Girls In Synthesis – Here’s An Echo From Your Future

Ich möchte wetten, dass 90% unserer Leserschaft noch nie etwas von der Underground-Post-Punk Band Girls In Synthesis gehört hat und damit belegen, dass die Musiker, die es bereits seit 2016 gibt, zurecht dem Londoner Underground zugeordnet werden können. Außerdem möchte ich bereits hier am Anfang zugeben, dass die experimentelle Noise-Wucht, die sich an den frühen DIY-Punk- und Post-Punk-Pionieren orientiert und sich auf dem Debüt des Trios entlädt, geliebt oder gehasst werden wird – dass es einen Mittelweg geben könnte ist nur schwer vorstellbar.

„‚Here’s An Echo From Your Future‘ strotzt vor unversöhnlicher Frustration und Temperament“

Eine Wucht, wie ein Meteoritenschauer

Maximal vorstellbar ist allerdings, dass diese Wucht live einschlägt, wie ein Meteoritenschauer.Man kann sich nämlich außerdem gut denken, dass zwischen Schockstarre und purer Ektase alles bei einem Girls In Synthesis Publikum möglich sein wird, das die Band definitiv einen (mehr als) intensiven Eindruck hinterlässt. Während man die stürmische Leidenschaft der Musiker in jedem (mal mehr und mal weniger geraden) Akkord spüren kann, ist das, was sie entwickeln weniger als sphärisch, denn als pre-apokalyptischer Noise, Post Punk, New Wave, Kunst oder einfach eine musikalisch-anarchistische Naturkatstrophe zu bezeichnen, welche den Begriff „Trash“ ganz und gar nicht abwertend versteht.

Nachdem es sich die Musiker in den letzten vier Jahren vorbehielten nur Singles, Eps und ultra-limitierten 7″-Singles zu veröffentlichen, ddie letztlich zu einer 2016-18 Kompilation verschmolzen, gibt es nun erstmalig eine full-length Paltte auf die Ohren. Zu hören sind zehn Stücke mit bedeutungsvollen Titeln, wie „Pressure“, „Human Frailty“, „Cause For Concern“ oder „Tirades of Hate and Fear“, welche Spielzeiten zwischen weniger als zwei und mehr als fünf Minuten aufweisen.

„Der klaustrophobische Klang für ein Land, das Fremdenfeindlichkeit verbreiten und Toilettenpapierrollen vor den Nachbarn verstecken will“

Der Stiefel für den Arsch einer Nation

Thematisch muss man, wenn die Pressemitteilung Songs wie „Pressure“, als den „klaustrophobische Klang für ein Land, das Fremdenfeindlichkeit verbreiten und Toilettenpapierrollen vor den Nachbarn verstecken will“ mit dem Nachsatz „der Stiefel für den Arsch einer Nation“ beschreibt gar nicht viel um den heißen Brei reden, denn damit ist alles gesagt. Hinzufügen lässt sich da eigentlich nur noch, dass Girls In Synthesis offensichtlich nie die – manchmal doch zu enge – Zwangsjacke des Punks tragen und damit sowohl in Textur, als Ton mehr als experimentell bleiben.

In den zehn Songs des Albums erkunden Girls In Synthesis eine breite Palette von Empfindungen und Klängen. Der Kontrast zwischen dem langsamen, hypnotisierenden Blick auf das Altern und Sterben in „Human Frailty“ („The realise that you cannot stop their coming death“) und dem aggressiven Angriff auf den Aufstieg der Rechten in „They’re Not Listening“ („The time old tradition of the right wing accosting des desperate working class people has returned“) zeigt ein breites Spektrum an Themen, die zumeist aggressiv angegangen werden. Psychische Gesundheit in einer sich schnell verändernden, unversöhnlichen Welt, Medienkontrolle, die wachsende Kluft zwischen den Habenden und den Besitzlosen, der Klassenunterschied, die Schuldzuweisung an die Armen, „Here’s An Echo From Your Future“ strotzt – wie schon der Titel ahnen lässt – vor unversöhnlicher Frustration und Temperament.

Video: Girls In Synthesis – Pressure

Hier erhältlich
GIRLS IN SYNTHESIS Here’s An Echo From Your Future AlbumreviewGirls In Synthesis – Here’s An Echo From Your Future
Release: 22. Mai 2020
Label: Harbinger Sound
Überblick der Rezensionen
Bewertung
Vorheriger ArtikelTracks der Woche: Diese Songs solltet Ihr gehört haben
Nächster ArtikelStefan Beham von SBÄM im Interview
girls-in-synthesis-heres-an-echo-from-your-futureIch möchte wetten, dass 90% unserer Leserschaft noch nie etwas von der Underground-Post-Punk Band Girls In Synthesis gehört hat und damit belegen, dass die Musiker, die es bereits seit 2016 gibt, zurecht dem Londoner Underground zugeordnet werden können. Außerdem möchte ich bereits hier am Anfang zugeben, dass die experimentelle Noise-Wucht, die sich an den frühen DIY-Punk- und Post-Punk-Pionieren orientiert und sich auf dem Debüt des Trios entlädt, geliebt oder gehasst werden wird – dass es einen Mittelweg geben könnte ist nur schwer vorstellbar.