Während Maria ihren Rückblick aus dem Mai mit der grausamen Nachricht beendete, dass Polizisten aus den USA einmal mehr Schuld am gewaltsamen Tod eines Afro-Amerikaners – in diesem Fall George Floyd – sind, löst dieser tragische Vorfall eine weltweite Solidarität im Kampf gegen Rassismus aus. Mehr und mehr schlimme Geschichten werden nun auch in Deutschland präsent, es werden Aktionen sowohl in der digitalen, als auch in der echten Welt gestartet und auch wir nahmen an der Black Lives Matter-Demo in Hannover sowie an der #blackouttuesday-Aktion teil. Weiter unten findet Ihr mehr zu dem Thema. Hier erfahrt Ihr, was im Juni noch los war.
I close my eyes and count to four
Der Juni startete für mich aus Arbeitssicht allerdings großartig: Anfang des Monats nahm sich der wirklich sympathische australische Schlagzeuger Kye Smith die Zeit für ein Skype-Interview mit mir. Vielen von Euch wird er bestimmt bereits bekannt sein, spielte er doch bereits mit Bands wie NOFX und Frenzal Rhomb live, arbeitete mit Joey Cape von Lagwagon zusammen, die Foo Fighters teilten via Social Media seine 5-Minuten-Chronologie von Nirvana und just schwang er im Quarantäne-Video von Goldfinger zu „A Million Miles“ die Drumsticks – ein Traum für alle Punkrock-Fans! In dem Interview sprachen wir darüber, wie er zum Schlagzeug gefunden hat und auf die Idee gekommen ist, seine 5-Minuten-Drum-Chronologien zum Besten zu geben, wie es ist, mit Szene-Größen wie Joey Cape und Goldfinger zusammen zu arbeiten und über die aktuelle Lage in der Corona-Krise. Hier findet Ihr das ganze Interview.
In diesem Monat wird er übrigens seine neue Chronologie zu den Simpsons veröffentlichen, an der er bereits seit mehreren Jahren arbeitet – wir halten Euch natürlich auf dem Laufenden! In der Zwischenzeit lege ich Euch nicht nur das hier verlinkte Video mit Goldfinger ans Herz, sondern auch seinen YouTube-Kanal. Ein wirklich guter Zeitvertreib!
#blacklivesmatter
Ungewöhnlich starteten wir aus redaktioneller Sicht dagegen Anfang des Monats im Magazin. Am 02. Juni beteiligten wir uns an der Aktion #blackouttuesday. Dieser wurde von Interscope, Universal Music und Warner initiiert, als Reaktion auf den oben bereits angesprochenen gewaltsamen Tod von George Floyd durch Polizisten in Minneapolis. Ziel war es die Zeit zu nutzen, um nach Floyds Tod für Gerechtigkeit zu sorgen. So haben auch wir die Berichterstattung für den ganzen Tag eingestellt. Mit diesem einen Tag ist es natürlich nicht getan, aber es ist schön zu sehen, wie sich im Kampf gegen den Rassismus nun konstant etwas tut.
Auch in der Musikwelt gab es im Juni viele Aktionen. So starteten viele Bands Spendenaktionen, um Organisationen zu unterstützen, die sich gegen Rassismus stark machen. Fall Out Boy spendeten $100,000 aus dem Fall Out Boy Fund, um die Black Lives Matter Bewegung zu unterstützen. Das Geld ging an die Organisationen National Bail Out und Black Visions Collective. Der Online-Musikdienst Bandcamp spendete alle Einnahmen, die am 19. Juni über die Plattform generiert wurden, an die Organisation NAACP Legal Defense Fund. Auch Fever 333 sammelten Geld über einen Livestream. Machine Gun Kelly und Travis Barker haben „Killing In The Name“ von Rage Against The Machine gecovert, um ebenfalls auf die aktuellen Umstände in den USA aufmerksam zu machen. The Menzingers haben ihren Song „America (You’re Freaking Me Out)“ vom aktuellen Album „Hello Exile“ (Albumreview) unter dem Namen „America Pt. 2“ weitergeführt und ebenfalls den gewaltsamen Tod des Afro-Amerikaners George Floyd durch Polizisten in den USA thematisiert. Die Einnahmen, die aus dem Song generiert wurden, spendeten The Menzingers an Community Bail Funds und Campaign Zero, die sich gegen Polizeigewalt einsetzen. Die Plattenfirmen Epitaph Records und Red Scare Industries haben außerdem die Erlöse aus verkauften The Menzingers-Alben gespendet. Und das sind nur einige von zahlreichen, wirklich wichtigen Aktionen.
