Debüt-Alben haben ja meistens so etwas magisches, was man irgendwie schwer greifen kann. Diese Magie möchten auch die recht junge Band Carly Cosgrove aus Philadelphia mit ihrem Debüt-Album „See You In Chemistry“ versprühen.
Die Nickelodeon-Fans unter Euch haben wahrscheinlich schon beim Lesen des Bandnamens ein wenig schmunzeln müssen. Der Name ist abgeleitet von der Serie „ICarly“ und deren Hauptdarstellerin Miranda Cosgrove. Auch die Songnamen sind entweder an diese Serie oder „Josh & Drake“ angelehnt, wie auch der Albumtitel, der aus einer sehr berühmten Szene aus „Josh & Drake“ stammt. Googelt es einfach mal. Die Band, bestehend aus Sänger, Gitarrist und Keyborder/Synthesizer Lucas Naylor, Bassistin Helen Barsz und Schalgzeuger Tyler Kramer, bezeichnen ihren Stil selbst als „Philly Nostalgicacore“. Was sich dahinter verbirgt und ob auch dieses Debüt-Album etwas Magisches hat? Finden wir es heraus.
Von Ohrwürmern und jeder Menge Gänsehaut
Direkt der Opener „Sit’n’Bounce“ zeigt gleich, wo die musikalische Reise hingeht. Nach kurzem melodiösem Intro und der sanften – zumindest zu diesem Zeitpunkt des Liedes -Stimme von Lucas, legen Carly Cosgrove los wie die Feuerwehr. Eine bunte Mischung aus energiegeladenen Midwest-Emo mit Math-Core und Indie-Einflüssen braust durch die Gehörgänge und die weiß aber sowas von zu Gefallen. Mein lieber Scholli! Die Band weiß definitiv, wie man gutes Songwriting betreibt und vor allem haben sie ein sehr gutes Händchen für ohrwurmverdächtige Melodien und jeder Menge Gänsehautmomente. Hier kann man vor allem die Leadsingle „Munck“ als sehr gute Referenz, aber auch beispielsweise der Gang-Vocal-Part in „The Cooliest? Don’t Ruin It (Let some strangers…)“ ist so ein Moment, den man sich sehnlichst live mit vielen anderen Leuten vor der Bühne herbeisehnt, um lauthals mitzusingen. Oder auch ein wirklich krasser Gäsnehautmoment ist, wenn der Song „Gamesphere“ musikalisch auf die Tempobremse drückt und Lucas mit wehmütiger Stimme „I was spat out on the suburban roads of San Diego“ singt.
Ach, man könnte noch viele andere Momente aufzählen, die sich wirklich bis zum Ende und dem Titeltrack des Albums „See You In Chemistry“ durchziehen. Wenn Lucas hier die Zeilen „I’m gonna find my footing. I don’t wanna care which way god is looking“ mit seiner sehr wandlungsfähigen und vor allem sehr guten Stimme in die Welt hinaussingt, ja fast hinausschreit, kann man seine Emotionen förmlich schmecken. Es fühlt sich hundertprozentig authentisch und ehrlich an. Ganz großes Gefühlskino. Wahnsinn.
Ausgefuchst und ganz schön groovy
Dazu kommt noch, dass das Trio nicht nur seine Instrumente sehr gut beherrscht, sondern auch sehr gut zusammenspielen und vor allem grooven kann. Gerade wenn es in die mathcore-ähnlichen Parts geht klickt alles wunderbar zusammen wie ein Uhrwerk. Wo wir gerade bei diesen Parts sind: Carly Cosgrove übertreiben es hier nicht wie andere Bands aus dem Genre, was einen viel flüssigeren Songablauf schafft und der „Flow“ nicht verloren geht. Manchmal ist weniger auch eben mehr.
Neben dem sehr guten und technisch extrem versierten Gitarren- und Schlagzeuspiel von Lucas und Tyler muss man vor allem ein echt großes Lob hier auch der Bassistin Helen aussprechen, die genau die richtige Mischung aus groovigen Parts und wunderbar melodische Bassläufen an genau den richtigen Stellen gefunden hat.
Ein definitiv magisches Debüt
Es ist absolut beeindruckend, was Carly Cosgrove hier für ihr Debüt-Album abgeliefert haben. Die am Anfang erwähnte und erhoffte Magie kann an allen Ecken und Enden gespürt werden und man kommt nicht drumherum, direkt nach Ende des Albums wieder auf „Play“ zu drücken, weil es einfach eine verdammt amtliche Scheibe ist. „See You In Chemistry“ ist ein absolut umwerfendes Debüt-Album geworden, welches definitiv ein starker Album-Of-The-Year Anwärter ist. All Hail Carly Cosgrove! Und natürlich: FUCK DAN SCHNEIDER!