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Arliss Nancy – Greater Divides

Greater Divides

Wenn von Gunner Records eine Mail ins Postfach schmettert, bildet sich immer wieder ein ansehnlicher Spannungsbogen, mit welchem Volltreffer das Bremer Label mal wieder um die Ecke kommt. Die US-Amerikanische Band ARLISS NANCY gehören zwar mittlerweile zu den „alten Label-Hasen“, belegen mit „Greater Divides“ jedoch einmal mehr das hochsensible Gespür Gunnars für Bands mit Erfolgspotential.

Schon der Opener „Alluvial“ gibt die Aussicht auf zehn kräftigende Songs rund um den ganz normalen Wahnsinn einer Achterbahnfahrt hinein in die persönliche Mitte. „Greater Divides“ entpuppt sich somit schnell als charmant bodenständiges Album, welches die Wurzeln seiner Künstler in der atemberaubende Schönheit einer einzigartigen Natur zwischen Rocky Mountains und Colorado River, Schmalspur-Eisenbahnen und Indianerkunst, aber auch einer ausgeprägten Punkrock- , Rock’n’Roll- & Americana Roots Rock – Szene keinesfalls verleugnet. Wenn man sich dann noch bewusst macht, dass Frontmann Cory Call seine Liebe zur Rock-Musik mit der Springsteen Platte „Nebraska“ oder den Fort Collins Musikerkollegen Drag The River (Jon Snodgrass, Chad Price) machte, kann ziemlich sicher rein gar nichts mehr schief gehen.

“Don’t You Forget” lädt dich mit seinem ausnahmslos melodischen Sound zum Road Trip deines Lebens ein. Dieser eine super spontane Abend, an dem du nicht nur dachtest die unverfälschte Freiheit der Welt verinnerlicht zu haben, sondern auch die unbewusste Angst vor dem Ende jener Glückseligkeit spüren konntest, macht sich breit. Coreys charakteristisch roughe Stimme liefert dazu das passende „coming home“ Gefühl, welches in jedem gesungenen Ton den eigenen emotionalen Kompass so ausrichtet, dass er dir auch in einem Zustand ohne Orientierungspunkte die Himmelsrichtungen gen Heimat anzeigt. „Much Of Anything“ hingegen ist gesetzt, stark und entschlossen. Mindestens sieben Jahre durfte es im Whiskeyfass reifen und zeigt den jungen Dingern am Tresen konkret auf, wie man den alten miefigen Dreck hinter sich lässt. Der Song “Bar of the Century” rüttelt währenddessen ein wenig an der altbekannten Oberflächlichkeit und erinnert an die eigentlichen Werte: „Take a step back and admire it. If it were me, I know I´d say that I couldn´t breathe”.

“Greater Divides” macht Mut. Während es den Hörer an die Leichtigkeit des Seins, die ganz basalen Fähigkeiten und Fertigkeiten und den Blick über den ab und an etwas eingestaubten Horizont erinnert, verbinden ARLISS NANCY nahezu perfekt ursprüngliches, amerikanisches Songwriting mit tiefgreifender Poesie. Sollte man die Scheibe mit einem Wort beschreiben müssen, dann wäre es einfach nur „schön“. Ein mehr als rundes Album, welches seine Zuhörerschaft immer genau da abholt, wo sie gerade steht. Diese zehn Tracks sind vielleicht der ehrlichste musikalische Beitrag, den die Szene seit langem zu hören bekommt und genau deswegen sollte die Platte zum Must-Have eurer Punksammlung gehören.

von Maria

Maria

Bei Maria reichen sich Punk und Politik nicht einfach nur die Hand, sie liegen sich quasi eng umschlungen im Arm und trinken Schnäpschen auf die alten Zeiten. Wenn sie nicht gerade davon träumt durch die Welt zu reisen, ihrem Ärger auf Demos Luft macht oder ihrem Weltschmerz nachhängt, testet sie die neuesten Eiskreationen der Stadt, träumt vom Sommer und von Festivals oder sortiert ihre Platten zwischen der Terrorgruppe, Wizo, Propagandhi und No Use For A Name.

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Maria

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