Ihr steht aktuell mit Eurem Debütalbum „Stranger Shores“ in den Startlöchern, das Ihr auch auf Eurer anstehenden Headlinertour vorstellen werdet. Was könnt Ihr uns darüber erzählen?
Der Release von „Stranger Shores“ ist für uns etwas ganz Besonderes. Vor gut einem Jahr standen wir vor einer sehr schweren Entscheidung. Wir hatten die Songs für unser Debutalbum im Sack und uns lag auch ein Angebot von einem etablierten Label vor. Gleichzeitig standen wir aber auch vor drei größeren Touren und dementsprechend sah es zeitlich und finanziell nicht wirklich rosig bei uns aus. Schlussendlich haben wir uns dann entschieden die Platte komplett selbst zu produzieren und zu vertreiben – trotz des beträchtlich höheren Aufwandes. Zwischen Sommer 2017 und Januar sind wir dann quasi jede freie Minute im Studio gesessen und Familie und Freunde mussten teils heftig zurückstecken. Nun durchzuatmen und das Endprodukt endlich vorstellen zu können und zu wissen, dass alles von 0 bis 100 komplett auf unserem Mist gewachsen ist, macht uns verdammt glücklich… und auch ein kleines bisschen stolz!
Welche Themen behandelt Ihr auf Eurem neuen Album und wodurch habt Ihr Euch inspiriert gefühlt?
In den neuen Songs haben verschiedene Themen Platz gefunden. Die Stimmung schwankt nicht nur musikalisch sondern auch lyrisch von motivierend zu dramatisch, von episch zu aggressiv und oft schwingen politische Töne mit. In „Those Rivers“ setzen wir uns mit der Vergänglichkeit jedes Einzelnen auseinander. Trotzdem hat der Song einen motivierenden Vibe, man solle bis ans Limit gehen und dabei seinen Kampfgeist nicht verlieren. „Black Sea“ wiederum spricht vom Tourleben, von Freundschaft und dem Zusammenhalt gegen den weltweit präsenten Rechtsradikalismus. „Coming Home“ ist eine Hymne für die Verstorbenen, „Scared“ eine sehr intime Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Interessant ist auch die Art und Weise, wie die Songtexte geschrieben wurden. Einige davon entstanden während der langen Autofahrten auf Tour. „The Change“ ist zum Beispiel hauptsächlich im Tourbus niedergeschrieben worden, als Ale auf dem Rückweg von Nizza von der Positivität, der Freundlichkeit und der Passion unserer Freunde dort überwältigt war. Wir sind der Überzeugung, dass sich viele Menschen mit unseren Texten identifizieren können, weil sie jeder etwas anders interpretieren wird. Die Lyrics gibt es übrigens im Booklet der CD und online nachzulesen!
Solidarität, Zusammenhalt, Passion
Was ist für Euch die wichtigste Aussage, die Ihr Euren Fans mit dem kommenden Album vermitteln wollt?
Na ja wer Dead Like Juliet kennt, weiß, worauf es uns ankommt. Wir haben die Chance gewisse Werte zu vermitteln, und dies lassen wir uns auf „Stranger Shores“ nicht nehmen. Solidarität, Zusammenhalt, Passion. Wir haben eine sehr positive Grundhaltung und wollen diese auch live und im Gespräch vermitteln. Egal wie kacke es gerade läuft, man darf sich nicht hängen lassen. Auch wenn es die Tageszeitungen anders sehen: Es gibt auf dieser Welt unbeschreiblich gute Momente zu erleben.
Was macht die Songs „Unwanted“ und „Those Rivers“ für Euch so besonders, dass Ihr sie als Singles und somit auch als Vorboten Eures neuen Album ausgewählt habt?
„Unwanted“ ist eine Hymne. Der Song war allein schon wegen des Mitsing-Refrains prädestiniert eine Single zu werden. „Those Rivers“ sollte mit seinen Rap-Vocals und den vielen Orgelklängen frischen Wind mit sich bringen, deshalb haben wir uns bewusst dafür entschieden.
Wie verbringt Ihr Eure Zeit im Tourbus?
Großteils wird der Schlaf nachgeholt, der bei der Party in der Nacht zuvor verloren gegangen ist. Außerdem labern wir viel Blödsinn und trinken gerne ein warmes Dosenbier. Hin und wieder arbeiten wir an neuer Musik und nicht seltener werden wir bei Kontrollen und Grenzübergängen aus dem Verkehr gezogen. Wir schauen anscheinend sehr verdächtig aus.
„Passion in den Leben vieler Menschen keinen Platz mehr“
Haben einige Bandmitglieder von Dead Like Juliet Angewohnheiten, die die anderen in den Wahnsinn treiben wenn Ihr gemeinsam auf Tour seid?
