und Bandkollegen, mit dem er sich die letzten Wochen das Studio, Ideen und Songs teilte. Verständlicherweise brach für Fitzsimmons eine Welt zusammen – schließlich veränderte sich gerade Schlag auf Schlag sein ganzes Leben, wie er es bisher kannte. Aber irgendwie schafft er es doch, positiv zu bleiben: „Manchmal muss unsere vertraute Welt zusammenbrechen, damit wir auf einem neuen Weg ganz von vorne anfangen können. Es gibt in dieser Geschichte keine wahren Bösewichte. Nur Menschen, die verletzt wurden, die sich gegenseitig verletzten und dabei nur versuchten, ihren eigenen Weg zu finden.“
Das Album, das bereits fertig war, wurde komplett verworfen. Viele Monate später wagte William Fitzsimmons einen neuen Versuch und arbeitete dafür mit dem Produzenten Adam Landry zusammen. Er wollte das Album nicht nur retten, sondern besser machen. Fitzsimmons dazu: „“Mission Bell“ ist nicht nur das Resultat der Asche eines gescheiterten Albums und einer gescheiterten Phase meines Lebens, sondern auch die Wiedergeburt des Wunsches und des Ziels, etwas zu schaffen, was zutiefst ehrlich, auf höchst unbequeme Weise persönlich und vollkommen leidenschaftlich sein würde. Es entstand mit absoluter Hingabe, ohne Rücksicht darauf, was ich jemals vorher gemacht hatte oder was noch in Zukunft kommen würde.“
Authentisch, ehrlich, höchst emotional
Und was passt dazu besser, als seine zerbrechliche, warme, wundervolle Stimme und seine Akustikgitarre, um eben jene Gefühle zu tragen? Entstanden sind die rund zehn Songs in einem Moment, in dem er verletzlicher und angreifbarer war, wie jemals zuvor in seinem Leben. Und die hört man ihnen auch an. Authentisch, ehrlich, höchst emotional. Unterstützung gab es von seinen Freunden Abby Gundersen und Rosie Thomas. Erstere ist auch auf seinen Liveshows anzutreffen, auf denen sie den Songs mit ihrem Violinenspiel noch mehr Zauber einhaucht. Immer wieder leiht auch eine Frauenstimme den Songs ihr Organ.
„I’ve struggled my entire adult life trying to figure out if humans are meant to be monogamous creatures“ erklärt er beispielsweise den zweiten Song der Platte, „Distant Lovers“. Er verarbeitet darin typische Probleme, die getrennte Eheleute, die Kinder haben, bewältigen müssen: „You can take the kids on Tuesday and every other weekend. I’ll be fine with holiday arrangements on my own“.
Dankbarkeit im Herzen
Auf dem Album geht es aber nicht ausschließlich um seine gescheiterte Ehe, sondern beispielsweise um die giftige Beziehung eines Freundes, um das generelle Loslassen geliebter Dinge oder Menschen und auch um ein junges Mädchen, über das er gelesen hatte, das sich das Leben nahm, weil es von Mitmenschen gemobbt wurde und keinen anderen Ausweg mehr sah. Dennoch: Das Thema seiner beendeten Beziehung ist natürlich Hauptthema auf „Mission Bell“.
Die letzten Worte bleiben hier bei William Fitzsimmons selbst, die wohl treffender und vor allem auch hoffnungsvoller 20nicht sein könnten: „Ich teile dieses Album mit Dankbarkeit im Herzen und mit dem Wissen, dass durch das Leiden auch die Möglichkeit entsteht, neue Lebensfreude zu gewinnen.“