The Drowns und School Drugs live im Lux in Hannover

Foto: Robert Höwelkröger

War das Konzert von Hatebreed am 22.6 in der Faust schon mit einer Hitzeschlacht vergleichbar, so sollte das Konzert von Seattles Lieblingspunks The Drowns noch eine Stufe draufsetzen. Am Mittwoch, den 2. Juli, sind es knapp 38 Grad Celsius in Hannover und dennoch, das Konzert des sympathischen Quartetts muss besucht werden, ist die Band live doch ein echtes Highlight. Also viel trinken, die Stellen im Lux suchen, wo die Lüftung verläuft, und schon kann man den Abend überstehen. Als Support eröffnen im Übrigen School Drugs die Show.

Witzig, wild und politisch: School Drugs als starker Support

Pünktlich um 20:15 Uhr eröffnen School Drugs aus New Jersey den Abend. Rund 60 Besucher:innen haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Club eingefunden – bis zum Ende sind es etwa 75, die sich anstelle von Biergartenromantik für Hardcore und Punk entscheiden. Die fünfköpfige Band legt von Beginn an ein energetisches Set hin. Frontmann Josh Jurk, mit wilder Mähne unagil wie ein Derwisch, ist dabei der unangefochtene Mittelpunkt. Immer wieder schlägt er gegen die Bühnenwände, kommentiert das Geschehen mit Anekdoten und sorgt für Lacher. So philosophiert er über die besten Bands aus New Jersey – Bon Jovi? Einhelliges Nein auf der Bühne. Dafür gibt’s Props für Lifetime, Springsteen und Thursday. Mit dem Misfits-Cover „Some Kinda Hate“ zollt die Band der Punkgeschichte ihrer Heimat Tribut. Auch politische Spitzen fehlen nicht: „Wisst ihr noch, wie wir uns in den 2000ern über George W. Bush lustig gemacht haben?“, fragt Josh – die Band lacht gequält, denn die aktuelle politische Lage in den USA bietet neues (trauriges) Material. Und dann noch ein modisches Highlight: „Glückwunsch, Hannover – ihr seid das zweite Publikum, das mich in Shorts auf der Bühne erlebt“, grinst Josh. Musikalisch gibt’s einen Querschnitt durch das Bandrepertoire, mit Songs wie „Cold Hearted“, „No Taste“ oder „Feel Like Shit“ als krachendem Abschluss.

The Drowns – Punkrock trifft Hitzewelle

Es ist bereits der dritte Hannover-Gig der Drowns in vier Jahren – normalerweise würde das Lux wohl aus allen Nähten platzen, doch die Hitze scheint diesmal viele abzuschrecken. Trotzdem legen die vier Musiker aus Seattle los, wie die Feuerwehr: „Black Lung“, „Wolves on a Throne“ und „Ketamine & Cola“ sorgen für einen energiegeladenen Einstieg. Trotz des druckvollen Sets will der Funke anfangs nicht so recht überspringen. Sänger Rev Peters gibt alles, interagiert mit dem Publikum, teilt persönliche Geschichten und bringt Klassiker wie „Blacked Out“, „Just The Way She Goes“ und „Chancer“ auf die Bühne – Letzteres soll jeder einem Menschen widmen, „den er abgrundtief hasst“. Rev spürt die Zurückhaltung, grinst und kündigt an: „Bisher waren das alles B-Seiten – jetzt kommen die Hits.“

Neue Energie, klare Haltung, gelungener Abschluss

Zum ersten Mal dabei: Gitarrist Christian, der mit Mikro im Rockabilly-Stil und bewegungsfreudiger Bühnenpräsenz das Line-Up bereichert. Songs wie „Live Like Yer Dyin’“, „Cue The Violins“, „She’s A Knife“ oder „Bricks Of Ol’ Rainier“ folgen – die Band leidet sichtlich unter der Hitze, doch der Einsatz bleibt hoch. Rev scherzt: „Ich hab wohl einfach zu viel Pizza gegessen in letzter Zeit.“ Bei „Hold Fast“ ist es dann endlich so weit: Die Tanzschuhe werden ausgepackt, die Stimmung kippt ins Positive. Mit dem Stiff Little Fingers-Klassiker „Alternative Ulster“ und dem klaren Statement „Them Rats“ bekräftigen The Drowns noch einmal ihre Haltung: antirassistisch, antifaschistisch – gestern, heute, morgen. Dazu ein klares „Fuck Donald Trump und Elon Musk“ von Rev. Etwas früher als geplant beschließt das Dead Kennedys-Cover „Nazi Punks Fuck Off“ den Abend. Angesichts der entkräfteten, aber glücklichen Bandgesichter – absolut verständlich.

Fazit

The Drowns lieferten trotz tropischer Temperaturen einen mitreißenden Auftritt, der wieder einmal beweist, dass Punkrock nicht nur laut, sondern auch herzlich und klar positioniert sein kann. Hannover darf sich schon jetzt auf ein Wiedersehen freuen.