Kaum eine Band hat den Begriff Easycore dermaßen mitgeprägt wie Four Year Strong, die seinerzeit mit „Rise; Or Die Trying“ einschlugen wie eine Bombe. Dazwischen liegen nunmehr rund dreizehn Jahre und insgesamt vier Alben und einige EPs, bis die Band ihr nun insgesamt siebtes Album „Brain Pain“ angekündigt hat, das über Pure Noise Records herausgebracht wird und von niemand geringerem als Will Putney (Gitarrist bei Fit For An Autopsy) produziert wurde.
„„Brain Pain“ macht zwar keine Gehirnschmerzen, lässt aber das gewisse Etwas vermissen“
Ein „cooler“ Einstieg
Mit „It’s Cool“ ist Four Year Strong wirklich ein „cooler“ Einstieg ins neue Album gelungen. Ein crunchiger Gitarrenriff, über den kurze Zeit später die unverwechselbaren Stimmen von Alan Day und Dan O’Connor gelegt werden, nur um dann nach dem Satz „It’s Cool“ volles Pfund auszubrechen. Das gefällt schon mal ziemlich und erinnert einen sofort daran, warum sich die Herren aus Worcester damals so ohne Weiteres in die Herzen vieler Pop-Punk- als auch Hardcore-Fans spielen konnten. Hier treffen genau diese Genres gekonnt und mit ordentlich Schmackes aufeinander.
Four Years Strong besinnen sich nicht auf ihre Stärken
Direkt im Anschluss folgt „Get Out Of My Head“, der stilistisch gänzlich in eine andere Richtung geht. Hier dominiert nur noch der Pop-Rock, der schon fast ein wenig an College-Rock erinnert. Locker, leicht und fluffig, aber das war es auch schon. Sicherlich ist der Refrain wirklich eingängig, aber so richtig zünden will der Song – vor allem nach dem wuchtigen Opener – irgendwie nicht. Und hier sind wir auch direkt bei dem nicht gerade kleinen Problem beim neuen Werk des Quartetts angelangt: „Brain Pain“ lässt sich prima hören, aber auch nach mehreren Durchläufen stellt sich die Gewissheit ein, dass abgesehen vom Opener nichts so richtig hängen bleibt.
Das hat vielerlei Gründe, aber vor allem liegt es daran, dass sich Four Year Strong nicht auf ihre alten Stärken besonnen haben. Gerade die Anfangsalben „Rise, Or Die Trying“ oder „Enemy Of The World“ strotzen nur so vor Spielfreude. Alles wirkte frisch, unberechenbar, ja teilweise sogar frech im positiven Sinne. Nur ein Beispiel: Der Breakdown-Part von „Men Are From Mars, Women Are From Hell“ vom Album „Rise, Or Die Trying“ kam so dermaßen locker aus der Hüfte, dass man sich gefragt hat „Dürfen die das? Der Part ist ja schon richtig frech!“. Die Antwort war schlicht und ergreifend „Jawoll, und wie die das dürfen!“. Genau das machten Four Year Strong auch immer so unglaublich stark: Diese Unbekümmertheit und auch diese Unberechenbarkeit.
Das können die besser!
Auf „Brain Pain“ ist davon leider nicht mehr allzu viel übrig. Der Mosh-Part von „Crazy Pills“ zum Beispiel wirkt einfach zu aufgesetzt und zu gewollt, weswegen er eher nervt, als dass er begeistert. „Learn To Love The Lie“ ist zwar grundsätzlich ein gut hörbarer Song und der Refrain ist auch catchy, aber plätschert leider einfach nur so vor sich hin, da es einfach zu gekünstelt, zu glatt und zu ausgedacht wirkt. Na klar entwickelt sich eine Band musikalisch und stiltechnisch weiter, aber wenn dafür die eigenen Stärken auf der Strecke bleiben, muss man sich als Band fragen, ob das wirklich der richtige Weg ist. Das können Four Year Strong nämlich definitiv besser, wie sie in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen haben.
Dennoch ist „Brain Pain“ unter dem Strich kein schlechtes Album und verursacht auch definitiv keine Gehirnschmerzen. Jedoch wird das Album höchstwahrscheinlich nicht in der Dauerrotation enden, da es dafür einfach das gewisse Etwas vermissen lässt. Wenigstens der Opener „It’s Cool“ begeistert auch für längere Zeit.