Freitag, der 19. Dezember, geht in Hannover als Freitag der Konzerte in die Geschichtsbücher ein. Denn parallel finden vier Konzerte mit Punkrockbezug statt, die allesamt extrem gut besucht sind. So auch das Konzert von Peter And The Test Tube Babies, die im Bei Chez Heinz Station machen. Die aktuelle Tour der Briten trägt den Titel „Last Xmas (Gave You My Heart)“, passend zur Jahreszeit. Als Support sind Skin Of Tears mit von der Partie. Und so viel sei verraten: Es wird laut, kuschelig und unglaublich warm. Das Konzert ist für viele ein würdiges Jahresabschlusskonzert – mehr als nur das.
Mehr Musik, weniger Reden
Los geht es gegen 20:15 Uhr mit einem kleinen Intro, dann stehen Skin Of Tears auf der Bühne. Für vorweihnachtliche Stimmung sorgt ein großer Weihnachtsbaum im Hintergrund, mit einem leuchtenden goldenen Stern auf der Spitze – passend zum Titel der diesjährigen Tour von Peter And The Test Tube Babies. Das Trio startet direkt mit seinem Mix aus 90er-Jahre-Skatepunk und Melodycore und kann von Beginn an überzeugen. Im Laufe der nächsten 40 Minuten wird es nicht nur immer voller und wärmer im Keller des Bei Chez Heinz, auch die positiven Reaktionen auf das Trio aus Wermelskirchen steigen stetig. Die Band um Sänger Toto ist mittlerweile seit fast 35 Jahren aktiv, auch wenn man zwischenzeitlich eine fünfjährige Pause eingelegt hat. Entsprechend hat man zahlreiche ältere, aber auch einige neuere Songs im Gepäck. Hannover wird natürlich kurz begrüßt. Als Toto ein paar Worte sagt und das Mikrofon quietscht, erinnert ihn das daran, „lieber Musik zu spielen, als zu viel zu quatschen“. Zum Set gehören unter anderem Songs wie „Offline“, „New Horizont“, „Head And Shoulder“ oder „Way Down Inside“. Für Toto ist es auch völlig okay, wenn das Publikum nicht tanzt – er sei schließlich selbst eher ein Fußwipper bei Konzerten. „Aber es wäre umso schöner, wenn ihr dann nach den Liedern so laut wie möglich klatscht“, so der sympathische Frontmann. Und das wird in Hannover tatsächlich befolgt. Den Schlusspunkt setzt die Band schließlich mit „Wide World“, einem Cover von Cat Stevens. Dann wird es Zeit für eine kleine Pause, ein schnelles Getränk – was bei den Schlangen an der Theke an diesem Abend etwas schwieriger ist – oder etwas frische Luft.
In your Face, meine Schatzis!
Gegen 21:15 Uhr entern dann Peter And The Test Tube Babies die Bühne und legen nach kurzer Begrüßung und einem „Merry Christmas“ mit „Keep Britain Untidy“, „Run Like Hell“ und „The Jinx“ die Messlatte direkt ziemlich hoch. Mittlerweile ist der Kellerclub extrem gut gefüllt, nahezu ausverkauft. Die Stimmung ist bestens und die Songs der britischen Punklegende tragen ihren Teil dazu bei. Es wird getanzt und laut mitgegröhlt. Peter Bywaters und seine Mitstreiter geben sich wie immer gut gelaunt, ironisch und haben sichtlich Bock. Im Übrigen ist die Band inzwischen zu einem Quintett angewachsen, was dem Sound dank der zweiten Gitarre spürbar guttut. Ansagen gibt es nur wenige, und wenn, dann besitzen sie stets dieses spezielle Augenzwinkern. Hier agiert eine Band, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Im Mittelpunkt steht an diesem Abend klar die Musik der Band aus Brighton, die bereits seit 1978 existiert, etwa mit Songs wie „My Unlucky Day“, „Hell To Pay“ oder „Every Second Counts“. Peter fragt später die Anwesenden, wer denn nicht mehr bei Facebook sei. Das doch eher ältere Publikum ist den Reaktionen nach wohl noch beim Social-Media-Anbieter vertreten. Es folgt „Facebook Loser“. Überhaupt ist es auch für die Briten schön, mal wieder in Hannover zu sein. Früher war die Band regelmäßig kurz vor Weihnachten zu Gast – und man will wiederkommen, wie Peter bestätigt. Das freut natürlich die mehr als 400 Besucher an diesem Abend.
„Wollt ihr eine Zugabe? Ach was soll’s, ist ja Weihnachten“
Der nächste Song wird mit „In yer Face, meine Schatzis“ angekündigt. Danach geht es unter anderem weiter mit „Up Yer Bum“, „Spirit Of Keith Moon“, „None Of Your Fuckin Business“ und „Moped Lads“. Mit dem wohl größten Hit „Banned From The Pubs“ und „Blown Out Again“ endet das reguläre Set. Doch nach kurzer Regeneration ist Drummer Sam der Erste wieder auf der Bühne. „Wollt ihr eine Zugabe? Ach was soll’s, ist ja Weihnachten“, so der Schlagzeuger. Und so folgen noch „I’m Getting Pissed Off Xmas“, das bitterböse „Elvis Is Dead“ sowie mit „September“ ein weiterer Hit, der gleichzeitig den mehr als würdigen Schlusspunkt nach gut 80 Minuten Spielzeit setzt.
Und was für ein großartiger Abend das ist. Peter und seine Mannen haben einen wirklichen Sahnetag erwischt – und so ist dies wohl der perfekte musikalische Jahresabschluss für viele der Besucher. Ganz stark, das hat wirklich Spaß gemacht!









