Das Jahr 2022 war musikalisch einfach nur heftig für mich. Anders kann ich es nicht beschreiben. Festivals, selbstorganisierte Shows, eigene Gigs auf der Bühne, vor und hinter der Kamera. Ich habe wieder gemerkt, was für eine Bereicherung Musik für mich ist, wie stark sie Emotionen in mir auslöst, wie krass viel Energie sie mir gibt. Es war auch unfassbar anstrengend. Ich habe dieses Jahr gefühlt nichts anderes gemacht, als Berichte zu schreiben, Konzerte zu besuchen, Fotos zu machen, umher zu reisen, Tage im Proberaum zu verbringen und ununterbrochen Musik zu hören – alles neben 40 Stunden Lohnarbeit versteht sich. Das ist mein kurzer Rückblick 2022.
Meine Lieblingsalben 2022
Press Club – Endless Motion
Kein Album löst so viele Gefühle in mir aus, wie “Endless Motion”. Es ist das dritte Album der australischen Band und von vorne bis hinten ein absolutes Gesamtkunstwerk. Die lyrische Weiterentwicklung der Band ist beeindruckend und auch die musikalischen Elemente zwischen Indie und Punkrock holen mich komplett ab. Dazu ein wunderschönes Artwork, alles ist selbst produziert und designt und die vier bringen eine unglaubliche Energie auf die Bühne und sind nebenbei auch noch wahnsinnig lieb und sympathisch. Das habe ich sehr selten erlebt und beeindruckt mich unfassbar.
Yaenniver – Nackt
Das erste Soloalbum von Jennifer Weist hat es in sich. Zwischen Pop, Hip Hop, Rock und Rap beweist sie, was für eine starke Musikerin sie auch ohne Band im Rücken ist und überzeugt mich mit ihrer feministischen, klaren Attitüde, die zum einen provoziert und zum anderen sehr verletzlich ist.
Cat Burns – Emotionally Unavailable
Kaum zu glauben, aber zwischen all dem Punkrock und Punk tut ein bisschen R’n’B und Soul auch mal ganz gut. Cat Burns bringt mich literally zum Weinen mit ihrer EP und ich kann mich so richtig in meinen Gefühlen suhlen.
Gregor Barnett – Don’t Go Throwing Roses In My Grave
Wenn wir schon gerade bei Abwechslung zu Punkrock sind. Gregor Barnett, Sänger der Band “The Menzingers” bringt ebenfalls sein erstes Soloalbum an den Start und stellt unter Beweis, wie abwechslungsreich er ist. Es ist ein Album, bei dem ich mich zwischen neuen Eindrücken wie Country Rythmen und Chorgesängen und altbewährten Punkrock-Melodien wieder finde.
Shoreline – Growth
2021 waren sie noch meine Neuentdeckung des Jahres, dieses Jahr eine meiner Lieblingsbands, die ich auch am meisten live gesehen habe. “Growth” ist ein starkes Album mit vielen musikalischen Details und einer sichtbaren, tollen Weiterentwicklung. Ich bin gespannt, was die Zukunft für die Münsteraner bereithält!
Meine Lieblingsshows 2022
Zwischen Neuentdeckungen und persönlichen Musiklegenden habe ich die schönsten und emotionalsten Konzerte erlebt.
Beatsteaks – Fährmannsfest (Hannover)
Die Beatsteaks gehören zu meinen alltime favourites. Das unschlagbar beste Konzert von ihnen habe ich immer noch in Glasgow 2011 gesehen (und das erzähle ich jeder Person, die nicht danach fragt) und gute 11 Jahre später gehören sie weiterhin zu meinen Lieblingsbands, die schöne und schwere Gefühle in mir auslösen. Schon lange hat mich kein Konzert so sehr berührt wie dieses.
Press Club – Cassiopeia (Berlin)
Apropos Emotionen. Ich habe Press Club erst dieses Jahr kennengelernt, das erste Mal beim Booze Cruise in Hamburg gesehen, durfte ein Interview mit Drummer Frank führen und habe das allerschönste Konzert meines Lebens in Berlin gehabt. Ich weiß, ich sage das jetzt schon zum zweiten Mal. In der ersten Reihe stehend schrie ich mir die Seele wortwörtlich aus dem Leib, Sängerin Natalie nahm meine schwitzige Hand in ihre und sang mit mir gemeinsam die ersten Zeilen von “Suburbia” und ich vergaß einmal alles um mich herum und was auf dieser Welt für Scheiße passiert. Was für eine heftige Energie die vier Australier*innen auf die Bühne bringen, ist unbeschreiblich.
Booze Cruise Festival (Hamburg)
Zum ersten Mal durfte ich beim Booze Cruise dabei sein und bin noch immer überwältigt von dem Wochenend Festival in Hamburgs Punkrockszene. Meine Highlights waren March, Shoreline, Tigers Jaw und Press Club.
Punkrock Holiday – Tolmin (Slowenien)
Apropos Festival. Auch zum ersten und bestimmt nicht letzten Mal, erlebte ich das einwöchige Punkrock Holiday in Slowenien mit. Ein unglaublich herzliches, familiäres, kleines Festival, mit dem leckersten Melonball Cocktail und verrückt guten Bands. Ganz vorne mit dabei waren für mich Petrol Girls, Anti-Flag, The Baboon Show und Mad Caddies. Nicht unerwähnt möchte ich meinen ersten Stage Dive bei The Interrupters lassen. Ein mitunter interessantes, schmerzhaftes, aber auch überwältigendes Erlebnis!
Cold Years – Mephisto (Hannover)
Die Schotten sind so unglaublich sympathisch. Selbst wenn ihre Musik nicht so gut wäre, würden sie damit überzeugen. Noch in der ersten Jahreshälfte fand das Konzert statt und hätte fast zu meinem Lieblingserlebnis werden können. Das Konzert musste dem ersten Platz weichen, gehört dennoch zu meinen Favoriten 2022.
Blackout Problems – Musikzentrum (Hannover)
Auch die kleinen Clubshows haben mich dieses Jahr total abgeholt. Das Album “Dark” von Blackout Problems, was letztes Jahr erschien und mein Highlight war, wurde dieses Jahr auf die Bühnen des Landes gebracht. Tolles Bühnenbild, tolle Live-Präsenz, großartige Songs und eine adrenalingeladene Show!
Meine Neuentdeckungen 2022
Ich weiß, ihr könnt es nicht mehr lesen. Press Club gehören zu meinen diesjährigen Favoriten. Weakened Friends sind eine tolle und unglaublich liebenswerte amerikanisch Indie Band.
Weakened Friends – Quitter
Der Name war mir schon öfter über den Weg gelaufen, aber das neue Album und die Show in Hannover ließen mich zum Fan von Between Bodies werden.
Between Bodies – Stronger Than Me
Worauf ich mich 2023 freue
Dass es genauso spannend und lehrreich weitergeht, wie dieses Jahr. Vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas ruhiger, aber ich möchte weiterhin auf und vor der Bühne, vor und hinter der Kamera stehen, Berichte schreiben, selbst Shows organisieren, beim Booze Cruise und Punkrock Holiday dabei sein. Ich freue mich darauf, mich von neuen und alten Bands in die Abgründe und Höhen meiner Emotionen katapultieren zu lassen. Alles Weitere lasse ich auf mich zukommen.