Archspire, Beneath The Massacre, Vulvodynia und Inferi live in Hannover

Archspire am 18.12.2019 live im Mephisto des Kulturzentrum Faust in Hannover
Foto: Thomas Rocho

Die Hochgeschwindigkeits-Knüppler Archspire haben kurz vor Abschluss ihrer Tech Trek-Tour durch Europa auch im Mephisto in Hannover Halt gemacht. Als Unterstützung hatten sie heiße Eisen aus Technical und Brutal Death Metal dabei: Beneath The Massacre, Vulvodynia und Inferi. Oder, wie Archspire-Frontmann Oliver Rae Aleron es ausdrückte: „Cannibal Corpse hatten angefragt, wir wollten aber lieber mit den drei auf Tour gehen. Nur ein Witz, die waren alles, was wir uns leisten konnten.“ Aber auch die vermeintlich preiswerte Lösung hat sich teuer verkauft – und zusammen das Mephisto zerlegt.

„Merry fucking Christmas, Hanover“

Mit Vollgas ins Weihnachtsfest

Viel besinnlicher hätten sich die Tech-Death-Fans aus Hannover die Einstimmung auf die Feiertage nicht vorstellen können. Archspire betreten zu klassischen Weihnachtsklängen vor (fast) vollem Haus die Bühne, ein freundliches „Merry fucking Christmas, Hanover“ von Aleron – und schon fahren die Kanadier wie eine Dampfwalze durch den Laden. Sie spielen ihr komplettes „Relentless Mutation“-Album („Human Murmuration“, „Remote Tumour Seeker“) und streuen vereinzelt ältere Songs ein.

Diese kommen trotz wahnwitziger Geschwindigkeit oft angenehm melodiös und mit hohem Wiedererkennungswert daher. Jared Smith (Bass), Spencer Prewett (Schlagzeug), Dean Lamb und Tobi Morelli (Gitarre) verlangen ihren Instrumenten alles ab, liefern Mitklatschparts, Melodieläufe, bei denen manch Klassik-Komponist vor Neid erblassen würde, und Drums, die klingen wie am Rechner programmiert.

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Holt der Mann auch mal Luft?

Die Band bringt die Songs live auf den Punkt und scheinbar völlig mühelos rüber. Hoher, bereits erwähnter, Wiedererkennungswert, noch viel höherer technischer Anspruch – dem sie auch live vollkommen gerecht werden. Archspire stechen selbst im nicht gerade spärlich mit Technik-Talenten besetzten Tech-Death-Bereich heraus.

Es ist aber nicht nur das, was die Kanadier zu einer klaren Live-Empfehlung macht. Mit Aleron haben Archspire einen lustigen und einnehmenden Typen in vorderster Reihe – egal, ob er seine Mitmusiker vorstellt und in Szene setzt oder das Publikum zum lautlosen „Clam clap“ animiert. Seine Stakkato-Vocals, gegrunzt und geschrien, sind vielseitig und unglaublich schnell, mit Rap-Einflüssen aus Richtung Tech N9ne (nur mal „Calamus Will Animate“ und „Stamina“ vergleichen) und Busta Rhymes (von dem in einer der Umbaupausen ein Lied läuft). Bleibt nur die Frage: Holt der Mann auch mal Luft?

Nach sieben Jahren endlich zurück

Um zu Atem zu kommen, hatten die Jungs von Beneath The Massacre zuletzt reichlich Zeit. Lange haben sie nichts Neues von sich hören lassen – sieben Jahre ist das letzte Album alt, genauso lange waren sie nicht mehr auf Tour. Im November gab’s dann aber auf einmal die Single „Autonomous Mind“ inklusive Ankündigung der neuen Scheibe „Fearmonger“, dann wurde die Tour bekanntgegeben – umso erfreulicher, dass sie nach der Auszeit auch gleich in Hannover vorbeischauen.

Technisch sind Beneath The Massacre genauso virtuos wie und noch eine Prise zorniger unterwegs als Archspire (und beide kommen aus Kanada – was ist da drüben eigentlich los?) – auch live. Ansatzlos preschen die Musiker um Frontmann Elliot Desgagnés nach vorne, knüppeln mal straight, mal groovig und nie mit angezogener Handbremse. Hier und da ist Raum für Instrumentaleinlagen, die Band gibt einen guten Überblick über ihr Schaffen („Society’s Disposable Son“, „Our Common Grave“, „Symptoms“) – der gefühlt leider genauso ansatzlos vorbei ist, wie er angefangen hat.

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Slams aus Südafrika, Genre-Mix den Staaten

Den Weg für die kanadische Fraktion bereiteten zuvor die Slamming Brutal Death Metal-Band Vulvodynia aus dem südafrikanischen Durban und die amerikanische Combo Inferi aus Nashville. Letztere spielen eine hörenswerte Mischung aus technisch anspruchsvollem Melodic Death Metal, angereichert mit Parts, die ohne Weiteres mal als symphonischer Black Metal, mal als lupenreiner Thrash Metal durchgehen. Vulvodynia dagegen halten es – zumindest im abendlichen Vergleich – gradlinig, bringen das Publikum mit fetten Slams und ballernden Riffs in Bewegung und strotzen vor Energie auf der Bühne. Sänger Duncan Bentley fasst den Abend recht früh passend zusammen: „Geile Scheiße – dankeschön!“

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