Boysetsfire, Strike Anywhere und Michael Rudolph Cummings live in Hamburg

Boysetsfire befinden sich auf Tour zu ihrem 30-jährigen Bestehen und spielten an diesem Montagabend in Hamburg. Wie angekündigt wird dies auf unbestimmte Zeit die letzte Tour mit Sänger Nathan Gray. Kaum vorstellbar, dass die Band ohne ihn weitermachen wird. Als Support hat die Post-Hardcore Band die befreundeten Strike Anywhere und Michael Rudolph Cummings (All Else Failed) mit dabei. 

Letztgenannter eröffnete den Abend, nur mit seiner Gitarre und jeder Menge Geschichten. Sowohl in Form seiner Songs als auch mit kleineren Anekdoten. Ein sehr ruhiger, aber auch sehr angenehmer Opener für den Konzertabend. 

Bei Strike Anywhere war es hingegen alles andere als ruhig. Die US-amerikanische Polit-Melodic-Hardcore Band, die schon lange im Business ist, zeigte sich gewohnt energetisch und versuchte das Publikum in die richtige Stimmung zu bringen. Das gelang vor allem zum Ende des Sets als Sänger Thomas Barnett mehrfach den Weg in den Bühnengraben suchte und mit den Besucher:innen in der ersten Reihe feierte. Insgesamt zeigte sich das Publikum während der 45 Minuten Spielzeit noch etwas zurückhaltend. 

Das änderte sich schlagartig als Boysetsfire die Bühne betraten. Nach dem Opener gab es kurz technische Schwierigkeiten, diese nutzte Nathan für eine kleine Dankbarkeitsrede. Nicht, weil die Hamburger:innen sich Tickets für Konzerte oder Merch der Band kaufen (das ist natürlich auch super), sondern weil sie sich für das Konzert entschieden haben und ihre begrenzte Zeit auf dieser Welt bei einem Boysetsfire-Konzert verbringen möchten. Als die technischen Probleme behoben waren, konnte es dann richtig losgehen. Ein zweiter Startschuss quasi für ein tolles Konzert. Boysetsfire sind, wie erwähnt, seit 30 Jahren im Geschäft und ich konnte die Band schon mehrmals live erleben. So glücklich auf der Bühne wie heute habe ich das Quintett bisher noch nicht gesehen. Insbesondere Nathan hatte ständig ein breites Grinsen auf den Lippen. Die Band spielte einen Querschnitt ihrer Diskografie und ließ keine Hits vermissen. Es gab nur wenige Unterbrechungen. Zwei Mal nahm sich die Band zwischen den Songs Zeit, um einige Worte an die Fans zu richten. Dabei ging es zum einen um die aktuelle Lage der Welt und den Appell, den Mund aufzumachen, wenn man homophobe, rassistische, sexistische oder transphobe Äußerungen von Freunden und Familien hört. Zum anderen ging es um Musik, die viele Anwesende, wenn nicht alle, an irgendeinem Zeitpunkt im Leben gerettet hat. Diese Ansagen waren weder störend noch unangenehm, sondern bekamen viel Zuspruch und Applaus aus dem Publikum. Im Mittelpunkt stand an diesem Abend definitiv die Musik. Die Band strotzte nur so vor Spielfreude und der Sound dröhnte satt und gut abgestimmt aus den Boxen. 

Nach gut einer Stunde verabschiedeten sich Boysetsfire wortlos von der Bühne. Kamen wenig später aber mit den letzten beiden Songs “One Match” und “Rookie” zurück auf die Bühne und schickten die Hamburger:innen damit glücklich auf die Heimreise. Auch nach 30 Jahren sind Boysetsfire noch eine großartige Live-Band, die wir sehr vermissen werden.