Folkpunk – ein schwieriger Begriff und doch taucht er sofort auf, sobald der Name AJJ (früher Andrew Jackson Jihad) fällt. Nun folgt (oder folkt?) mit “Good Luck Everybody” das mittlerweile siebte Studioalbum.
„AJJ schaffen Hoffnung, nehmen uns an die Hand und lassen uns nicht allein mit all den gruseligen Dingen, die mit uns und um uns passieren.“
Eine Jagd durch musikalische Irrgärten
AJJ treffen auf “Good Luck Everybody” textlich so oft den Nagel auf den Kopf, dass es schon fast unheimlich ist. Auch wenn das neue Album die klare Punk-Kante vermissen lässt, die es bei den Vorgängern noch gab, sind die Texte umso kritischer und legen den Finger in die Wunde der modernen Zeit. Sänger und Songwriter Sean Bonnette beweist in seinen sehr eigenwillig komponierten Songs wie immer Fingerspitzengefühl und jagt die Zuhörer und Zuhörerinnen durch musikalische Irrgärten, nur um sie an der nächsten Ecke erschrecken zu können und hat dabei einen Riesen-Spaß. “Höfliche Aggression” nennt es die Band selbst und das passt perfekt.
Elf Songs am Zahn der Zeit
Die elf Songs bewegen sich so unfassbar nah am Zahn der Zeit, wie es nur möglich ist. Es kommt einem vor, als würde man durch einen Social-Media-Feed scrollen und auf der einen Seite mit den aktuellen Gräueltaten des orangefarbigen Kindes im Weißen Haus konfrontiert und im nächsten Moment Werbung für Abnehm-Pillen bekommen, nur um dann auf die nächste politische Schreckensnachricht zu stoßen. AJJ bewegen sich damit auf den Pfaden klassischer kämpferischer Liedermacher – nur eben im modernen Gewand.
Dramatischer Pessimismus
Der Opener “Normalization Blues” zum Beispiel befasst sich mit dem Gedanken, wie abgestumpft wir alle schon sind, wenn Donald Trump mal wieder zu einem virtuellen Krieg gegen die korrupten Medien oder gar ganze Bevölkerungsschichten aufruft. Das klingt dramatisch und auch ziemlich pessimistisch, doch AJJ wollen mit “Good Luck Everybody” das Gegenteil erreichen. Sie wollen Hoffnung schaffen, nehmen uns an die Hand und lassen uns nicht allein mit all den gruseligen Dingen, die mit uns und um uns passieren.