Die Rock Band Ghost ist wohl eine der aufstrebendsten Bands der letzten Jahre. Kein Wunder: Schließlich bedient die Band aus Schweden rund um Frontmann und Mastermind Tobias Forge nicht nur Fans ganz verschiedener Genre, sondern macht auch mit ihrem Auftritt und ihrer Bühnenshow wahrhaft von sich Reden. Mit dem aktuellen Album „Prequelle“ wurde die Ära von Papa Emeritus Zero beendet und die von Cardinal Copia eingeläutet. So luden Ghost zur Audienz in die Swiss Life Hall nach Hannover und Tobias Forge verriet vorab bereits in unserem Interview, dass Deutschland sich auf eine Show freuen darf, die es hierzulande von Ghost noch nicht zu sehen gab. Und damit sollte er definitiv Recht behalten…
„Hannover, are you with us?“
Bierbecher und Teufelshörner
Während viele der Besucher noch in der langen Schlange vor der Location warten oder gerade ankommen und die Halle betreten, eröffnet die schwedische Epic Doom Metal Band Candlemass den Abend. Die Bühne erleuchtet in blau und lila, während sich die Band anfangs primär auf die Musik und nicht auf Ansagen konzentriert, bis Frontmann Johan Lanquist – der erst 2018 zur Band hinzugestoßen ist – die Menge mit einem lauten „Hannover!“ und schließlich mit „Good evening Hannover!“ begrüßt und dafür mit viel Jubel belohnt wird.
„We are very proud to be here tonight to support Ghost“, erklärt er. Außerdem wird natürlich noch erwähnt, dass in dieser Woche das neue Album „The Door To Doom“ erscheinen wird. Während der Show erstrecken sich zu Songs wie „Mirror Mirror“ und „A Sorcerer’s Pledge“ immer wieder Bierbecher und Teufelshörner in die Luft, bis sich Candlemass schließlich gegen 20.15 Uhr unter viel Applaus von der Bühne verabschieden. Es wird hell in der Swiss Life Hall und es ertönt Bon Jovis „Living On A Prayer“ vom Band.
Bildergalerie: Candlemass
Die Besucher nutzen die Zeit, um sich mit einem Kaltgetränk auszustatten. Die Halle hat sich mittlerweile merklich gefüllt – sowohl im Innenraum, als auch auf den Rängen. Viele Besucher tragen ein Shirt des heutigen Headliners. Einige sogar die Masken der Nameless Ghouls, die sie silber-schimmernd auf den Köpfen tragen und heute Abend am Merchstand im Foyer erhältlich sind. Die Bühne ist von einem riesigen, schwarzen Vorhand bedeckt. Gegen 20.30 Uhr ertönt Kirchenmusik und leitet langsam die Show von Ghost ein. Eine viertel Stunde später erlischt das Licht in der Halle und die Menge beginnt in Vorfreude zu Jubeln.
„Ring a ring of roses, a pocket full of posies. Atishoo, atishoo. We all fall down…“
Es dröhnt aus den Boxen, bis schließlich das Intro „Ashes“ des aktuellen Ghost-Albums „Prequelle ertönt. „Ring a ring of roses, a pocket full of posies. Atishoo, atishoo. We all fall down…“, ertönt die Kinderstimme in der Swiss Life Hall. Während immer mehr Smartphones in die Höhe gehalten werden und das Dunkel so mit leuchtenden Displays durchbrechen, öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick auf die Bühne frei. Dort stehen die sieben Nameless Ghouls regungslos auf und vor einem riesigen steinernen Podest samt Treppe, bis Cardinal Copia alias Tobias Forge die Bühne betritt, das Set mit „Rats“ eröffnet und einen durchweg imposanten Auftritt hinlegt. Der Frontmann ist nicht sehr groß und auch recht schmal gebaut, verfügt aber über eine Bühnenpräsenz, die nicht jeder Musiker sein Eigen nennen kann. Galant und kontrolliert bewegt er sich über die in weiß, orange und blau erleuchtete Bühne, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und ist gleichzeitig unglaublich sympathisch. Er läuft von einer Ecke der Bühne zur nächsten und begrüßt gefühlt jeden einzelnen Besucher im Publikum mit seinen Blicken zum großen Ghost-Spektakel. Zu den markanten „Rats“-Rufen fordert er seine Fans immer wieder erfolgreich auf: „Sing it!“ und die Besucher lassen ihre Arme im Takt in die Luft schnellen. Für die Instrumentalparts seiner Nameless Ghouls verlässt er immer wieder die Bühne, um mit einem lauten „Hannover, are you with us?“ selbige wieder zu betreten und mit „Absolution“ vom 2015er Album „Meliora“ anzuknüpfen, während ein Kuscheltier auf die Bühne fliegt.
