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Not On Tour, Spanish Love Songs und Pkew Pkew Pkew in Bremen

Not On Tour am 28.04.2019 live im Lagerhaus in Bremen

Foto: Sarah Fass

Einmal über die Sielwall-Kreuzung, vorbei am „Wohnzimmer“ und dann links – dort findet man das Lagerhaus in Bremen. Diesen Sonntag Abend sieht man gegen 19.00 Uhr eine ganze Menge Leute davor stehen, die sich angeregt unterhalten und die letzten Sonnenstrahlen genießen, nachdem es ein doch eher verregneter Tag gewesen war. Noch einmal frische Luft schnappen, bevor man sich nach oben in den Saal begibt, denn dort wird es heute Abend sportlich: Not On Tour sind auf Tour! Die waren das letzte Mal gemeinsam mit Lagwagon in Bremen zu Gast (Konzertbericht) und haben dort den Schlachthof beehrt. Heute ist die Band aus Israel jedoch in eigener Sache unterwegs. Mit im Gepäck haben sie ihr neues Album „Growing Pains“ (Albumreview) und Support Acts, die sich sehen lassen können. Sowohl Pkew Pkew Pkew als auch Spanish Love Songs haben in letzter Zeit ebenfalls viel von sich reden gemacht.

„It’s good to look stupid.“

Aller Anfang ist schwer

Kurz vor angesetztem Beginn um 19.30 Uhr wird es langsam voll im Lagerhaus. Neugierige Blicke sind auf die Bühne gerichtet, die jedoch noch eine Viertelstunde unbespielt bleibt. Man wartet, bis ein paar mehr Besucher da sind, dann hat das Warten schließlich ein Ende: Pkew Pkew Pkew eröffnen den Abend mit „I Don’t Matter At All“ von ihrem aktuellen Album „Optimal Lifestyle“ (Albumreview) und mit einem Energielevel, das zwar auch die letzten Leute nach drinnen lockt, jedoch noch nicht ganz auf die Menge überspringen will. Davon lässt sich die Band allerdings nicht irritieren – die Musiker haben sichtlich Spaß miteinander und im Verlauf des knapp halbstündigen Sets überträgt sich das auch auf das Publikum.

Man sieht immer mehr Köpfe nicken und der eine oder andere Song wird tatsächlich fleißig mitgesungen. „We’re Pkew Pkew Pkew from Toronto! Thank you so much for being here, it’s amazing!“ bedankt sich Bassist Emmett O’Reilly für die stetig wachsende Beteiligung. Auch wenn die Band hauptsächlich Songs vom aktuellen Album präsentiert dürfen natürlich Titel vom Debütalbum der Gruppe nicht fehlen. So wird zu „Before We Go Out Drinking“ sogar das Tanzbein geschwungen und zum Abschluss „Asshole Pandemic“ auch von den Konzertbesuchern fleißig mitgesungen. „Thank you, we were Pkew Pkew Pkew.“ lautet die kurze Danksagung, mit der sich die Jungs schließlich von der Bühne verabschieden.

Bildergalerie: Pkew Pkew Pkew

Die Schattenseiten der Traumfabrik und kleine Anekdoten

Nach kurzer Umbaupause geht es weiter mit Spanish Love Songs. Wenn man sich nun im Lagerhaus umsieht könnte man meinen, dass die Gruppe aus Los Angeles der heimliche Headliner des Abends ist. Für Schmunzeln sogt das aufgebaute Effektboard mit dem Sticker „Humane meat is yuppie bullshit!“. Derweil begeben sich viele neugierige Besucher vor die Bühne – natürlich mit genügend Platz um noch zu tanzen. Dazu lädt der Opener „Nuevo“ auch direkt ein. „Losers“, von der aktuellen EP „Losers/(No) Reason To Believe“ (Albumreview), wird ordentlich mitgesungen, sehr zur Freude der Band. Die ist ebenso gut drauf wie das Publikum und erzählt fröhlich die eine oder andere Anekdote über Los Angeles und die Entstehung ihrer Songs. Während der Erzählungen über LA ist aus dem Publikum „I love LA!“ zu hören, woraufhin die Band stumpf kontert: „No, you don’t. You love the movie version!“ was für allgemeines Gelächter sorgt.

