Die Happy aus dem beschaulichen Ulm machen im Rahmen ihrer Love Suicide Tour im MusikZentrum in Hannover Halt und spielen in der Stadt ihre letzte Headliner Show. Im Gepäck hat das Quartett die Berliner Band Parka.
„Die Happy lieben ihre Fans und das merkt man“
Ein hypnotisches Duo
Ein verregneter Herbsttag lockt den einen oder anderen aus ihren Häusern und rein in das Musikzentrum. Als um 19.00 die Türen aufgehen, steht dort schon eine Reihe Menschen bereit, ein paar schöne Stunden bei Livemusik zu erleben.
Es ist schließlich 20.00 Uhr, als die Beleuchtung im Saal erlischt und auf der Bühne die Scheinwerfer angehen. In gemütliches weiß-blaues Licht getaucht erscheinen zwei Männer auf der Bühne und beginnen zu spielen. Durch die Menge gehen verdutzte Blicke. Einige Wenige im Publikum fragen sich, ob die Band schon vollständig sei. Doch nach dem ersten Lied bleibt das Duo – das sich Parka nennt – allein auf der Bühne.
Für Sänger Martin „Fly“ Fliegenschmidt und Schlagzeuger Raphael Sbrzesny ist es anfangs schwer, das Hannoveraner Publikum zu Bewegungen zu animieren. Das erste Lied „Rettungsanker“ ist ziemlich ruhig. Kaum jemand im Raum bewegt sich, dennoch guckt man gebannt zur Bühne. Der Gesang ist sehr beruhigend und hypnotisieren. Viele schließen die Augen, um die Texte noch besser aufsaugen zu können.
Hannover hat immer Potenzial für solide Nächte
Lied zwei wird schon ein wenig schneller, das Publikum wird langsam warm und tanzt im Scheinwerferlicht zu einem Lied über mehr Ablenkung, oder – wie der Gitarren-spielende Sänger fälschlicher Weise sagte – „ein Song über zu viel Ablenkung“. Ein kleiner Versprecher der für den ein oder anderen Lacher sorgt.
Für die Berliner ist es das dritte Mal auf Tour mit Die Happy und so verspricht Fliegenschmidt Potenzial für solide Nächte. Nachdem klargestellt wurde, dass Hannover ein super Publikum ist und eine Zwischenruferin den Sänger ein wenig verlegen macht, indem sie behauptet, dass eine Band das ja immer sagt, wird schon die Halbzeit des Sets eingeläutet. „Bergstraße 18“ scheint einigen im Publikum schon bekannt zu sein, denn leise singt man mit. Das liegt vielleicht auch daran, dass ein paar der Zuschauer nicht auf ihrem ersten Konzert der Tour sind.
Bildergalerie: Parka
„Ich muss aufpassen, nicht zu viel Scheiße zu labern.“
Die Stimmung ist nun definitiv gelöster, das Publikum und die Band haben sichtlich Spaß zusammen. So viel, dass sich der Sänger ermahnen muss: „Ich muss aufpassen, nicht zu viel Scheiße zu labern.“ Schlagzeuger Raphael motiviert mit Hilfe seiner neongelb leuchtenden Drumsticks und seinen Händen das Publikum zum Mitklatschen. Auch ein paar „woohoos“ vom Sänger werden von den Zuschauern adaptiert und wiederholt.
Es ist 21.00 Uhr, als sich Parka verabschieden und der Umbau für die Hauptband beginnt. Die Happy stehen nun im Strobolicht auf der Bühne und legen direkt los. Das Energielevel von Publikum und Band liegt sehr hoch. Es wird direkt Vollgas gegeben. Von vorne bis hinten tanzt und klatscht jeder. Nur bis hoch zum Balkon ist die Energie noch nicht gekommen. Mit „Like A Flower“ begrüßt die Gruppe aus Süddeutschland die Menge. Die Chemie stimmt. „Ihr seid einfach zuverlässig“, lobt Sängerin Marta Jandovà Hannover. Auch die Crew wird nicht vergessen und so geht ein Shoutout zum Lichtmann. Die Happy feiern dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum. Das wird auf und vor der Bühne gefeiert. Auch der Balkon feiert schließlich mit. Die Sofas, die dort stehen, sind unbesetzt.
„Wir halten kaum an – spart mit den Kräften“
Die Setlist ist lang und durchgehend voll mit rockigen, schnellen Liedern. Im Publikum ist ein Geburtstagskind. Die Band gratuliert, singt jedoch nicht, weil der Geburtstag noch kommt. Während man auf der Bühne über das Alter philosophiert, erwähnt Marta eine Aktion: Die Band sammelt Fotos von neuen und alten Konzerten.
Die Happy lieben ihre Fans und das merkt man. Es wird viel mit dem Publikum geredet und agiert. In der ersten Reihe steht eine schwangere Dame – der perfekte Zeitpunkt, um über die Zukunft zu reden und das man alles schafft, was man sich vornimmt. Auf die Rede folgt ein Coversong: „Survivor“ von Destiny’s Child. Die Menge tanzt und singt wieder mit. Als Frau hat man es nicht einfach laut Marta nicht einfach. Zu diesem Thema ist der Song Nummer 13 der Setlist „Gimme A Break“ entstanden. Die Wut und Energie sind definitiv im Song zu hören.
Bildergalerie: Die Happy
„Liebt und vermehrt Euch“
Plötzlich wird es ruhiger, die Stagehands bringen Kisten auf die Bühne. Jetzt wird es akustisch. Marta erklärt, dass jemand im Publikum einen geliebten Menschen verloren und sich diesen Song gewünscht hat. Während die Band so spielt, ist eine totenstille im Raum. Alle hören gebannt zu. Trotz kurzem Stimmungstief ist die gute Laune immer noch da. Es werden kurz Gesangsübungen gemacht, denn bei „The Rebel In You“ mitzusingen erfordert rotzige Stimmen.
Langsam nähert sich der Abend dem Ende. Ein Fan hat der Band Jägermeister gekauft – Tour-Tradition. Wie bei allen Konzerten verabschiedet sich die Band, um dann wieder auf die Bühne zu kommen und die Zugaben zu spielen. Mit „Supersonic Speed“ wird der musikalische Teil der Show beendet. „Liebt und vermehrt Euch“, gibt die Frontfrau den Zuschauern noch auf den Weg, bevor die Masse den Konzertsaal verlässt.