Hell Nights mit Wednesday 13, Blitzkid, The Other und Calabrese im Kulturzentrum Faust

Foto: Robert Höwelkröger

Einen Abend vor Halloween macht in diesem Jahr endlich mal wieder die Hell Nights Tour in Hannover Station. Am Donnerstag, den 30.10., sind somit Wednesday 13, Blitzkid, The Other und Calabrese in der 60er-Jahre-Halle zu Gast. Passend zur Jahreszeit haben sich auch schon viele der am Ende mehr als 500 Besucher in entsprechende Horroroutfits gekleidet und haben enormen Spaß. Denn die Kombination aus Bands und Ambiente stimmt – und so gibt es schon sehr schnell eigentlich nur noch glückliche Gesichter zu bestaunen.

Halloween-Auftakt mit Calabrese

Bei vier Bands muss es an diesem Donnerstag natürlich auch recht früh losgehen. Und so reicht gegen 18 Uhr die Warteschlange vor der Tür schon über den gesamten Hof der 60er-Jahre-Halle. Dennoch sind die meisten der frühen Besucher rechtzeitig im Inneren, um den Start von Calabrese gegen 18:20 Uhr mitzuerleben. Das Trio um die Brüder Bobby und Davey Calabrese sowie Argyle Goolsby von Blitzkid am Bass macht von Beginn an Spaß – und das, obwohl der Sound zu wünschen übrig lässt und auch das bereits anwesende Publikum noch sehr verhalten agiert. Die Band gibt dennoch alles und hat unter anderem Songs wie „Voice Of The Dead”, „Evil Darkness”, „Let’s Doom Overtake Us“, das „Halloween“-Cover von The Misfits oder „He Who Flees The Light” im Gepäck. Argyle zaubert dabei wie immer am Bass und zeigt allerlei Kunststücke. Highlight ist sein Besuch im Publikum, das dies dankend annimmt. Sänger Bobby bedankt sich noch bei allen, die da waren, und bei allen, die die Hell Nights ermöglicht haben – dann ist nach 35 Minuten Schluss, und die Vorfreude auf die nächsten Bands steigt.

The Other: Vergessener Text schützt vor großer Show nicht

Die Umbaupausen nutzt das Publikum für einen Abstecher vor die Tür oder zur Fotowand, an der allerlei lebendige Gruselgestalten für das ein oder andere Foto bereitstehen. Als gruselige Gestalten können auch die Musiker von The Other bezeichnet werden, die als Nächste an der Reihe sind. Europas vielleicht beste Horrorpunkband veröffentlicht am Tag nach der Hannover-Show ihr neues Album „Alienated“, von dem einige Lieder ins Set gelangt sind. Los geht es mit einem kurzen Intro, „She Is A Ghost“, sowie der Ansage von Sänger Rod Usher: „Hallo Hannover, Happy Halloween, We Are Dead And Gone“, und dem gleichnamigen Song. Rod freut sich dann, endlich wieder in Hannover zu sein: „Wir waren viel zu lange nicht hier, aber wir kommen wieder.“ Vom neuen Album folgt dann „A Ghost From The 80’s“, bevor es mit „Tarantula“ in die Anfangstage der Band geht. „Give You The Creeps“ ist als Nächstes an der Reihe. Als Vorabsingle von „Alienated“ läuft das Lied bereits seit einiger Zeit im Radio.

Bei „Puppet On A String“ wirkt Rod dann irgendwie etwas abwesend. Und wie er anschließend bestätigt, war er das wirklich: „Ich habe gerade schon an den nächsten Song gedacht, den wir noch nie live gespielt haben, und dabei hab ich doch glatt den Text vergessen“, so der sympathische Sänger der Band aus Leichlingen. Es folgt das Cover „Dancing With Tears In My Eyes“ im Original von Ultravox. Danach sind der einzige deutsche Song an diesem Abend, „Hier Sein“ (ebenfalls vom neuen Album), sowie Klassiker wie „Beware Of Ghouls“, „Dreaming Of The Devil“ und „What Is It Like To Be A Monster” an der Reihe. Die Stimmung kocht nach einem eher zurückhaltenden Auftakt mittlerweile über. Band und Publikum haben richtig Bock, und der Sound stimmt mittlerweile auch. Doch bei vier der besten Bands des Genres ist die Spielzeit begrenzt, und so bildet „Back To The Cemetery“ den viel umjubelten Schlusspunkt von The Other, die nach gut 50 Minuten Spielzeit direkt an den Merch-Stand wechseln, um dort allerlei Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen. Großartige Show!