Immer wieder verschwindet Cardinal Copia hinter der Bühne, um sein Outfit zu wechseln. Ist er anfangs noch komplett in schwarz samt Handschuhen gekleidet, wechselt er zwischendurch in eine rot-schwarze Robe, mit der er ein Weihrauchfass schwenkt oder in einen weißen Anzug mit schwarzer Melone und Gehstock. Ebenso imposant wie die Show der Band und das Bühnenbild ist heute Abend auch die Lichtershow, die die Bühne immer wieder in allen Farben des Regenbogens taucht und Lichtsäulen durch die Swiss Life Hall tanzen lässt – hier passt von vorne bis hinten alles. Es wird ganz eindeutig, dass sich Ghost als Kunst-Band verstehen – so, wie das Projekt ganz ursprünglich auch angedacht war. Die gesamte Inszenierung gibt dem Zuschauer das Gefühl, sich in einer Art Theaterstück zu befinden. Dies wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass Cardinal Copia nach jedem Song die Bühne verlässt, als würde so jedes Mal das Ende eines einzelnen Aktes verdeutlicht werden. „Welcome to tonight’s spectacle“, begrüßt Cardinal Copia später ganz passend seine Gäste.
Bildergalerie: Ghost
„Hannover, show us what you are made of!“
Ein weiteres Highlight wird geboten, als zum Song „Miasma“ der in weiß gekleidete, satanische Papa Nihil die Bühne betritt, um unter lauten Jubelrufen das Saxophon-Solo auf die Bühne zu bringen. Auch eine Akustikeinlage wird im Laufe des Abends geboten, die drei der Nameless Ghouls auf der Treppe sitzend gemeinsam mit Cardinal Copia zum besten geben. Das kommt bei der Menge definitiv gut an und zum Dank gibt es von seiner Hoheit ein Küsschen direkt ins Mikrofon. Es folgen Songs wie „Pro Memoria“ und „Life Eternal“, bis das Set schließlich um 21.45 Uhr für 15 Minuten unterbrochen wird.
Der schwarze Vorhang fällt erneut und die Besucher nutzen die Zeit, um frische Luft zu schnappen oder sich mit neuen Getränken zu versorgen. Schließlich erlischt das Licht wieder. Die Bühne wird in ein Giftgrün getaucht, um den Song „Spirit“ zu untermalen, den Cardinal Copia dieses Mal in einer roten Robe performt, während überall auf der Bühne weiße Rauchfontäne in die Höhe schießen, die später sogar zu Feuerfontänen werden. „Hannover, show us what you are made of!“, ruft er in die Menge, die postwendend laut jubelt. „This is a good show!“, freut er sich über den regen Zuspruch und kündigt einen der neuen Songs „Faith“ an: „It’s about something I feel very strong here tonight“, erklärt er ans Publikum gerichtet.
„What a mess!“
Ghost lassen sich was eine spektakuläre Show angeht definitiv nicht lumpen. So schießt beispielsweise zum Song „Mummy Dust“ weißes Konfetti über die Köpfe des Publikums, was Cardinal Copia mit „What a mess!“ kommentiert und im Laufe des weiteren Abends immer wieder in die Höhe geworfen wird. Damit wird allerdings nicht – wie bei Shows sonst oft üblich – das Ende jener eingeläutet, denn es folgen noch Songs wie „If You Have Ghosts“ oder zum wirklichen Ende der Show einer der wohl größten Hits von Ghost: „Dance Macabre“, zu dem die Strahler in Regenbogenfarben durch die Swiss Life Hall tanzen.
Ghost haben heute Abend mit ihrer Show einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass der Hype um die Band definitiv gerechtfertigt ist. Bis zum Ende des Jahres wird die Band auf Tour sein, bis Anfang nächsten Jahres ein neues Album aufgenommen werden soll. Wir dürfen also auch für das kommende Jahr auf eine weitere Audienz in Hannover hoffen.