Wenn man schon über 25 Jahre im Business unterwegs ist und dabei auch noch großen Erfolg hatte, könnte man sich doch eigentlich auf seinen Lorbeeren ausruhen, oder? Dieser Ansicht sind die Herren von Jimmy Eat World definitiv nicht, denn sie haben ihr nunmehr zehntes Album namens „Surviving“ in den Startlöchern. Frontmann Jim Adkins sagte im Vorfeld über das neue Album, dass es das bisher persönlichste und ambitionierteste der Band sei – nach neun vorherigen Alben ist das definitiv einmal eine Ansage!
„“Surviving“ ist der beste Beweis dafür, dass Jimmy Eat World vollkommen zurecht immer noch ganz oben in der Szene mitmischen“
Es geht direkt los mit dem namensgebenen Titeltrack und hier hört man einmal mehr die ungemein hohe Qualität des Songwritings von Mastermind Jim Adkins. Wenn es überhaupt eine Band jemals geschafft hat, mit ein und derselben Akkordfolge einen Wahnsinns-Song zu schreiben, dann wohl Jimmy Eat World („I Will Steal You Back“, um mal nur einen zu nennen) und das haben die vier Herren auch mit dem Opener wieder bestens geschafft. Der Song geht verdammt gut ins Ohr und vor allem gut in die Beine. Der Vierer aus Arizona hat anscheinend seine rockige Seite wieder entdeckt. Ein sauguter Einstand!
John Hughes anyone?
Auch der nächste Song namens „Criminal Energy“ geht mächtig in die Beine und natürlich auch wieder gut ins Ohr. Erst der dritte Song namens „Delivery“ fährt einen Gang zurück, punktet aber genauso in Sachen Ohrwurmqualität. Wenn wir aber schon bei Ohrwürmern sind: Der vorab veröffentlichte Song „All The Way (Stay)“ ist dermaßen eingängig, dass vor allem der Refrain gefühlte Ewigkeiten im Kopf umher schwirrt. So etwas schafft auch kaum eine andere Band als Jimmy Eat World.
Und außerdem: Saxophon-Solo am Ende des Songs! Wie großartig ist das denn bitte? Der Song hätte dadurch auch gut zu einem 80er-Jahre-Film von John Hughes („Breakfast Club“, „Ferris Macht Blau“) passen können und wenn er noch leben würde, würde „All The Way (Stay)“ definitiv der Lead-Song seines nächsten Filmes werden. Eine schöne Liebesbekundung an die 80er.
Zu weit über den Tellerrand geschaut
Dass Jimmy Eat World auch gern mal über den Tellerrand schauen, zeigen sie auch beim Song „555“, in dem sich vor allem Jim Adkins stimmlich ausprobiert hat. Das klingt allerdings doch ziemlich komisch und wird auch nach ein paar Durchläufen nicht wirklich besser.
Der Song ist zwar trotzdem nicht schlecht, aber weiß durch das Gesangs-Experiment nicht hundertprozentig zu gefallen. Das ist aber tatsächlich auch der einzige Wermutstropfen, den „Surviving“ zu verzeichnen hat.
Fast ins Schwarze getroffen
Das Experimente aber auch klappen können, zeigt der letzte Song des Albums namens „Congratulations“, in dem Jimmy Eat World – wie schon bei „Pass The Baby“ – ihre Liebe zum Prog-Rock zelebrieren und dadurch einen fulminanten Abschluss zu einem wirklich überaus gelungenen Album.
Das neue Werk hätte auch fast die Bestmarke geknackt, wenn da nicht der eine schon bereits angesprochenen Song gewesen wäre. Aber nichtsdestotrotz ist „Surviving“ der beste Beweis dafür, warum Jimmy Eat World vollkommen zurecht immer noch ganz oben in der Szene mitmischen.
Video: Jimmy Eat World – All The Way (Stay)