“Ein Seelenfresser ist ein körperloses Wesen, welches versucht durch den Raub von Lebenskraft wieder einen Körper zu erlangen.” – so definieren verschiedene Web-Enzyklopädien ein Wesen, dass sich von Seelen ernährt. Shoreline aus Münster gehen so weit, dass sie ihre eigene Seele sogar zum Verzehr anbieten. Irgendwie nett – doch es steckt mehr dahinter.
„Eat My Soul gibt einen Blick auf die Welt durch die verschmierten Fenster eines stickigen Tourvans.“
„Eat My Soul“ ist der erste Longplayer der Band, von der die Debüt-EP (Albumreview) im vergangenen Jahr noch „Bock auf mehr“ gemacht hat. Seitdem ist viel passiert; Shoreline haben sich die Bühne mit Szenegrößen wie Hot Water Music geteilt und waren gefühlt rund um die Uhr auf Tour. So ist es auch wenig verwunderlich, dass „Eat My Soul“ größtenteils unterwegs geschrieben wurde und somit einen Blick auf die Welt durch die verschmierten Fenster eines stickigen Tourvans darstellt.
Das Gefühl immer etwas zu verpassen, wenn man unterwegs ist, kennt wohl jeder Musiker: Parties von Kumpels, Geburtstage in der Familie und und und. Wenn dann aber noch der Tod von nahestehenden Personen, Beziehungskrisen oder Streit mit seinen besten Freunden dazukommen, wird das oft so glamourös dargestellte Tour-Leben zu einer Tortur oder wie sie es selbst sagen: „The loneliest place you could ever imagine, is the backseat of a van somewhere in England“. Genau diese Momente und die Fragen, die man sich dabei unvermeidlich stellt, verarbeiten Sänger Hansol und seine Bandkollegen Julius, Tobi und Martin auf „Eat My Soul“.
Songs wie die Single „Hana“ klingen dabei so reif und ausgereift, dass man erstens gar nicht glauben will, dass es das erste Album der Band aus Münster ist und zweitens, dass die Bandmitglieder alle erst Anfang 20 sind. Einflüsse von Bands wie The Menzingers und The Gaslight Anthem sind unverkennbar, hier und da erinnern die verspielten Gitarren immer mal wieder an die Kolleginnen und Kollegen von Goodbye Fairground.
Shoreline schaffen in den elf Songs Dynamiken zu erzeugen, die mitreißen und aufwühlen – wie bei „Bent/Broken“ oder im Titelsong „Eat My Soul“, indem sie immer mal wieder den Song vom Gaspedal nehmen, nur um es in der nächsten Sekunde wieder voll durchzutreten.
„Eat My Soul“ ist ein Album, welches stellenweise dunkle, einsame Momente mit neu gewonnenem Mut vereint. Ein Album, das von atmosphärischer Stimmung durchzogen ist, aber nie ans Aufgeben denkt.
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