Auch, wenn es mittlerweile immer schwieriger wird, nachvollziehen zu können, welche Show in der wievielten Afterlockdown Verschiebung oder frische gebucht ist, wird mehr und mehr klar, dass die Vorverkäufe leiden und die Kulturbranche an eine wackeligere Kante kommt, als wir das vielleicht für diese Zeit glauben wollten. Und ja, es ist gerade viel in der Musiklandschaft los, aber ich werde nicht müde zu sage, dass es dennoch richtig wichtig ist, mehr auf Konzerte zu gehen und vergesst bitte dabei auf gar keinen Fall die kleineren Shows. Wer also das starke Doppel aus 24/7 Diva Heaven & Get Jealous verpasst hat, ist (um ganz ehrlich zu sein) leider ein bisschen selbst Schuld.
Über Tische und Bänke
Energetisch geht es für Hannover Verhältnisse richtig pünktlich gegen 20:00 Uhr los und der Keller im Béi Chéz Heinz ist okay gefüllt. Get Jealous starten sichtlich motiviert in den Abend und schaffen es das Publikum schnell mitzureißen. Einige kennen die Band bereits vom kürzlich in Hannover stattgefundenen Skate & Destroy Fest. Hier kauft man definitiv nicht die Katze im Sack, das macht einfach Spaß. Das Trio aus Hamburg und der Niederlande spielt eine minimalistische Mischung aus Post-Punk, Pop Punk und dreckigem Punkrock und dabei geht es im wahrsten Sinne über Tische und Bänke. Auch eine Reise auf den Schultern eines Besuchers über die Fläche vor der Bühne und durch das Publikum ist für die quirlige Otto gar kein Problem. Kaum wieder Boden unter den Füßen, wirft sie ihre Knie in die Luft und singt stimmstark durch ein Megaphon. Spätestens beim Helden-Cover „Denkmal“ zeigt sich das Publikum stimmstark am Ende des Sets und bedankt sich mit ordentlich Applaus und Zugaberufen bei den Musiker:innen.
Bildergalerie: Get Jealous
Treibende Kräfte mit Atmosphäre
Wie gewohnt zieht es die Besucher:innen während der Pause in die laue Sommernacht des Heinz Hofs, wo schon der lang angekündigte Nieselregen wartet. Ein paar Zigaretten und Kaltgetränke später, stimmen die Berlinerinnen 24/7 Diva Heaven ihr Set an und werden die Hütte am Ende ihrer Show ordentlich auseinandergenommen haben. Wenn die Tour nach dem aktuellen Album benannt wird, steht natürlich der Fokus auch auf „Back To Stress“ und das kommt an. Eine Mischung aus Grunge, Stoner und straightem Punk schallt durch den Keller des Vertrauens, lädt zum Tanzen ein und erinnert an den Sound der Riot Grrrl Bewegung des ikonischen Olympias. Wenig verwunderlich also, dass die Divas neben einigen anderen Akteurinnen der deutschen Szene die treibenden Kräfte hinter Grrrl – Noisy, einem Berliner Kollektiv sind. Da hat sich eine wachsende Gemeinschaft von Musikerinnen und Kreativen zusammengeschlossen, die Teil einer feministischen DIY-Bewegung sind und regelmäßig einen sicheren Raum für Flinta* Live-Jamsessions bieten. Kämpferisch und kraftvoll ist auch die Atmosphäre im Heinz. Hauptsängerin Katharina Ott-Alavi zeigt sich unfassbar stimmstark und „prügelt“ einen Song nach dem anderen ins Publikum. Auch die Interkation mit den Besucher:innen steht der Band gut. Die Zugabe läutet Sängerin Kat mit den Worten „Hannover, uns ist beiden klar, das wird kein Lovesong!“, ein und legt gemeinsam mit Karo Paschedag (Bass) und Mary Westphal (Schlagzeug) nochmal ordentlich einen nach, bevor der Abend mit Besucher:innen voller glücklicher Gesichter sein Ende findet! Was ’ne Show! Was für eine großartige Atmosphäre! Danke.