Ein neues Live-Album der Broilers aus Düsseldorf – eine Band, die hierzulande Szene-Gemüter spaltet wie kaum eine andere. Von der einen Seite geliebt für ihren gekonnten Mix von Sub- und Popkultur, von der anderen Seite genau dafür gehasst. Eins vorweg, ich zähle mich seit nun fast 20 Jahren zu ersterer Gruppe.
Nun kommt also 10 Jahre nach den “Santa Muerte Live Tapes” die neue Werkschau der Band um Sänger Sammy Amara mit dem Titel, wie sollte es auch anders sein, “Puro Amor Live Tapes”. Zwischen den beiden Platten ist viel passiert: das 20-jährige Jubiläum der Band, drei Studio-Alben, eine Weihnachts-Platte, unzählige Touren und Konzerte, Fernsehauftritte und nun ein neues Live-Album mit satten 30 Songs wahlweise als Doppel-CD, Dreifach-Vinyl oder im Stream.
Eine der besten Live-Bands des Landes
Die Broilers werden von vielen als eine der besten Live-Bands des Landes gehandelt, da liegt es nahe, hin und wieder dieses Erlebnis auf “Tape” zu bannen – wer je auf einem Broilers-Konzert war, ob Fan oder nicht, kann sicher bestätigen, dass die Shows des Quintetts alles andere als durchschnittlich sind.
Los geht’s, wenig überraschend, mit dem Publikums-Lieblingen und Dauerbrennern “Preludio Vanitas” und “Zurück zum Beton” – ein ikonisches Intro, was seit 2007 von keinem Broilers-Konzert wegzudenken ist. Doch auf “PALT”, wie die Band selbst ihre “Puro Amor Live Tapes” nennt, gibt es ein besonderes Gimmick, denn wir hören die Band Backstage vor dem Konzert, wie sie sich auf den Abend und die Show einstimmt – unerwartet und man spürt sofort das Knistern, die leichte Anspannung und wird in Aufregung versetzt. Vor der Bühne entlädt sich die aufgestaute Energie ab der ersten Sekunde und soll in den kommenden Stunden (!) nicht abebben. Brandneue Songs wie “Gib das Schiff nicht auf” fügen sich direkt nahtlos in die vollgepackte Setlist ein – keine Berührungsängste auf beiden Seiten, sondern Eskalation pur.
Durchschnaufen und wieder voll auf’s Gas
Wie bei einem echten Konzert gibt es Parts zum Durchschnaufen, entweder bei den ruhigeren, ernsten Liedern oder den kleinen Längen, die so ein 30-Lieder-Bollwerk zwangsläufig hier und da hat. Doch den Broilers gelingt es immer die Kurve zu bekommen und schon ein paar Songs später wieder voll auf’s Gaspedal zu treten.
Aufgelockert wird das ganze von kurzen und knappen Ansagen von Sänger Sammy, der aber hier und da auch ein wenig die Witzekiste öffnet, denn sind wir mal ehrlich: Was wäre eine gute Live-Platte ohne eine Anekdote, ein paar Sprüche und Spielchen hier und da? Richtig, das wär’ nichts. So gibt es den Austausch der Broilers mit den 13.000 Zuschauer:innen in Losheim, die kurzerhand ihre Grüße auf dem 13.008-Spur-Gerät hinterlassen können oder die amüsante Band-Vorstellung mit vielen Seitenhieben und Anekdoten, garniert mit einem kleinen Solo des jeweiligen Instruments. Solche Dinge machen Spaß und in ein paar Jahren kann sie jeder Fan mitsprechen. Das Highlight des Ganzen ist jedoch die kleine Geschichte über den Anruf einer deutschen “Politikerin” mit schweizer Telefonnummer – aber davon müsst ihr euch schon selbst überzeugen.
Broilers liefern mit den “Puro Amor Live Tapes” auf jeden Fall das richtige Album zur richtigen Zeit – wenn es draußen kalt und dunkel ist, kann man sich mit der Platte (zurück) in den Sommer träumen, in die Arme von Freund:innen, mit einem Getränk in der Hand, während die Sonne untergeht und die Lieblingslieder laufen.