Die Alex Mofa Gang legen mit „Perspektiven“ das zweite Album mit ihrem fiktiven Charakter Alex vor. Dieser hatte einen Wechsel des Blickwinkels nötig und schaut nun aus einer anderen Perspektive auf Liebe, Freundschaft und Sehnsucht.
Never change a running system
Musikalisch wechselt die Band hier allerdings nur wenig die Perspektive. Die Band legt einige Songstrukturen vor, denen sie akribisch folgt. Ausnahmen gibt es in kleinen Ausflügen wie etwa in „Der Soziopath“, in dem die Mofa Jungs eine sauber, grungige Bridge hinlegen, bei der selbst Biffy Clyro nur Beifall klatschen könnten.
Abgesehen davon wird es meist interessant, wenn das Piano beziehungsweise die Orgel eine prominente Rolle im Lied einnimmt, zum Beispiel bei Songs wie „AC/DC“ oder „S.O.S“. Letzterer könnte einfältig gesagt auf der letzten Kraftklub-Platte erschienen sein, wenn Thees Uhlmann, an den die Stimme des Sängers Sascha oft erinnert, dort über Lebenskrise und Herzschmerz schmettern würde. Ansonsten geht es punkig nach vorne, auch wenn der letzte Zünd zu einem distinkten Sound oft auf der Strecke bleibt.
Lyrisch direkt ins Gesicht
Bei den Texten auf „Perspektiven“ können sich die Geister scheiden. Es wird viel über Liebe gesungen, das politische Klima und Phänomen der Nichtstuer in diesem wird thematisiert und kritisiert und auch die durchzechten Partynächte mit Freunden kommen nicht zu kurz. Die Jungs haben also, gerade bei Songs wie „Kein Wort“, die richtigen Ansätze. Die Umsetzung ist dann jedoch Geschmackssache. Um dieses Album vollends zu genießen, muss man die „direkte“ Art des Textens mögen. Hier wird einem der Sinn und Hintergrund eines Songs direkt vor die Nase gesetzt.
Für die Einen kann das erfrischend wirken zwischen prätentiösen Indie Bands mit kryptischen Texten. Andere werden es, gerade bei den Liebesliedern, plakativ und abgedroschen finden, wenn zum Beispiel die Tag/Nacht Metapher herausgeholt wird.
Wo „Perspektiven“ wirklich glänzen wird, sind die Liveshows. Songs, die live bereits erprobt sind, merkt man dies auch an. Sich in den Armen liegen und aus der ganzen Lunge mitsingen, kann man definitiv bei allen der zwölf Stücke auf diesem Album.