Kurz vor Weihnachten machen sich zwei hanseatische Bands auf den Weg, die Lux-Bühne zu bespielen. Abramowicz sind gemeinsam mit dem kurzfristig eingesprungenen Solo-Musiker Son Of Polvo für ihre „The Modern Times Tour“ aus dem sonnigen Hamburg aufgebrochen. Statt Weihrauch, Myrrhe und Gold haben sie jedoch fantastische Rockmusik im Gepäck.
„Prost, Hannover. Macht Spaß mit Euch, das kann man nicht anders sagen“
Manchmal braucht es nur eine Stimme und eine Gitarre
Das Prinzip ist denkbar einfach – ein Mann, ein Hut, eine Gitarre. Kolja Wyrowski, der sich Son Of Polvo nennt, braucht schlicht nicht mehr: Seine kraftvolle Stimme füllt den Raum bis in den letzten Winkel aus. „Listen to your Heart“; singt er in „Fear Is Your Cage“ und das macht das Publikum scheinbar: Regungslos lauschen die Anwesenden der beeindruckenden One-Man-Show.
„Vielen Dank, sehr liebenswürdig“, schmunzelt Wyrowski als das Publikum applaudiert. Der nächste Song wird angestimmt, er ist neu und heißt „Young Soul“.“ Son Of Polvo schafft es, nur mit seiner eindringlichen Stimme und den authentischen Folk-Melodien, die er seiner Gitarre entlockt, Menschen in seinen Bann zu ziehen.
Vom Roadie zum Solo-Künstler
„Sind Leute extra wegen der eigentlichen Vorband gekommen?“, fragt er die Menge. „Nein? Glück gehabt!“ Mit seinem bekanntesten Stück „Simple Man“ und einem Cover des Blues-Klassikers „Hoochie Coochie Man“ von Muddy Waters geht es weiter. Für letzteren wird das musikalische Set sogar um einen Schellenkranz am Fußknöchel erweitert.
„Zwei Songs habe ich noch, danach wird es ein wenig lauter mit Abramovicz“ verkündet der ehemalige Liedfett-Roadie und hat auch in den letzten Minuten die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Nach einem neuen Song mit der letzten Zeile „I have nothing to lose“ verlässt Son Of Polvo unter anerkennendem Applaus die Bühne.
Bildergalerie: Son Of Polvo
Junge Musiker mit alter Seele
Als Abramowicz die Bühne betreten, ist es davor schon deutlich voller geworden. Das Markenzeichen der Hamburger ist die raue Stimme von Sänger Sören Warkentin, gepaart mit solidem Alternative-Rock und einer Prise Punk. Erst setzt der Gesang ein, dann die Gitarren und plötzlich kommt Bewegung ins Publikum.
„Schön, dass Ihr alle da seid“, begrüßt der Frontmann die Menge. Zwar ist die Fangemeinde deutlich kleiner als in Hamburg, der Heimatstadt des Quintetts, trotzdem sind kurz vor Weihnachten einige gekommen, um sich von den Live-Qualitäten der jungen Musiker zu überzeugen.
Tanzbarer Alternative-Rock
Nachdem Abramovicz bereits auf großen Festivalbühnen gestanden haben und als Support für Bands wie Madsen spielten, stellen sie nun ihre erste eigene LP namens „The Modern Times“ vor. „Not My City“ und „Brooklyn“ haben den gewohnt druckvollen Gitarrensound und eingängige Melodien, die beim tanzenden und schwitzenden Publikum sichtbar gut ankommen.
Doch natürlich dürfen auch die Hits der ersten Stunde nicht fehlen. So wie der Saal zu „Celebration Day“, „Polaroid“ und „Generation“ mitgeht, dürfte klar sein, dass sich Abramovicz längst in die Herzen ihrer Fans gespielt haben. „Prost, Hannover. Macht Spaß mit Euch, das kann man nicht anders sagen“, wirft Sören ein.
Nach „Wild Rover“ wird es Zeit für die Zugaben: „Der Weg ist arschlang, wir müssen in den Keller. Und außerdem ist das Pissoir glaube ich kaputt. Wir würden also lieber hier bleiben“, stellt der Frontmann trocken fest. Dagegen hat das Publikum natürlich nichts einzuwenden und tanzt, nickt, wippt und springt weiter zur Musik der fünf Freunde, die sich hinter dem Tresen des Hamburger Musik-Clubs Molotow kennengelernt haben. Dieser Abend können Abramovicz jedenfalls als Erfolg verbuchen: Auch nach dem letzten Song hören die Zugabe-Rufe einfach nicht auf.