„Berlin“ – der Titel des neuen Album der Band Milliarden aus… Ihr wisst schon… Sehr einfallsreich und noch nie da gewesen. Doch man soll ja kein Buch anhand seines Covers beurteilen und eben auch keine Platte nach ihrem Titel – denn immerhin wissen Ben Hartmann und Johannes Aue, die beiden Köpfe der Band, auch ganz genau, was sie da tun und haben den Titel auf keinen Fall zufällig gewählt.
Sie bezeichnen ihr Album “Berlin” selbst als einen Liebesbrief, den man gefaltet und zerknittert in der Innentasche seiner Jacke herumträgt – es ist aber auch eine Art Abschiedsbrief oder ein nachdenklicher Brief über eine Beziehungsauszeit. All’ das soll das neue Album in sich vereinen. Es ist jedoch 2018 und Berlin ist schon lange nicht mehr das, was es zu Zeiten Rio Reisers und Co. mal war. Da wirken Lieder wie “Die Toten vom Rosenthaler Platz” und “Rosemarie” fast ein wenig abgedroschen, auch wenn das Album alles andere als eine Lobhymne ist – so ist diese Zustandsbeschreibung leider wenig einfallsreich. Denn vermutlich ist jedem bewusst, der auch nur mal länger als ein Wochenende in Berlin verbracht hat, dass alles gar nicht so individuell und toll ist, wie es scheint.
Das fasst “Berlin” auch ziemlich gut zusammen – alles, was auf dem Vorgänger-Album “Betrüger” noch frisch und anders war, ist jetzt leider irgendwie überholt und fast etwas anachronistisch. Dennoch haben Milliarden ihr Talent für Ohrwürmer nicht verloren, das muss man ihnen lassen – was “Jajaja” und der erwähnte Song “Die Toten von Rosenthaler Platz” beweisen. Das Spannendste und ungewöhnlichste auf dem Album sind jedoch die Interludes zwischen den Songs, in denen echte “Berliner Schnauzen” wie “Roberto” (ein Obdachloser, der auf dem Dachboden von Ben lebt) zu Wort kommen. Oder der Text zu “Ultraschall” in dem es um ein Paar geht, was beschließt, eine Abtreibung vorzunehmen – ein Thema, das in der Pop-Kultur sonst eher ausgeklammert wird.
Alles in allem wird “Berlin” Leuten gefallen, die auch den Vorgänger “Betrüger” mochten – und alle die auf urbanes Storytelling mit poppiger Mitsing-Garantie stehen, sollten dem Album auf jeden Fall auch eine Chance geben. Alle anderen werden wohl im kommenden Festival-Sommer sowieso kaum an Milliarden vorbeikommen.
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