2021 nimmt musikalische Formen an
Mitte des Monats eine unschöne Nachricht: Großveranstaltungen könnten anstatt bis Ende August bis Ende Oktober verboten bleiben. Umso erfreulicher, dass wir für den Februar 2021 mit The Black Dahlia Murder, Rings Of Saturn und Viscera unsere erste Präsentationsshow für das kommende Jahr ankündigen konnten. Und auch das Punk In Drublic macht im nächsten Jahr wieder in Deutschland Halt und erneut auch in Hannover, als Ersatz für die Show die eigentlich auf der diesjährigen Punk In Drublic Tour in Hamburg stattfinden sollte. Mit dabei sind NOFX, Me First And The Gimme Gimmes, Frank Turner, Comeback Kid, Days N Daze, Pennywise, Face To Face und The Baboon Show. Hier findet Ihr weitere Infos.
Apropos Punk In Drublic beziehungsweise Fat Mike beziehungsweise NOFX: Die Band veröffentlicht am 31. Juli mit „West Coast vs. Wessex“ eine gemeinsame Split mit Frank Turner. Darauf covern sie jeweils fünf Songs des anderen. Die beiden Vorboten daraus sind auf jeden Fall vielversprechend!
Tervetuloa Suomeen!
Die Veröffentlichung des selbstbetitelten Comeback-Albums von The Ghost Inside (Albumreview) – auf das ich und sicherlich auch viele andere Musikliebhaber – lange gewartet haben, war nicht nur sehr emotional, sondern wurde auch von einem sehr unschönen Vorfall überschattet. So wurden Rassismus-Vorwürfe gegen Bassist Jim Riley laut, der vor einigen Jahren auf Tour den schwarzen Busfahrer rassistisch beleidigt haben soll. Riley entschuldigte sich öffentlich, The Ghost Inside trennten sich von ihm. Ein herber Schlag für die Band, die sich nach ihrem schweren Busunglück vor fünf Jahren – bei dem zwei Menschen ums Leben kamen und sich die Bandmitglieder sowohl psychisch als auch physisch schwer verletzten – zurück ins Leben und sogar auf die Bühne gekämpft hat.
Ebenfalls zurück sind Eskimo Callboy, die – nachdem Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler und die Band verkündeten, getrennte Wege zu gehen – ihren neuen Sänger vorstellten. Am Mikrofon unterstützt ab sofort Nico Sallach, der einigen von To The Rats Of Wolves bekannt sein dürfte. Diese Nachricht brachte unterschiedliche Reaktionen hervor: Während einige Fans schier aus dem Häuschen sind, haben einige andere bereits im Vorfeld gehofft, dass sich diese Vermutung nicht bestätigt. Mit ihrem neuen Song „Hypa Hypa“ geben Eskimo Callboy bereits einen Vorgeschmack auf das erste neue Material mit ihrem Neuzugang. Nächstes Jahr kommt die Band dann auf Tour, um auch live zu überzeugen.
Sehr gefreut habe ich mich in diesem Monat darüber, dass meine Lieblingsband aus Finnland – New Deadline – sich mit einem neuen Song zurückgemeldet hat. Dieser hört auf den Titel „California IPA“ und ist das erste neue Material der Band seit dem 2018er Album „To Hope“.
Positive Überraschungen
Im Juni haben wir auch unsere neue Reihe der Spotify Takeover gestartet. In unserer Playlist hat uns die Hardcore-Supergroup END verraten, welche Songs bei ihnen aktuell Hoch im Kurs stehen. Wenn Ihr Freunde der härteren Gangart seid, solltet Ihr unbedingt mal in das neue Album „Splinters From An Ever-Changing Face“ reinhören (Albumreview) – Knaller! Unsere Spotify-Playlist wird übrigens regelmäßig von verschiedenen Bands befüllt, folgt uns also gerne.
Sehr positiv überrascht hat mich die neue Single von Bring Me The Horizon: „Parasite Eve“ lief bei mir bereits einige Male rauf und runter, mit dem Ergebnis, immer besser zu gefallen. Überrascht, weil ich mit „amo“ (Albumreview) vergangenes Jahr nicht wirklich warm geworden bin, auch wenn ich das Album tatsächlich nicht schlecht finde. „Mantra“ hat als erste Single meine Erwartungshaltung damals ziemlich ansteigen lassen, das Album konnte diese aber letztlich leider nicht erfüllen. Ich bin also sehr gespannt auf weiteres neues Material der Band rund um Oli Sykes. Eigentlich hätte die Single schon eher auf die Welt losgelassen werden sollen. Bring Me The Horizon entschieden sich aufgrund der Black Lives Matter-Debatte allerdings dagegen, da sie fanden, dass darauf aktuell der Fokus liegen sollte.