Totgesagte leben länger – Dieser Satz trifft auch auf die im Jahr 1995 (!) gegründete Post-Hardcore-Legende Envy aus Japan zu. Als in 2016 unvermittelt Frontmann und Gründungsmitglied Tetsuya Fukagawa aus der Band ausstieg, deutete alles auf das Ende des Urgesteins aus Tokio hin. Aber genauso unvermittelt stieg Tetsuya in 2018 wieder in die Band ein, jedoch gingen dafür Gitarrist Masahiro Toba und Drummer Dairoku Seki, ebenfalls Gründungsmitglieder. Ersatz wurde jedoch schnell gefunden und sogar noch ein zusätzlicher Gitarrist in die Band geholt, um Envy noch einmal neue und frische Energie einzuhauchen. Diese Energie soll nun im neuen Album „The Fallen Crimson“ entfesselt werden.
„Envy sind wie Phönix aus der Asche eindrucksvoll mit „The Fallen Crimson“ zurückgekehrt!“
Grenzenlose Kreativität
Mit dem bezeichnendem Opener „Statement Of Freedom“ geht es ganz Envy-typisch ohne Schnörkel in die Vollen. Harte Gitarren treffen auf wütende Shouts von Frontmann Tetsuya, der sich und die Band gefühlt aus dem sprichwörtlichen Grab herausbuddelt. Ein sehr intensiver und gelungener Opener, der stimmungstechnisch direkt im Anschluss vom verspielteren und melodiösem „Swaying Leaves And Scattering Breath“ abgelöst wird und der Wind nun aus einer völlig anderen Richtung weht.
Schon hier merkt man, dass sich Envy in kein Korsett zwängen lassen wollen und sich richtig austoben möchten. Dieser Eindruck wird direkt im darauffolgenden „A Faint New World“ untermauert, der zwar ruhig anfängt, aber dann in völlig verrücktem Math-Core-Geschrammel endet.
Von wildem Punk bis J-Rock
Frontmann Tetsuya erzählte in einem Interview vor Veröffentlichung des Albums, wie es zu dieser neu gewonnenen Vielseitigkeit und Spielfreude kam: „A new wind is blowing within us. The band is in good condition. We really wanted to get the initial impulse out oft he 6 of us. We didn’t care about what genre of music we were writing or i fit was going to sell well, we just did what we felt was right.“
Und tatsächlich wirkt auf „The Fallen Crimson“ alles unglaublich frisch und vielseitig und es scheint, als ob der Besetzungswechsel definitiv Früchte getragen hat. Denn so verspielt und grenzüberschreitend hat man Envy noch nie erlebt. Dabei wird von wildem Punk im Song „Fingerprint Mark“ (Touché Amoré lässt grüßen!) bis hin zur – anfangs doch recht gewöhnungsbedürftigen – J-Rock-Ballade „Rhythm“, die anstatt wildem Gebölke mit wunderschönem Frauengesang aufwarten kann, gefühlt alles verwurstet, was es so an Musikstilen auf der Welt gibt. Der gute Tetsuya hat also nicht zu viel versprochen.
In Puncto Emotionalität voll ins Schwarze
Mit dem letzten Song des Albums „A Step In The Morning Glow“ kreieren die sechs Herren zum Ende ein episches Kunstwerk, das vor allem in Puncto Emotionalität voll ins Schwarze trifft. Ein wunderbarer Schlusspunkt eines mehr als gelungenen Comeback-Albums.
Envy sind wie Phönix aus der Asche eindrucksvoll mit „The Fallen Crimson“ zurückgekehrt und bleiben hoffentlich noch eine ganze Weile.