Kaum ein Album wurde die letzten Wochen so sehnlich erwartet, wie „For Those That Wish To Exist“ von Architects. Schuld daran sind nicht zuletzt die großartigen Singles „Dead Butterflies“ und „Animals“. Die Erwartungen sind also hoch.
„Das Album bietet einige sehr starke Songs und Momente, ist aber durchwachsen und etwas unter den Möglichkeiten der Band. Ein paar Songs der Marke „Goliath“ hätten da schon gut getan und die Wertung aus der Mittelmäßigkeit katapultiert.“
Nach stimmigem und atmosphärisch dichtem Intro legt die Platte dann also mit „Black Lungs“ los und diesen Song kennt man als Fan natürlich bereits. Hier wird die Fahrtrichtung des neuen Albums schon sehr deutlich: Architects setzen ihre wütenden Momente gekonnter ein. Wutausbrüche schleichen sich erst langsam an und sind weit spärlicher, als noch auf den Vorgängern. Vielmehr setzt die Band auf große, ausladende Melodien und eine bislang selten erreichte Atmosphäre. Des Öfteren schleichen sich elektronische Parts ein.
Mit „Giving Blood“ folgt dann der erste Song, den man bislang noch nicht hören durfte. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass „For Those That Wish To Exist“ sich dem Wechsel zwischen Hell und Dunkel, Melodie und Härte verschrieben hat. Die im Vorfeld releasten Songs, haben da schon gut eingefangen, wie das Album im Endeffekt klingt und so bleibt ein wenig der Überraschungseffekt aus, was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn an den weiterentwickelten Sound der Band kann man sich schnell gewöhnen, nur wird dieser ebenso schnell langweilig, wie sich bald herausstellt.
Mal so, mal so
„Discourse Is Dead“ kommt mir trotz Breakdown etwas zu handzahm daher. Zum einen ist es natürlich schön, dass sich musikalisch ein roter Faden durch das neue Album zieht, zum anderen hätte ich mir hier ein paar Ausbrüche und Experimente mehr gewünscht. „Dead Butterflies“ ist für mich dann wieder ein Highlight und der klare Höhepunkt der Platte. Hier sitzt einfach alles und der Song läuft seit Veröffentlichung in Dauerschleife. Schon hier wird klar, was sich dann im Lauf des Albums abzeichnet: manche Songs wirken uninspiriert, während andere mich vollends überzeugen.
Mit „Ordinary Extinction“ driftet die Band dann teilweise etwas in die Mittelmäßigkeit ab. Es fehlt einfach der Biss und auch, wenn mir viele Stellen gefallen muss ich doch recht schnell eingestehen, dass die bereits veröffentlichten Songs die stärksten des Albums sind und hier nicht mehr all zu viel geboten wird.
„Impermanence“ krankt an den selben Krankheiten wie die Vorgänger: starke Momente, aber auch viel Geplätscher dazwischen. Es gibt Momente, die richtig stark sind und schon beim ersten Hören zünden, wie der stampfende Teil zur Songmitte, dann aber auch wieder vieles, was uninspiriert und heruntergespult wirkt. Vielleicht braucht die Platte noch einige Anläufe und etwas Zeit, aber bei den ersten Höreindrücken fehlt hier das Gewisse Etwas, das die Band aber an manchen Stellen durchblitzen lässt.
Starke Momente, aber auch viele Durchhänger
„For Those That Wish To Exist“ ist kein schlechtes Album, bleibt aber stellenweise weit hinter den Möglichkeiten der Band zurück. Es ist teils sehr stark und teils eben so durchwachsen und uninspiriert, dass man sich gewünscht hätte Architects hätten eher eine starke EP, als ein Album mit schwachen Momenten herausgebracht.
Positiv betonen muss man, dass die Band sich aktuell in einer Findungsphase wiedersieht, die sich in den eher elektronischen Songs, wie „Flight Without Feathers“ niederschlägt und stellenweise auch schon überzeugen kann. Aber insgesamt fehlt es hier doch an Ideen und Energie. „For Those That Wish To Exist“ bleibt klar hinter dem Vorgänger „Holy Hell“ zurück, auch wenn die Platte große Momente hat. Vielleicht wollten Architects einfach zu viel, vielleicht ist Album Nummer neun auch der Schnappschuss einer Band, die zwischen zwei Schaffensphasen steckt – etwas unausgereift, aber mit großem Potential.
An der eigenen Messlatte gescheitert
„For Those That Wish To Exist“ scheitert dann vor allem an den großen Erwartungen. Nach dem Auftritt in der Royal Albert Hall, nach konstant guten Alben in der Vergangenheit und den durchweg guten Singles in der Promophase vor Albumrelease, war man als Fan dann schon fast sicher, dass hier eines der größten Alben des Jahres ansteht. Leider muss man sich von diesen Erwartungshaltungen befreien und der Platte ein paar Anläufe geben.
Das Album bietet einige sehr starke Songs und Momente, ist aber durchwachsen und etwas unter den Möglichkeiten der Band. Ein paar Songs der Marke „Goliath“ hätten da schon gut getan und die Wertung aus der Mittelmäßigkeit katapultiert. So muss man dann doch eingestehen, dass „For Those That Wish To Exist“ eher mit gemischten Gefühlen kommt. Schade. Trotz allem werden benanntes „Goliath“ und „Dead Butterflies“, aber auch „Animals“ immer wieder gerne gehört.