Ja auf jeden Fall! Maxi kraxelt bei jeder Gelegenheit auf Bäume und Mauern, von denen er manchmal nur schwer wieder runterkommt. Im Bus nervt er uns mit seinem Übungs-Pad. Thom spaziert oft orientierungslos durch die Gegend, wenn man ihn beim Aufbau der Bühne bräuchte und im Laufe der meisten Aftershowparties schläft er einfach ein. Martin muss immer Recht haben, alles muss nach seiner Pfeife tanzen. Magge hält sich nie an unsere goldene Regel, vor jedem Konzert nur zwei Bier zu trinken, damit die Leistung passt. Michi ist der Chaot in Person. Er vergisst oder verliert andauernd irgendwas. Wir mussten deshalb schon einige Male wieder umdrehen, um sein Zeug zu suchen oder abzuholen. Ale schwitzt während der Konzerte viel und gerne. Seine durchnässten Klamotten hängt er dann oft in den Tourbus, um sie über Nacht trocknen zu lassen. Am nächsten Morgen müssen wir dann erstmal eine viertel Stunde lüften, bevor wir überhaupt loskönnen… Wir haben uns aber trotzdem alle lieb.
In „Unwanted“ singt Ihr „You do it for the money, I do it with all my heart“. Spielt Ihr damit auf die aktuelle Metalcore-Szene an? Wie schätzt Ihr diese aktuell ein? Was ist Eurer Meinung nach wichtig, um sich von anderen Metalcore Bands abzuheben?
Die Textzeile bezieht sich nur zweitrangig auf die Szene. In erster Linie geht es darum, dass Passion in den Leben vieler Menschen keinen Platz mehr findet. Man hat den Eindruck, dass Geld der einzige Antrieb vieler Leute ist. Leider hat man oft das Gefühl, sich vor eben diesen Menschen rechtfertigen zu müssen, weil man selber ganz andere Ideen hat und alternative Ziele verfolgt. Wenn man etwas aus der Reihe tanzt und nicht der Wertvorstellung der Masse entspricht, wird man sehr schnell in die Rolle eines Außenseiters gestoßen und von oben herab behandelt. Diese Zeile soll ein Ansporn für alle sein, die in ihrem Leben etwas aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen machen. Dabei kann es sich um Musik handeln, um Kunst, ehrenamtliches Engagement, was auch immer! Es ist sehr schwierig, generell etwas über die aktuelle Metalcore-Szene zu sagen, da sie sich gebietsweise auch stark unterscheidet. Aber die angesagten Bands füllen hier in Europa Clubs und Hallen und es gibt nach wie vor sehr viele richtig gute Gruppen, die tolle Alben raushauen. Würden deshalb sagen, die Szene lebt auf jeden Fall! Wichtig, um sich von anderen Bands abzuheben, ist einfach offen für Neues zu sein. Wir holen uns die Inspirationen für Songs meist außerhalb der „Metalcore-bubble“. Jeder von uns hört ziemlich viel unterschiedliche Musik. Unter anderem auch klassischen Rock, Jazz, Folk, Hiphop… Wir haben im Tourbus auch eine CD mit spanischem Mariachi – die läuft relativ oft! Im Laufe der Jahre haben wir uns mit sehr vielen Metal und Hardcore Bands angefreundet und die allermeisten davon sind echt nette, bodenständige, freundliche Leute. Nur sehr selten stoßen wir auf arrogante, abgehobene Typen, die das Credo unserer Musikszene einfach nicht verstanden haben.
„Wir sind motiviert und energiegeladen wie schon lange nicht mehr“
Was könnt Ihr uns über die Musikszene in Italien erzählen? Gibt es Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zur Szene hier in Deutschland?
Wir haben sowohl in Deutschland als auch in Italien sehr loyale Fans und Freunde und die Shows machen uns in beiden Ländern sehr viel Spaß. Der größte Unterschied ist der Festivalhype bei Euch. Da sind wir etwas neidisch, wenn man sieht, was den ganzen Sommer quer durch Deutschland für geile Festivals inklusive Zeltplatz und so weiter stattfinden. Das gibt es in Italien relativ wenig. Aber wir haben es bis Deutschland ja eh nicht weit.
Was dürfen wir auf Eurer anstehenden Tour erwarten?
Auf Tour spielen wir erstmals ein komplett neues Live-Set mit vielen neuen Liedern. Aber natürlich lassen wir die alten Klassiker nicht außen vor. Außerdem sind wir motiviert und energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Wir freuen uns auf jede/n Einzelne/n der oder die zu den Shows kommt. Und auch nach der Show sind wir immer für eine Party zu haben!