Down by Law ist eine dieser Bands, die man zweifelsohne als Legende des US-Punk der 90er Jahre bezeichnen kann. Mit „All In“ veröffentlichte der Vierer im Sommer ein neues Album. Am vergangenen Mittwoch bespielte die Band ein gut gefülltes Mephisto in Hannover.
„Du musst immer wieder auf dein verdammtes Skateboard steigen und die Sachen machen, die es dir ermöglichen, jeden Morgen in den Spiegel zu schauen“
Let’s get together and show that we take a stand against fascism, sexism & homophobia, and most importantly against hate!
Vor der Show wurde es „kribbelig“. Der Support The Headlines spielte in den vergangenen Jahren fragwürdige Veranstaltungen wie das G.O.N.D, welches die weltweit größte Tribute-Veranstaltung zu Ehren der Rockband Böhse Onkelz ist. Da wir uns vorbehalten, uns klar von solchen Themen zu distanzieren, haben wir vor Beginn der Show entschieden, nicht über den Support zu berichten. Im Laufe des Konzertes veröffentlichte die Band ein Statement und zeigte sich auch auf der Bühne klar positioniert: „The Headlines wish everyone at tonight’s concert in Faust great fun! Let’s get together and show that we take a stand against fascism, sexism & homophobia, and most importantly against hate! It is sickening to see the alt-right movement growing stronger and stronger every day in our countries (including Sweden). Let’s raise our glasses to knowledge, acceptance, tolerance and love! All in the power of punk rock!”
Die einzig realistischen Anwärter auf das Vermächtnis von The Clash
Viele der Besucher trifft man noch während The Headlines vor dem Venue. Es gibt das eine oder andere Kaltgetränk, man unterhält sich über benanntes Thema, tauscht sich aus und witzelt. Es ist eine ausgelassene und wenig angespannte Stimmung. Die Besucher sind für Down By Law gekommen und die sind definitiv alles andere als fragwürdig. Kopf und Gründer der kalifornischen Band ist Dave Smalley. Er reklamiert für sich, seinen Idealen treu geblieben zu sein und sieht seine Band als einzigen realistischen Anwärter auf das Vermächtnis von The Clash. So sieht man das Urgestein des Punkrocks nicht nur mit einem The Clash Shirt auf der Bühne stehen, auch auf seiner Gitarre sind die Briten verewigt.
Smalleys Texte sind politisch und gehen davon aus, dass Politik persönlich und alles Persönliche politisch ist. Es geht, wie Smalley selbst sagt, um den Zusammenhalt der Szene und eine unabdingbare Gemeinschaft. Es geht darum nicht darauf zu hören, was andere versuchen einem einzureden, sondern immer wieder aufzustehen: „Du musst immer wieder auf Dein verdammtes Skateboard steigen und die Sachen machen, die es Dir ermöglichen, jeden Morgen in den Spiegel zu schauen“, predigt der Frontmann seinen Fans. Musikalisch heißt die Devise bei Down By Law seit Jahren schnell und melodiös. Die Show im Mephisto ist schweißtreibend, energetisch und – durch die Ansagen und Anekdoten des Frontmannes, der auch Teil von Bands wie Dag Nasty, Descendents, DYS und ALL war und ist – sowohl äußerst lustig, als auch bitterernst.
„Bleibt einfach so, wie Ihr seid und Euer Leben wird ganz großartig sein“
„Keep up the Flame“ reißt Smalley die Faust in die Luft und fährt fort, dass man nur 70 Jahre zu leben habe und auf dieses Leben gut aufpassen sollte. Wahre Worte, in einer Zeit, die an vielen Stellen immer düsterer wird. So fällt es nicht schwer wahrzunehmen, dass dieses Konzert zu den besonderen gehört. Eins von denen, das die in letzter Zeit so oft benannte Community verbindet. Für eine Weile kann man den ganzen Mist da draußen vergessen. Es ist eben einer der klassischen Abende unter Freunden.
„Alle waren immer individuell. The Clash, die Sex Pistols, Bad Religion – egal wer, alle waren individuell.“
Spätestens beim „500 Miles“, dem Cover des The Proclaimers Songs „I’m Gonna Be (500 Miles)“, das Down By Law bereits 1994 erstmalig coverten, bleibt kein Fuß mehr ruhig. Mit Songs wie „Independence Day“, „Right Or Wrong“, „Punk Won“, „Flower Tattoo“, „The Last Brigade“, „Gruesome Gary“, „No Equalizer“, „Best Friends“, „Hit Or Miss“, „Boredom“, „Radio Ragga“, „At Home In The Wasteland“ und „Punk As Fuck“ führen Down By Law ihre Fans nicht nur durch ein großartiges Set, sondern auch durch die nahezu komplette Diskografie der Band. Da bleibt einfach kein Wunsch offen.
„Seid freundlich“, verabschiedet Smalley seine Gäste und fügt hinzu „bedankt Euch und lächelt. Punkrock ist schon immer individuell gewesen. Alle waren immer individuell. The Clash, die Sex Pistols, Bad Religion – egal wer, alle waren individuell. Bleibt einfach so, wie Ihr seid und Euer Leben wird ganz großartig sein.“ Sollte es im hiesigen Publikum tatsächlich den einen oder anderen fragwürdig denkenden Gast gegeben haben, kann man nach diesem Abend davon ausgehen, dass demjenigen nicht mehr zu helfen ist, oder durch die Kombination aus Down By Law und Publikum hoffentlich sehr geholfen wurde.