Wenn man der aktuellen Corona-Krise überhaupt ansatzweise etwas Gutes abgewinnen kann, dann sicherlich, dass viele Musiker die Zeit nutzen, um an neuem Material zu arbeiten. So auch Bring Me The Horizon, die mit „Post Human: Survival Horror“ eine neue EP veröffentlichen. Insgesamt soll die „Post Human“-Reihe vier Veröffentlichungen umfassen, die nach und nach das Licht der Welt erblicken.
„Während man sich lange damit abfinden musste, dass Bring Me The Horizon definitiv kein Metalcore mehr machen, kehren die Briten nun zu ihren Anfängen zurück.“
Wut, Traurigkeit, Frustration, Angst, Paranoia
Wut, Traurigkeit, Frustration, Angst, Paranoia: Geprägt von dem Chaos in dieser Welt, befassen sich die Songs mit den starken Emotionen, die in Zeiten von politischen Unruhen und Ungerechtigkeiten entfesselt werden. Dabei soll „Post Human: Survival Horror“ als Protest verstanden werden. Gastmusiker wie wie Amy Lee (Evanescence), Yungblud, Babymetal und Nova Twins schließen sich diesem Marsch an. Inspiration holten sich Bring Me The Horizon unter anderem über das Linkin Park-Erfolgsalbum „Hybrid Theory“, das in diesem Jahr 20. Jubiläum feiert. So wird es vor allem Fans der ersteren Stunden sicherlich freuen, dass die Band in dem einen oder anderen Moment an die Härte alter Tage anknüpft.
Dies kündigte sich bereits mit dem ersten Vorboten „Parasite Eve“ an und zieht sich durch die ingesamt neun neuen Songs der Briten. „Dear Diary“ sticht dabei besonders durch seine Härte hervor, wie man es von frühen Veröffentlichungen von Bring Me The Horizon kennt. Auch der Song „Ludens“, der bereits im Vorfeld als Soundtrack zum Videospiel „Death Stranding“ veröffentlicht wurde, findet hier seinen Platz.
Auf „Post Human: Survival Horror“ zeigen sich Bring Me The Horizon durchweg facettenreich. Den gewohnten Synthesizer-Klängen wird weiterhin ausreichend Platz eingeräumt, doch auch die düsteren Seiten der Band blitzen musikalisch immer mehr hervor. Vor allem durch die Screams von Oliver Sykes – die auf den letzten Veröffentlichungen selten bis gar nicht mehr zu finden waren – erleben hier ihr glanzvolles Comeback. Jedes Feature ist weitaus mehr als Namedroppig, sondern perfekt platziert und voranbringend für die jeweiligen Songs. In „Kingslayer“ feat. Babymetal treffen die zuckersüßen Organe auf die durchdringenden Screams von Oliver Sykes und bilden neben all der Härte einen stimmigen und aufregenden Kontrast. Amy Lee von Evanescence bereichert die Piano-Ballade „One Day The Only Butterflies Left Will Be In Your Chest As You March To Your Death“.
Die Sehnsucht nach der Unbeschwertheit alter Tage
Mit „Post Human: Survival Horror“ machen Bring Me The Horizon einen Schritt zurück zu ihren Ursprüngen, nachdem sich die Band auf „amo“ und der EP mit dem dezent sperrigen Titel „Music to listen to~dance to~blaze to~pray to~feed to~sleep to~talk to~grind to~trip to~breathe to~help to~hurt to~scroll to~roll to~love to~hate to~learn Too~plot to~play to~be to~feel to~breed to~sweat to~dream to~hide to~live to~die to~GO TO“ immer weiter von ihrem harten Sound entfernt haben. Dance- und Pop-Elemente bleiben, doch auch dem Metalcore wird wieder mehr Platz eingeräumt. Und genau das ist es, was diese Veröffentlichung spannend macht.
Vielleicht ist das Einsetzen dieser Elementen angesichts der heutigen Lage auch die Sehnsucht an die Unbeschwertheit alter Tage. So oder so: Auf „Post Human: Survival Horror“ präsentieren Bring Me The Horizon durchweg starke Songs und während ich in meinem Review zu „amo“ noch schrieb, dass man sich doch nun damit abfinden müsse, dass Bring Me The Horizon kein Metalcore mehr sind, freue ich mich sehr darüber, dass die Band wieder mehr in dieses Genre eintaucht – denn das steht Bring Me The Horizon verdammt nochmal extrem gut!