Lovesongs, Tanzschuhe und ganz viel Argyle Goolsby

Um 20:40 Uhr ist dann mit Blitzkid das nächste Highlight an der Reihe – für viele vielleicht der eigentliche Headliner. Und somit ist auch Argyle Goolsby wieder auf der Bühne, der nun in den kommenden knapp 55 Minuten erneut alles rausholt und sein besonderes Bassspiel in allen möglichen Haltungen und Lagen präsentiert – was für eine Show des Ausnahmebassisten! Los geht es mit „Starlite Decay“, dann wird Hannover mit einem „Richtig gut, mal wieder hier zu sein“ begrüßt, bevor es u. a. mit „These Walls“ und „Pretty In A Casket“ weitergeht. Mit dem Lovesong „Mary And The Storm“ – laut Band gleichzeitig auch etwas für die Tanzschuhe – geht es aufs nächste Level. Hannover kennt sowieso kein Halten mehr. Die Stimmung ist super, und die Spielfreude der Band stachelt das zusätzlich an. „She Dominates“ ist ein echtes Highlight, laut Sänger und Gitarrist TB Monstrosity „ein Song für die Ladies“, bei dem Argyle eine Klettertour auf dem Drumkit einlegt. Später leiht er sich einen Fächer aus dem Publikum für kühlere Luft und fordert auch die Zuschauer neben der Bühne und im hinteren Bereich zum Mitsingen auf. Weiter geht es mit „En Infinitus Sleepus“, „Let’s Go To The Cemetery“ und „Love Like Blood“. Als Zugabe folgt dann noch „Beast Or Man“ als krönender Abschluss eines beeindruckenden Auftritts. Die Band aus West Virginia darf gerne wiederkommen – ganz stark!

Love To Say Fuck

Den Abschluss dieses denkwürdigen Abends übernehmen Wednesday 13. Nach einer gefühlten Ewigkeit startet die Band mit „Look What The Bats Dragged In“ und „Rotting Away“. Die Band um den gleichnamigen Frontmann, der u. a. auch bei den Murderdolls oder den Frankenstein Drag Queens From Planet 13 aktiv war, startet fulminant, hat aber deutlich mehr Metalanleihen im Sound. Und so dauert es etwas, bis der Funke überspringt. Zudem haben sich die Reihen im Publikum doch schon etwas gelichtet. Doch so langsam wird Hannover warm mit der Band aus North Carolina. Songs wie „The Ghost Of Vincent Price“ oder die Murderdolls-Cover „Summertime Suicide“ und „Nowhere“ reißen – genau wie die großartige Bühnenperformance – mit. Ansagen gibt es übrigens so gut wie keine. Dafür werden leuchtende Kürbisse geschwenkt, und Songs wie „I Walked With A Zombie“ oder „Bad Things“ sagen mehr als viele Worte. Eine kleine Dankesrede von Wednesday 13 ist dann doch noch drin. Zudem folgen mit „197666“ und „I Love To Say Fuck“ zwei Frankenstein-Drag-Queens-From-Planet-13-Cover, wobei Letzterer den fulminanten Abschluss nach knapp 60 Minuten bildet. Dazu stolziert der Frontmann mit einem aufgespannten Schirm, auf dem die passenden Worte zum Song stehen, über die Bühne. Ein würdiges Ende eines tollen Abends, der sich gerne im kommenden Jahr in Hannover wiederholen darf. Drei supergute Bands sowie Wednesday 13, die mit ein paar Abstrichen aber dennoch eine gute Show zeigten, haben definitiv abgeliefert. Stark!