Ignite zählen seit jeher zu den richtig guten Livebands des Hardcore-Genres. Auch der Wechsel am Gesang von Zoli zu Eli Santana hat das nicht geändert, im Gegenteil, Ignite sind live eine Macht und so ist die Vorfreude groß, als bekanntgegeben wurde, dass Ignite mal wieder nach Hannover kommen. Die letzte Clubshow der Band aus Orange County liegt hier schon sieben Jahre zurück. Vor zwei Jahren war man dann aber im Rahmen der „Punk In Drublic“-Tour vor Ort. Nun also wieder im Club und da die Nachfrage von Beginn an verständlicherweise groß ist, wird das Konzert kurzerhand vom Bei Chez Heinz ins Musikzentrum hochverlegt. Ausverkauft ist es am Donnerstag, den 8. August dennoch und so kann die Party im pickepackevollen Club starten. Für die Aufwärmphase sind im Übrigen diesmal Bokassa zuständig.
Deutsch lernen durch Filme schauen
Als wir das Gelände vom Musikzentrum in Hannover kurz vor 8 Uhr betreten, spielen Bokassa bereits. Also nix wie ins Innere. Das Trio aus Trondheim, benannt nach dem gleichnamigen früheren Diktator der Zentralafrikanischen Republik, spielt dabei eine Mischung aus Punkrock, Stoner, Rock’N‘ Roll und etwas Hardcore. Und denen, die schon vor der Bühne stehen, scheint es durchaus zu gefallen was sie da hören. Bokassa haben ihr aktuelles „All Out Of Dreams“ im Gepäck. Davon spielt das Trio u.a. „The Ending Starts Today“, „Bradford Death Squadron”, welches als Schlager angekündigt wird, „Let´s Storm The Capitol” und „Everyone Fails In The End”. Sänger Jörn Kaarstad präsentiert seine recht guten Deutschkenntnisse und erntet so ziemlich viel Zuspruch. Laut eigener Aussage hat sich Jörn diese Kenntnisse durch Filme angeeignet. Nicht schlecht! Musikalisch sind die Norweger und Ignite zwar nur bedingt auf einer Wellenlänge und dennoch kann Bokassa überzeugen und überrascht positiv. Weitere Songs des Sets sind u.a. „Charmed & Extremely Treacherous“, „Retaliation”, “No Control”, “Vultures” oder “Molotov Rocktail”. Schließlich übernimmt auch mal Drummer Olav das Mikro und bedankt sich beim Publikum. Schließlich sei man das erste Mal in Hannover und sehr begeistert von der Stimmung und dem Zuspruch. Die Band wirkt sympathisch und kann voll punkten. Nach circa 50 Minuten ist dann Schluss. Aber die Band hat zahlreiche neue Freunde gewonnen.
Safe Space: Bühne frei
Nach knapp 25 Minuten Umbaupause ertönt ein Western Intro und dann entern Eli, Brett, Kevin und Craig die Bühne. Schnell fällt auf, dass der zweite Gitarrist Nik Hill nicht dabei ist. Ob dies nur für diese Tour der Fall ist oder für immer ist leider nicht ganz klar. Das tut aber der sofort steigenden Stimmung keinen Abbruch. Los geht es direkt mit „Veteran“ und wenn dies noch nicht ausreicht, verwandelt sich das Musikzentrum spätestens bei „Anti-Complicity-Anthem“ vom aktuellen Album in ein Tollhaus. Wahnsinn was hier abgeht und wie die Stimmung direkt steigt. Auch „Poverty For All“ und „Ash Return“ ändern daran nichts. Gefühlt singt alles mit. Nun folgt die erste Ansage und so begrüßt Brett die Anwesenden, mit „Hannover, wir sind aus Kalifornien. Lasst uns eine tolle Zeit haben.“ Weiter geht es mit „Who Sold Our Now“. Danach gibt Kevin die Bühne frei, für Stagedives etc, denn dies ist eure Bühne und ein absolut sicher Platz, so der Gitarrist. Und erst noch verhalten, wird das dann immer mehr angenommen.
Auf „Slowdown“ folgt „The Butcher in Me“. Immer mehr Leute diven, auch die ersten Frauen sind dabei. Gitarrist Kevin nutzt einen kleinen Break, um ein Statement abzugeben, sich für das ausverkaufte Haus zu bedanken und zu erzählen, was das der Band bedeutet. Denn Hardcore sei Freundschaft und das Publikum, mache den Unterschied. „Dies ist eure Bühne, eure Szene und wir lieben euch. Ihr seid unsere Familie und wir eure!“ „Let It Burn steigert die Stimmung weiter, bevor es mit „Bleeding“ endgültig eskaliert. Man hat wirklich den Eindruck, gleich fliegt das Dach weg.
Erste Mal im Musikzentrum seit 2006
Auch Brett hat noch einiges zu sagen und freut er sich über die tollen Gesichter im Publikum, bedankt sich und bestätigt, dass man lange nicht mehr in Hannover war und noch länger nicht im Musikzentrum. Das letzte Mal war dies 2006. Weiter geht es Schlag auf Schlag und mit „Done Digging The Grave“, welches mit Andrew Neufeld von Comeback Kid aufgenommen wurde. Kleinere Probleme an der Gitarre werden schnell behoben, überhaupt ist der Sound heute richtig gut, auch wenn die zweite Gitarre hier und da ein bisschen fehlt. Auf die Bandvorstellung folgen die U2-Coverversion „Sunday Bloody Sunday“ und „Embrace“. Eli ist so begeistert von der Stimmung, dass er sich dies für jeden Tag in jeder Woche wünscht. Was für ein Ritterschlag für das Publikum.
„Know Your History“ ist als nächstes dran, dann „Embrace“ und der Circle Pit-Song „Run“. Hannover liefert natürlich. Brett ist dann auch noch sehr angefasst und schildert, wie sehr Ignite diese Abende erfreuen und dass sie gar nicht komplett ausdrücken können, was das für die Band bedeutet. „So toll, dass ihr uns hier haben wollt. Das geht ans Herz, „ so der Bassist. „Fear Is Our Tradition“ ist dann der würdige Schlusspunkt, der durch die Zugabe „Live For Better Days“ getoppt wird. Dann ist nach 65 Minuten Schluss und ein grandioser Abend geht zu Ende. Was ein tolles Konzert, eine tolle Stimmung und eine großartige Band. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann nur auf hohem Niveau, denn es hätte noch etwas länger sein können und der ein oder andere tolle Song fehlte dann auch noch. Und dennoch gehört der Auftritt von Ignite 2024 im Musikzentrum schon jetzt zu den Anwärtern auf das Konzert des Jahres.