Tatsächlich wird es damit kurz etwas ernster als es um den menschlichen Verschleiß und die Schattenseiten der „Traumfabrik“ geht – aufgelockert wird die Stimmung wieder mit dem Cover zu „Funeral“ von Phoebe Bridgers. Die meisten Lieder, die gespielt werden stammen von „Schmaltz“ (Albumreview), dem letzten Album von Spanish Love Songs. Wer hier nicht am tanzen ist, der nickt zumindest im Takt mit dem Kopf, denn die Begeisterung der Musiker für ihre Sache ist einfach ansteckend. Im Eifer des Gefechts fliegt dabei mal ein Drumstick durch die Luft und die Gitarre des Sängers, deren Verkabelung scheinbar während des Sets den Geist aufgegeben hat, wird kurzerhand zur Seite geworfen. Dafür begibt sich Frontmann Dylan Slocom zu „Beer & NyQuil (Hold It Together)“ ins Publikum. Schließlich heißt es jedoch auch für Spanish Love Songs wieder Abschied nehmen. „You guys are awesome, that truly means a lot to us.“ wird sich bedankt und verabschiedet.

Bildergalerie: Spanish Love Songs

Ein „Best Of Not On Tour“

Wenig später wird es wieder dunkel im Saal und Not On Tour betreten die Bühne. Dieses Mal lassen sich die Bremer kein zweites Mal bitten und so wird in den vorderen Reihen schon beim ersten Song „Just Forget It“ ausgiebig getanzt. Die Energie, von der die verhältnismäßig kurzen Songs der Band leben, springt direkt auf die Menge über, auch wenn nach den ersten Liedern noch Luft nach oben ist. „I get it, it’s a sunday.“ meint Sängerin Sima Brami verständnisvoll. Damit bekommt sie dann auch die letzten dazu beim nächsten Song ordentlich zu feiern – man möchte die Dame ja nicht enttäuschen. Immerhin legt die Band gut vor: Auf der Bühne wird getanzt und gesprungen und miteinander herumgewitzelt. Das Publikum wird dabei ganz selbstverständlich einbezogen.

Die Lieder, die Not On Tour heute Abend zum Besten geben ziehen sich einmal durch die gesamte bisherige Diskografie der Band aus Tel Aviv. Zwischendurch richtet sich die Sängerin immer wieder an ihre Besucher. So auch zum Song „Therapy“, zu dem die Band auch ein Musikvideo gedreht hat. „I look stupid.“ erklärt Sima nach der Frage, wer das Video denn gesehen hat. „It’s good to look stupid!“ fügt sie grinsend hinzu. Man sollte sich nicht immer all zu ernst nehmen und keine Angst haben, einfach mal alles raus zu lassen, wie sie findet. „This song is for you, because you watched the video!“ widmet Sima der lautesten Stimme. Die Zeile „I wanna have a breakdown“ wird bis in die hinteren Reihen ebenfalls mitgegrölt und die Stimmung kocht immer weiter hoch.

Tanzender Protest

Zwischendurch wird es jedoch auch bei Not On Tour ernst. Vor „Witch Hunt“ beispielsweise geht es um die Geschichte des Songs und die Umstände, unter denen er geschrieben wurde. Dabei thematisiert Sima den noch immer allgegenwärtigen Sexismus, der vor allem in ihrem Heimatland deutlich zu spüren ist. Mit dem Song wollte sie den Spieß umdrehen. „Now WE are coming for YOU!“ lässt sie unter tosendem Applaus verlauten, ehe die ersten Saiten angeschlagen werden. Tanzender Protest ist heute Abend das Motto, das von allen Beteiligten kompromisslos umgesetzt wird. So schaffen es Not On Tour die Balance zu finden zwischen kritischen Ansagen, witzigen Anekdoten und Konversation mit dem Publikum, gepaart mit schnellen, energischen Songs die Dank subtiler Melodien dennoch eingängig gestaltet sind.

„Thank you so much for having us here tonight. We had a great night!“ bedankt sich die Band und kommt nichtmal von der Bühne, bevor eine Zugabe gefordert wird. Die kommt ohne Weiteres und in Form von „Oded“ und „Darling“ – danach entlassen Not On Tour nach einer knappen Stunde Spielzeit das Bremer Publikum in den Sonntag Abend.

Bildergalerie: Not On Tour

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