Agnostic Front – Get Loud!

Es gibt so Bands, über die muss man eigentlich keinerlei große Worte mehr verlieren. Dazu zählen mit Sicherheit auch Agnostic Front, die sich selber gerne als „Godfather Of Hardcore“ bezeichnen. Unzählige Tourneen und unzählige Hits, wie „Gotta Go“, „Crucified“, „Warriors“ oder „Old New York“ haben diesen Status in den vergangenen Jahren wahrlich zementiert. Nun veröffentlicht die Band mit „Get Loud!“ das nächste Studioalbum, mittlerweile Nummer 12. Auf diesem klingt die Band mehr denn je einfach nur nach Agnostic Front – und das ist auch gut so.

„Agnostic Front schaffen es auf „Get Loud!“ in beeindruckender Weise, die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen.“

37 Jahre und kein bisschen leise

Es ist schon beeindruckend, wie lange Agnostic Front mittlerweile in der Szene aktiv sind. Die Band aus New York City, die als Gründer, Wegbereiter und Speerpitze des Oldschool- oder NY-Hardcore gilt, hat seit 1982 viele andere Größen überlebt und bringt noch immer regelmäßig neue Alben auf den Markt. Ab kommenden Freitag ist dann auch „Get Loud!“ erhältlich, das neue Werk mit 14 neuen Hardcore-Krachern. Und von Beginn an wird klar: Auch 2019 geben Agnostic Front richtig Gas, sind brachial, wütend und angepisst wie eh je, ohne auf die mittlerweile üblichen versteckten Melodien zu verzichten. Denn diese lassen sich zwar weniger als auf den letzten Alben „The American Dream Died“ und „My Life, My Way“ finden, sind aber dennoch vor allem nach einigen Durchläufen nicht zu überhören und absolut prägend.

Das Cover-Artwork ist direkt eine Hommage an die Vergangenheit, an Zeiten, in denen die Band das „Cause For Alarm“-Album veröffentlichte – 1986 also. Die Cover-Figuren von damals wurden dafür wiederbelebt und in ein neues Licht gerückt. Auch musikalisch hält man dieser Ankündigung stand. Denn auch das neue Werk erinnert wirklich an Hardcore der 1980er Jahre, an die Anfangstage der Band und ist somit ein richtiger Oldschool-Brocken geworden, der nach einigen Hördurchgängen auch so richtig zündet. Und das obwohl natürlich die Produktion heute deutlich glatter klingt, als noch in den 1980er Jahren.

Hommage an die Anfangstage

Mit „Get Loud!“ gelingt Agnostic Front eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Schon der wütende Opener „Spray Painted Walls“ kracht ordentlich, entwickelt aber schnell eine tolle Eingängigkeit. Schon hier – wie auf dem ganzen Album – zeigt sich, dass Roger Miret mit seiner aggressiven Stimme in Hochform agiert. „Anti Social“ ist dann ein knüppelhartes Highspeed-Vollmantelgeschoss, im Trashgewand, dass vor allem live sicher für einige blaue Flecken sorgen wird. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch „Conquer And Divide“ und „Dead Silence“ – Fastspeed Hardcore der alten Schule vom Feinsten.

Der Titeltrack „Get Loud!“ dagegen verfügt über einen groovigen Touch und so hat die Midtempo-Nummer etwas von einem ersten Hit. Der punkige Track „I Remember“ ist dann wirklich das absolute Highlight und hat auch aufgrund seiner Chöre, Breakdowns und seiner Melodien das Zeug zur Hymne. Ein nostalgischer Song, mit dem Potenzial zum Klassiker. Und auch das instrumentale „AF Stomp“ ist groovig, besticht durch seine typischen rhythmischen Riffs, muss aber aufgrund seiner Kürze als Übergangssong verstanden werden.

Ein starkes Ende

Als klassische Oldschool NY-Hardcore-Nummer stellen sich dann „Urban Decay“ und „Isolated“ heraus. Beide Songs bestechen durch versteckte Melodien, viel Wut und Brachialität. Stark und mit viel Potenzial, echte Lieblingslieder zu werden. Ganz ähnlich ist auch „Snitches Get Stitches“, wobei der Song seine Stärken eher aus dem Tempo und dem zwischenzeitlichen Mega-Riff zieht. An dieser Stelle erreicht „Get Loud!“ auch seinen Höhepunkt. „In My Blood“ und „Attention“ sind dann wieder grooviger, ziehen aber auch unabhängig voneinander immer wieder geschickt das Tempo an und sorgen so zunehmend für Abwechslung. Den Schlusspunkt setzen das wirklich gelungene „Pull The Trigger“, das durch Melodie, Tempo und Gangshouts punktet und das actionreiche, fies-knüppelnde „Devastated“, wobei der Refrain hier auch wieder etwas grooviger gehalten ist. Ein starkes Ende, einer wirklich guten Scheibe.

Totgesagte leben ewig!

Agnostic Front schaffen es auf „Get Loud!“ in beeindruckender Weise, die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Dabei zelebriert man regelrecht Wut und Aggression und untermauert durch eine starke Virtuosität den Status als Altmeister und Vorreiter des Genres. Produktionstechnisch ist zwar zu hören, dass die 1980er Jahre vorbei sind, doch behalten sich die New Yorker einen rohen, manchmal ungeschliffenen Charme bei, der diesem Album zusätzliche Klasse verleiht. Im Grunde erwartet man bei jedem neuen Studioalbum von Agnostic Front, dass dieses nun den Abgang einläuten müsste. Und jedes Mal wieder gelingt es AF auf ihre ganz eigene Weise den Vorgänger irgendwie zu toppen, Kritiker Lügen zu strafen und weiter an der eigenen Legende zu stricken. Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Dann leben Agnostic Front als ständig Totgesagte wohl ewig, wie dieser mehr als gute Tonträger wieder eindrucksvoll beweist!

Video: Agnostic Front – I Remember

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Agnostic Front - Get Loud AlbumcoverAgnostic Front – Get Loud!
Release: 08. November 2019
Label: Nuclear Blast
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agnostic-front-get-loud-albumreviewAgnostic Front schaffen es auf "Get Loud!" in beeindruckender Weise, die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Dabei zelebriert man regelrecht Wut und Aggression und untermauert durch eine starke Virtuosität den Status als Altmeister und Vorreiter des Genres.