17 Jahre Astpai. Zugegeben: Das sieht man den vier Herren aus Österreich gar nicht an. Kurz vor der Volljährigkeit präsentiert die Band rund um Frontmann Zock nun ihr neues Album „True Capacity„, auf dem sich Astpai in gewohnter rotziger Punkrockmanier präsentieren, mit der sie sich in viele Punker-Herzen gespielt haben. Der Begriff „True Capacity“ wird verwendet, um die maximale Grenze der Produktion von (industriellen) Maschinen zu beschreiben. Für die Thematik des Albums ein Hintergrundwissen, das durchaus von Bedeutung ist.
17 Jahre also. Beinahe zwei Jahrzehnte. Das weiß auch Zock zu schätzen:
„Zu realisieren, dass man glücklich genug war, sein halbes Leben damit zu verbringen, an den Dingen zu arbeiten, die man am meisten liebt, ist ein ziemlich überwältigendes Gefühl.“
Neues und altbewährtes
Während die Band uns punkrockgeschwängert durch die erste Hälfte der Platte geleitet, sorgt der Titelsong für ein Aufhorchen: Hier präsentieren sich Astpai deutlich härter – da dürfen als Vergleich durchaus Bands wie Swain herangezogen werden, wo doch sonst eher Namen wie The Flatliners fallen würden. The Flatliners Frontröhre Chris Cresswell zeigt sich auf der Platte übrigens als Co-Produzent der Vocals verantwortlich.
Ein kleiner Ausbruch zum Ende der Platte, bevor es wieder ins gewohnte Terrain zurückgeht. Der Hauch von Hardcore und Wahnsinn machte sich bereits im Opener „Rotten Bait“ breit – ein kleines Horsd’œuvre von dem, was einem auf „True Capacity“ erwartet.
„My mind has reached capacity“
Neben einer ordentlichen Portion melodiösem Punkrock erwarten den Hörer sparsame aber starke Gangvocals („Wear and Tear“) und ein Tempo, das von Anfang bis Ende kaum gedrosselt wird. Lyrisch wird – wie bereits angedeutet – eine sehr dunkle Kerbe eingeschlagen. So spricht Sänger Zock von dunklen, intensiven Phasen. Von einem Gefühl, dass die eigene Festplatte namens Gehirn bis zum Rand voll ist und die Grenze erreicht hat: „My mind has reached capacity“ („True Capacity“)“.
Gedanken und Gefühle, die ihm bereits von früher vertraut waren: „I never meant to bring back demons from my past, but I remember the feeling, that my crumbling mind was never meant to last.“ („Lottery“). Auf „True Capacity“ geht es aber nicht nur um eigene Erfahrungen, Selbstreflektion und Selbstanalyse, sondern durchaus auch um politische Themen, Enttäuschung und Erschöpfung. Aber – na klar – auch um Liebe und Bewunderung.
Platz für neue Gedanken, neue Erinnerungen und neue Erfahrungen?
Die Festplatte ist voll, aber vielleicht hat „True Capacity“ geholfen, wieder ein wenig Platz für neue Gedanken, neue Erinnerungen und neue Erfahrungen zu schaffen und die Grenze der maximalen Belastung wieder etwas in die Ferne zu rücken. So düster es auch erst mal klingen mag: Punkrock-Fans werden dennoch ihre wahre Freude an dem neuen Astpai Album haben.