Auch in Deutschland gibt es viele starke Hardcorebands, die aber teilweise noch ziemlich unbekannt sind – was sich aber bei vielen dringend ändern sollte. Eine dieser Bands ist Lower Instinct aus Sarstedt, gelegen zwischen Hannover und Hildesheim. Mit „Downfall Of Society“ hat das Quartett gerade sein zweites Album vorgelegt und dafür reihenweise Szenegrößen für Gesangparts gewinnen können. Im Gepäck haben die Sarstedter dabei zehn Songs, die allesamt dem Oldschool-Hardcore mit leichten Punkelementen zuzuordnen sind.
Gaststars so weit das Auge reicht
Los geht es mit dem starken Opener „Insanity“ und einem Klavierintro. Nach kurzer Zeit entwickelt sich ein heftiges, grooviges Hardcorebeast mit Gangshouts und allem was dazugehört, was die Vorfreude auf die kommenden Songs direkt steigert. Es folgt das ebenso starke „Your Pictures Of Life“, welches sogar ersten Ohrwurmcharakter aufbietet. „The World Is Burning“ ist etwas grooviger, aber nicht weniger heftig ausgefallen. Hier unterstützt Oliver Kiss von Perfect Sky. Das wiederum außerordentlich gute „Authority“ kann wieder mit viel Wucht und Power überzeugen. Für diesen Song konnte kein geringerer als Bryan Harris von Death Before Dishonor als Gastsänger gewonnen werden. Ein richtig guter Song.
Die Texte sind zum großen Teil sozial- und gesellschaftskritisch, legen auch bei Klima- und Umweltzerstörung den Finger in die Wunde. Neben einem überraschend fetten Sound, den treibenden Beats und starkem Gitarrenbrett überzeugt auch Sänger Kriesel, dessen Stimme zwar etwas braucht, aber vor Wut und Power nur so strotzt. „Welfare State“ hat dann besagte Punkkante zu bieten sowie die altbewährten Gangshouts, viele Tempiwechsel, bevor es mit „Look In The Mirror“ richtig schnell wird, der Refrain aber deutlich grooviger ausfällt. „Us vs. Them“ ist wieder eine typische Oldschool-Hardcorenummer, bei der Dennis von Tausend Löwen Unter Feinden unterstützt.
Nostalgie und Texte zum Nachdenken
Etwas grooviger und im Midtempobereich unterwegs geht es mit „Streets Of Pain“ weiter. Eloi von Last Line Of Defense ist mit der Partie. Hier ist es der Refrain bei dem Lower Instinct aufs Gaspedal drücken und so für deutlich mehr Tempo sorgen. Mit „Stop The Violence“ geht es dann auf die Zielgerade. Denn mit „The Old Days“ setzen Lower Instinct noch einmal ein Ausrufezeichen und einen starken Schlusspunkt. Mit dabei ist Kuddel Hoffa von Miozän, der auch seinen Teil dazu beitragt, dass dieser Song ein richtiger Ohrwurmhit wird. Die Gangshouts tun hier ihr Übriges und fertig ist ein echter Hit, der dieses richtig gute Zweitwerk beschließt.
Nein, Lower Instinct erfinden das Rad nicht neu. Sie machen aber ehrliche handgemachte Hardcore-Musik mit Hingabe. Und das spürt man auf „Downfall Of Society“ von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das Album ist unglaublich kurzweilig, abwechslungsreich und geht richtig gut ins Ohr. Der Sound ist fett, die Gäste sind erlesen und so kann das Quartett sich zum guten Vorgänger „The End Of The World“ tatsächlich noch einmal gewaltig steigern. Denn dieses Album zeigt, dass heutzutage auch DIY-Bands richtige geile Platten, mit richtig gutem Sound produzieren können. Wer auf derben Oldschool-Hardcore-Punk steht und auch unbekannteren Bands eine Chance geben will, der sollte – nein der muss hier einfach mal ein Ohr riskieren, oder direkt zuschlagen. „Downfall Of Society“ macht Spaß, Punkt!
