Callejon – Fandigo

Callejon gehören wohl definitiv zur Speerspitze der deutschen Metal- und Metalcore-Szene und können mit 15 Jahre Bandbestehen auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken. Der Party-Smasher „Snake Mountain“ hat den Jungs damals Tür und Tor geöffnet und sie eroberten mit wehenden Fahnen die Herzen der Metalheads. Doch was musste man vor einiger Zeit in den Sozialmedien lesen? Callejon is dead? Auflösung? Die Fans gerieten doch ziemlich in Panik und man versuchte vergeblich, Näheres vom Fünfer aus dem Ruhrgebiet zu erfahren. Doch diese ließen die Fangemeinde gehörig zappeln, bis nach und nach deutlich wurde, dass Callejon an einem neuen Album werkeln.

Erleichterung machte sich bei den Fans breit und sogar etwas Euphorie, denn es gibt ja endlich neues Material der Sackgassen-Rocker. Mit „Fandigo“ hauen die Jungs ihr nunmehr siebtes Album auf dem Markt. Doch was wird uns erwarten? Geht es wieder mehr Richtung „Zombieactionhauptquartier“ oder gar „Videodrom“ oder wird die Marschrichtung à la „Wir Sind Angst“ weiter eingeschlagen? Man darf gespannt sein.

Getreu Peter Fox: Alles neu

Ein kleines Fragezeichen bleibt jedoch kurz vor dem ersten Hören der neuen Scheibe „Fandigo“. Was hat denn nur der kryptische Satz „Callejon is dead“ die ganze Zeit bedeutet? Wollen wir mal hoffen, dass das Album dieses Rätsel lösen kann. Den Anfang macht der Song „Der Riss in uns“. Eine schön getragene Ballade, die vom Stil ein wenig an „Kind in Nebel“ erinnert. Mit schöner Melodie und herzzerreißendem Text gibt es hier schon den ersten Gänsehautmoment. Guter – wenn auch für Callejon unüblicher – Einstand für „Fandigo“. Als zweites erklingt der Song „Utopia“, welcher dermaßen treibend und catchy voranprescht, dass man hier direkt das nächste Highlight auf dem Album genießen kann.

Aber irgendwas ist anders. So wirklich nach Callejon, wie man sie kennt, klingt der Song nicht. Keine Metalattitüden, kein Geschrei mehr, dafür hymnenartige Melodien und einprägsame Gesangslinien bestimmen jetzt das Klangbild von Callejon. Sänger BastBasti singt fast nur noch und es wird auch im weiteren Verlauf gern mal mit Elektrospielereien experimentiert. Also ist Callejon irgendwie ja doch tot, aber nur die, die man kennt. Die Jungs haben sich neu erfunden, sich aus der engen Klammer des Metal befreit und dadurch einen völlig neuen musikalischen Weg eingeschlagen.

Die Jungs sagten selber, dass sie nach so langer Zeit auch etwas gelangweilt von ihrem bisherigen Musikstil waren. Also musste zwangsläufig die Veränderung kommen. Und man merkt sofort, wie gut es dem Fünfer tut, die bekannten Gewässer zu verlassen. Nur dadurch konnten so gute Songs wie „Monroe“, „Mein Gott ist aus Glas“ oder das absolut fantastische „Das gelebte Nichts“, welcher wahrscheinlich einer der Besten Songs ist, die Callejon je geschrieben haben, entstehen.

Willkommen in der Sackgasse

Dass bei so einer Veränderung zwangsläufig nicht alles Gold ist, was glänzt, beweist sich leider auch auf „Fandigo“. Mit den Songs „Vollgas vor die Wand“ und „Powertrauer“ haben sich Callejon überhaupt keinen Gefallen getan. Diese Songs können weder musikalisch noch textlich überzeugen und betteln förmlich darum, übersprungen zu werden. Glücklicherweise kommen diese Vertreter auch direkt hintereinander, was dies um Einiges erleichtert. Die Songs hätte man getrost außen vor lassen können und die Jungs hätten immer noch ein 12-Song starkes Album vorzuweisen gehabt. Das ist mehr als so manch anderer Longplayer beinhaltet. Weniger ist halt doch manchmal mehr.
Abgesehen von diesen Aussetzern haben die „neuen“ Callejon auf „Fandigo“ verflucht viel richtig gemacht und eine ganz starke Platte geschrieben, die noch den einen oder anderen Durchlauf auf den heimischen Abspielgeräten jeglicher Art bekommen wird. Calljon is Dead! LONG LIVE CALLEJON!